Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Autoren: Tobias O. Meißner
Vom Netzwerk:
Mensch, war er ein Dämon.
    Zeit veränderte sich.
    Adain lauschte. Häufiger und häufiger fand er sich am Grund des tiefen Schlundtrichters wieder und horchte, spähte in die Höhe, wo ferne, unstete Wolken zogen. Einmal sah er etwas über den kreisförmigen Ausschnitt fliegen, der seine ganze Sicht darstellte. Es mochte ein Vogel sein, ein von Menschenhand geschaffenes Fluggerät oder ein stürzender Himmelskörper. Was immer es war, es beschäftigte ihn lange, und er fand in Orisons Zeichnungen keine zufriedenstellende Entsprechung.
    In der Wüste bewegte sich das Fremde und Neue. Ansonsten war alles still. Die Menschen oder Dämonen oder was immer in den übriggebliebenen Städten nistete, verhielten sich verhältnismäßig ruhig. Sie hatten ihre Lektionen aus den beiden Dämonenkriegen gelernt, dem Krieg der Zwei und dem Krieg der Hunderttausend.
    Zeit und Zeit verrann.
    Und mit der Zeit wurde es oben unruhiger.
    Die Menschen oder Dämonen schwärmten aus den Städten und begegneten dem Neuen. Sie begegneten sich auch untereinander, und es kam zu Reibereien, die bis zu Adain nach unten durch den Boden zu spüren waren als schabendes Schleifen sich aneinander vergehender Körper.
    Nichts änderte sich dort oben.
    Selbst mit der Zeit änderte sich nichts.
    Adain wusste nicht, was dort im Einzelnen vor sich ging, aber er begriff langsam, dass er es zu wissen begehrte.
    Er schneiderte sich ein Gewand, das aus derselben Substanz bestand wie sein Leib. Es war enganliegend, glänzend und reißfest. Vorne und hinten hatte es je einen Umhang, der bis zu den Knien reichte. Die Schuhe waren ohne Sohle, sollten aber schützen gegen Hitze und Kälte.
    Er dachte auch nach über eine Bewaffnung. Er würde etwas brauchen, um sich verteidigen zu können. Das Land kannte den Krieg, hatte den Krieg verinnerlicht, war vom Krieg umgestaltet worden – Adain durfte sich ihm nicht einfach wehrlos aussetzen. Also schuf er sich zwei Schwerter, eines lang und gebogen, in seiner Mitte ein Griff wie eine verdoppelte Sense, und das zweite kürzer und gerade, aus zwei kreuzförmig ineinander verschränkten Klingen gefügt. Klingen und Griffe bestanden aus dem polierten Gestein der Höhle, waren also schwerer als das, was Menschen zu führen gewohnt waren. Adain gab der verdoppelten Sense den Namen Die Stimme und dem Kurzschwert mit den vier Schneiden den Namen Das Schweigen . Er brachte sich bei, die Waffen mit großem Geschick und großer Geschwindigkeit zu handhaben. Ihr Gewicht wurde Bestandteil seiner Bewegungsabläufe. Und er arbeitete seine Kleidung so um, dass er die Waffen in zwei stabilen Halftern verstauen konnte.
    Dann hielt er es nicht mehr aus. Seine Geduld war verströmt wie die Zeit.
    Zweihundertundzehn Jahre nach dem Ende stieg Adain, indem er seine beiden Klingen als Werkzeuge benutzte, aus dem Dämonenschlund auf und betrat wie ein Kind, das des Staunens noch mächtig ist, die eingesunkene Ruine einer alten Kapelle und dahinter die unendliche Helligkeit der Wüste des Winters.

II
    Das Kräftespiel der körperlichen Anziehung
    »Hörst du das?«, fragte Glai. Ihr Gesicht war unter Staubschal und Lichtschutzbrille so gut wie überhaupt nicht zu erkennen.
    Koaron gab sich alle Mühe, in den Wind hinaus zu lauschen, aber außer dem Knarren der Takelage, dem Knattern der Segel und dem allgegenwärtigen Mahlen der Räder vernahm er nichts.
    »Nichts? Überhaupt nichts?«, fragte Glai ihn spöttisch.
    »Nichts«, musste er zugeben. »Was soll ich denn hören?«
    »Streng dich ruhig mal ein wenig an, schließlich willst du ein Sammler sein!«
    Koaron verdoppelte seine Anstrengungen und lauschte. Sollte er etwa einen Dämon hören? War es das, worauf sie anspielte? Er hängte sich ganz weit hinaus, obwohl die Miralbra Vii nicht stillstand, sondern stetig vom Wind getrieben durch den Sand vorwärtsrauschte. Es war nicht ungefährlich, sich unter der Fahrt so über die Reling zu krängen. Wer abstürzte, konnte vom weißen Sand verschlungen werden. Oder von Dämonen, falls welche in der Nähe waren.
    »Ich höre einfach nichts«, musste Koaron nach einer Weile zugeben.
    Glai klopfte ihm auf die Schulter. »Wir müssen anhalten. Ich bin mir sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe.« Sie löste sich aus dem Tauwerk und stiefelte über das sandige Deck zum Kapitän. Dieser ließ umgehend backbrassen, die Segel teilweise reffen und das klobige Rollschiff dadurch verlangsamen. Dann befahl er, drei Draggenanker auszuwerfen. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher