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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Autoren: Tobias O. Meißner
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mochte. Menschen. Pflanzen. Tiere. Dämonen aus dem Schlund. Legendenumwobene Reitgämsen und Riesenkäfer aus dem unbekannten Land jenseits des fernsten aller Gebirge. Das alles gab es nicht mehr. Stattdessen der ewige Aschewinter, der so heiß und gleißend war, dass man ohne Schutzkleidung Blasen auf der Haut bekam und ohne Augenschutz blind werden konnte. Die Wüste war weiß. Der Himmel war weiß. Die Sonne in ihm: weiß. Und weiß waren die Wirbel, die der Wind aus dem Flugsand formte. Weiß legte sich beständig über das Deck der Miralbra Vii und musste von Zemu und dem Schiffsmädchen Voy unermüdlich über Deck geschippt werden. Weiß in Weiß war auch jetzt alles, was Koaron erblicken konnte. Weiße Verwirbelungen auf tiefweißem Grund. Weißer Atem, der beständig und feinnadelig gegen einen prasselte. Und dennoch: Irgendwo dort vorne musste ein Großer sein.
    Die beiden Steuerfrauen lenkten das Schiff, indem die kleine, kurzhaarige Tibe im Bugspriet Zeichen gab und die hochgeschossene Jitenji durch ihre zwei Heckruder den Kiel ausrichtete. Gleichförmig schoss das Rädergefährt dahin, durch die Dünen und Wellen in ein beständiges, zittriges Auf und Ab versetzt. Die Aufgabe der Steuerfrauen bestand nicht nur darin, einen vom Kapitän angegebenen Ort zu erreichen, sondern auch darin, darauf zu achten, dass das Gelände voraus überhaupt befahrbar war. Ein Boot auf See konnte nur schwerlich auf ein Hindernis auflaufen. Ein Rollschiff jedoch konnte an einer zu hohen Düne scheitern, an einer sandfarbenen Steinformation, einem kaum erkennbaren Felsgrat unter dem trügerischen Weiß – oder sogar an einer plötzlichen Abbruchkante, hinter der das Land sich um einen oder zwei, vielleicht aber auch um ganze sieben Schritt abgesenkt hatte. Ganz zu schweigen von Feinsandtrichtern, Treibkieszonen, Glasschären, Untersandklippen oder Felsrutschen im Zerbrochenen Gebirge, die der Grund dafür waren, dass diese Gegend inzwischen vom Schamanen als Überwiegend untersagt deklariert worden war. Von Tibe hingen Wohl und Wehe der gesamten Besatzung ab. Jitenjis Aufgabe war es lediglich, Tibes Zeichen reaktionsschnell umzusetzen.
    Kapitän Renech zeigte sich wieder an Bord. In seinen Händen hielt er seine mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Lieblingsharpune, die er auf den Namen Blannitts Fluch getauft hatte. Er schrie den in den Wanten hängenden Sammlern ein paar Kommandos zu, doch die wussten schon längst, was zu tun war. Tibe und Jitenji hatten alles im Griff.
    »Wie konntest du hören, was sonst niemand hört?«, fragte Koaron Glai, während sie immer wieder, in der Takelung hängend, nahe aneinander heran und dann wieder voneinander weg schaukelten.
    »Ich habe gemogelt«, antwortete sie, und er war sicher, dass sie unter ihrem blauen Schal griente.
    »Gemogelt? Aber … da war doch wirklich was! Die Steuerfrauen haben es doch bestätigt!«
    »Ja, natürlich war da was. Aber ich habe es nicht gehört. Nicht mit den Ohren jedenfalls.«
    »Nicht mit den Ohren? Aber womit denn sonst?«
    »Mit den Füßen. Ich habe die Vibrationen gespürt. Aber mach nicht so ein Gesicht: Ich kann nur Große so spüren. Für Mannshohe habe ich mittlerweile zu viel Hornhaut an den Sohlen.«
    »Aber … das ist doch nicht möglich! Wie kannst du mit den Füßen etwas wahrnehmen, wenn du gar nicht im Sand stehst, sondern an Deck eines Schiffes?«
    Glai machte mit den Fingern ihrer freien Hand Gesten, um das von ihr Gesagte zu unterstützen. »Das Schiff bewegt sich auf dem Sand, verstehst du? Es ist durch die Räder mit der Wüste verbunden. Und ich durch die Füße mit dem Schiff. Alle Erschütterungen gehen durch den Schiffsrumpf in meinen. Wenn man sich ein bisschen auskennt, dann kann man schon erkennen, ob wir gerade über eine Unebenheit rollen oder ob sich etwas Großes in der Nähe bewegt.«
    Koaron schwieg. Aber er hatte das deutliche Gefühl, sich noch viel mehr Fähigkeiten aneignen zu müssen als Springen und Klettern, um sich hier draußen als Sammler einen Namen machen zu können.
    Die Anspannung an Bord der Miralbra Vii wuchs.
    Gilgel, der ewige Selbstdarsteller, hangelte an Deck hinunter, salbte sich dort mit Sonnenglockenmilch, betete viermal gegen die Unsichtbarkeit des in den Zerbrochenen Bergen verborgenen Dämonenschlunds und ritzte sich die Unterarme mit der Spitze seiner gläsernen Harpune, um – wie er es immer nannte – »Rauch auf Blut und Blut auf Rauch vorzubereiten«.
    Bakenala machte selbst an der
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