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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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schlimm, dass man es gar nicht beschreiben kann. Sie sind eine tapfere Frau, Nic Robillard.«
    »Für meinen Vater war es viel schwerer. Er hat das Leben aufgegeben und alles hingeworfen.«
    »Was zum Beispiel?«, fragt Rudy mit sanfter Stimme.
    »Tja, er liebte den Lehrerberuf. Und er liebt das Wasser, zumindest war es früher so. Er und Mom. Die beiden hatten eine kleine Fischerhütte, wo niemand sie störte. Irgendwo weit draußen in den Sümpfen. Seitdem war er nicht mehr dort.«
    »Wo genau ist die Hütte?«
    »Im Dutch Bayou.«
    Rudy und Lucy sehen einander an.
    »Wer wusste davon?«, fragt Lucy.
    »Wahrscheinlich alle, denen meine Mutter davon erzählt hat. Sie war sehr gesprächig, ganz anders als mein Vater.«
    »Wo liegt der Dutch Bayou?«, erkundigt sich Lucy.
    »In der Nähe vom Lake Maurepas; er geht vom Blind River ab.«
    »Könnten Sie die Stelle wieder finden?«
    Nic starrt sie an.
    »Warum?«
    »Beantworten Sie nur meine Frage.« Lucy berührt Nic leicht am Arm.
    Sie nickt. Ihre Blicke treffen sich.
    »Also gut.« Lucy sieht sie weiter an. »Morgen. Sind Sie schon mal in einem Helikopter mitgeflogen?«
    Rudy steht auf. »Ich muss ins Bett... Bin total fertig.«
    Er weiß, was gerade zwischen Lucy und Nic geschieht. Und auf seine Art findet er sich damit ab. Doch er weigert sich, dabei zuzuschauen.Lucy betrachtet ihn. Ihr ist klar, dass er es zwar einerseits versteht, andererseits aber niemals begreifen wird. »Bis morgen, Rudy.«
    Er geht hinaus. Seine leichten Schritte verklingen auf den Stufen.
    »Übernehmen Sie sich aber nicht«, meint Lucy zu Nic. »Sie machen auf mich den Eindruck eines Menschen, der gern ein Risiko eingeht.«
    »Ich habe schon auf eigene Faust den Lockvogel gespielt«, entgegnet sie, »und mich gekleidet wie ein potenzielles Opfer. Ich sehe schließlich auch aus wie ein potenzielles Opfer.«
    Lucy mustert sie eingehend und tut so, als sehe sie das erst jetzt, obwohl es ihr schon den ganzen Abend auffiel. »Ja, mit Ihrem blonden Haar und Ihrer Figur. Außerdem wirken Sie intelligent. Allerdings haben Sie nicht die Ausstrahlung eines Opfers. Sie haben zu viel Energie. Doch das könnte den Mörder auch reizen und ihn noch mehr erregen. Sie wären eine größere Herausforderung.«
    »Ich hatte die falschen Motive«, geht Nic mit sich selbst ins Gericht. »Das heißt nicht, dass ich den Kerl nicht schnappen will. Ich wünsche mir mehr als alles andere, dass er endlich erwischt wird. Aber ich war draufgängerisch und starrsinnig und habe mich vielleicht selbst in Gefahr gebracht, weil die Sonderkommission keine Provinzmädchen wie mich in ihren Reihen duldet. Und das, obwohl ich vermutlich als Einzige hier einen Lehrgang an der besten forensischen Akademie der Vereinigten Staaten absolviert habe und von den fähigsten Dozenten ausgebildet worden bin. Zum Beispiel von Ihrer Tante.«
    »Haben Sie, als Sie sich umgesehen und sich selbst in Gefahr gebracht haben, vielleicht etwas beobachtet?«
    »Ich war in dem Wal-Mart, wo Katherine entführt wurde, und zwar nicht lange, bevor es geschah. Etwas ist mir aufgefallen - eine Frau, die sich merkwürdig verhalten hat. Sie ist au f d em Parkplatz gestürzt und hat behauptet, sie hätte sich das Knie verletzt. Doch sie kam mir seltsam vor, weshalb ich Abstand zu ihr hielt und ihr nicht beim Aufstehen geholfen habe. Eine innere Stimme hat mir geraten, sie nicht anzufassen. Ich fand ihren Blick merkwürdig und bedrohlich. Außerdem nannte sie mich Lämmchen. Mich hat noch nie jemand so genannt. Wahrscheinlich eine obdachlose Spinnerin.«
    »Wie sah sie denn aus?« Lucy versucht, ruhig zu bleiben; sie darf die Beweise nicht dem Fall anpassen, nur umgekehrt wird ein Schuh daraus.
    Nic beschreibt die Frau. »Das Merkwürdige ist, dass sie vermutlich dieselbe Frau war, die ich ein paar Minuten zuvor im Laden dabei beobachtet hatte, wie sie in der billigen Unterwäsche herumwühlte und ein paar Sachen stahl.«
    Nun ist Lucy endgültig alarmiert.
    »Bis jetzt ist noch niemand auf den Gedanken gekommen, dass der Mörder auch eine Frau sein oder zumindest eine Komplizin haben könnte. Bev Kiffin«, sagt sie.
    Nic trinkt noch einen Schluck Kaffee. Als sie bemerkt, dass ihre Hand zittert, schiebt sie das auf das Koffein. »Wer ist Bev Kiffin?«
    »Sie steht auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Personen.«
    »Oh mein Gott.« Nic lehnt sich wieder zurück und rutscht dabei näher an Lucy heran. Sie will bei ihr sein. Warum, weiß sie nicht, doch ihre
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