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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Autoren: Tobias O. Meißner
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erfüllen hatten, waren ähnlich gekleidet wie Koaron, nur in anderen Farbzusammenstellungen. Glai trug überwiegend Blau, Tsesin vorrangig Rot. Die hübsche Bakenala, in die, außer Koaron, jeder an Bord heimlich verliebt war, jeder, auch die Mädchen, trug einen einteiligen Fischlederanzug in allen erdenklichen Tönen des Farbspektrums. Nur Gilgel stach ein wenig heraus, weil seine bunte Schutzkleidung über und über mit grünen und roten und im Dunkeln sogar leuchtenden Symbolen mystischen Gehalts bekrakelt war.
    Koaron war – neben dem Schiffsmädchen – der Jüngste an Bord. Er war erst siebzehn. Noch nie hatte er einen Dämon zur Strecke gebracht, und dies war seine erste richtige Ausfahrt als Sammler. Aber er bildete sich einiges ein auf seine Leistungen im Sanddock, und sowohl Kapitän Renech als auch die erfahrenere Glai, die Koaron ein bisschen unter ihre Fittiche genommen hatte, erwarteten sich viel von dem schlaksigen Jungen, dessen Übermut zumindest »innerstadts« nur schwerlich zu bremsen gewesen war. An Bord der Miralbra Vii war Koaron jedoch nur an den ersten drei, vier Tagen noch übereifrig und tollkühn gewesen. Inzwischen hatte sich auch ihm, wie man so treffend sagte, der allgegenwärtige Wintersandstaub ins Gemüt gefressen.
    Jetzt lauschten alle nach Backbord, denn Glai hatte etwas gehört, und besonders die beiden Steuerfrauen und der Kapitän, die alle drei jeweils einen eigens konstruierten Schwingungstrichter an ihre Ohren hielten, strengten sich an, etwas zu erhaschen, das nicht Wind war oder das eigene Schiff.
    »Ist doch nicht zu glauben, dass Glai ohne Hilfsmittel bei voller Fahrt etwas hören konnte, was wir selbst jetzt …«, grummelte der Kapitän, aber die kleingewachsene Tibe unterbrach ihn, indem sie eine Hand erst hob und dann sich an die Lippen legte.
    »Jetzt höre ich auch etwas«, sagte sie. »Es muss ein Großer sein. Dreibeinig vermutlich. Bugwärts steuerbord. Mindestens eine Sandmeile entfernt.«
    »Ich habe ihn«, bestätigte Jitenji. »Ja, es ist gut, dass wir angehalten haben. Wir hätten seinen Weg vor ihm gekreuzt. Er hätte uns folgen und von achtern attackieren können.«
    Dem Kapitän war es immer noch nicht gelungen, etwas zu hören, deshalb fluchte er so derb, dass sein Backenbart prasselte. »Ich werde langsam zu … ungeduldig für diese Spuckschüsseln«, haderte er und gab seinen Schwingungstrichter an das Schiffsmädchen weiter, das auftragsgemäß in der Nähe stand und bedingungslose Hilfsbereitschaft vermittelte. »Bringt uns nahe ran, aber nicht zu nahe, ihr wisst schon …«
    Die beiden Steuerfrauen warfen sich einen kurzen Blick zu und übernahmen das Kommando, während der Kapitän unter Deck ging, um seine Lieblingsharpune zu holen.
    Sämtliche Sammler bis auf Koaron und Bakenala stiegen jetzt in die Wanten. Der Wind formte den Sand zu Spiralen und Wirbeln, die manchmal wie Dämonen mit fadenscheinigen Tentakeln aussahen. Koaron wurde von Bakenala herbeigewunken. Sie verhüllte niemals ihr Gesicht, außer im Kampf mit einem Dämon, und dann trug sie eine eitle Schutzmaske, die ihrem eigenen Gesicht nachempfunden war. Ihre stets wie zum Kuss gerundeten Lippen prangten Koaron in ihrer kapuzenumrahmten Sinnlichkeit entgegen, aber er war immun dagegen. Er war der einzige Junge in ganz Aztrivavez, der Bakenala nicht im Mindesten attraktiv fand. Ihr Gesicht und ihre Figur erschienen ihm eher wie eine Parodie auf eine schöne Frau, wie eine Übertreibung wenig origineller Männerphantasien: große Augen, geschwungene Brauen, winzige Nase, volle Lippen, üppiges Haar, großer Busen, schmale Taille, runder Hintern. Sie war beinahe unglaubwürdig, so sehr entsprach sie jedermanns Wünschen. Koaron hingegen interessierte sich eher für Mädchen, die nicht so ganz den allgemeinen Erwartungen entsprachen. Er fand an Glai ansprechend, dass sie schon Fältchen um die Augen hatte, an Voy, dass ihr der Helm immer anders, aber immer irgendwie schief auf dem Kopf saß, an Tibe, dass sie so winzig war und gleichzeitig so herrisch, und an Jitenji, dass sie so ein länglich-melancholisches Gesicht mit tiefen Schatten unter den Augen hatte und ein trauriges Lächeln, das niemals ihre Zähne sehen ließ. Nur an Bakenala konnte er nichts finden – es war, als würden seine Blicke an ihrer Makellosigkeit abgleiten.
    »Einer der Anker hat sich verfangen«, schmollte Bakenala ihn an. »Gehst du oder soll ich?«
    »Ich mach das schon.« Er war kein sich ständig als
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