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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
Autoren: Tobias O. Meißner
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Beiboot ziemlich gut getroffen zu haben. Glai übernahm das Segel, Tsesin das Steuerrad. Koaron hatte eigentlich nichts zu tun. Er stellte sich hinter Tsesin ins Heck und spähte voraus, eine Hand neben den Augen wegen des Sandes. Koaron mochte die Schutzbrillen nicht. Die Lichtreflexe in ihnen irritierten ihn immer, wenn es auf schnelle Reaktionen ankam, und außerdem wurde er den Eindruck nie los, dass sein Gesichtsfeld empfindlich eingeschränkt wurde. Also nahm er es lieber in Kauf, die ganze Zeit über die Augen zusammenkneifen zu müssen und dennoch ab und zu Sandtränen zu heulen.
    Das Weiß gischtete um sie her, während der Wind die Segel prall machte und die beiden Beiboote Seite an Seite durch die Dünen schlüpften. Mit diesen Schlitten konnte man sogar Sprünge machen. Koaron hatte einen großen Teil seiner Jugend in den Sanddocks damit zugebracht, immer waghalsigere Kunsttücke mit Segelschlitten einzustudieren. Bis zu einem Zweifachen Taucher an der Hochrampe hatte er es gebracht, aber dann hatte er mit ansehen müssen, wie Wennim, einer seiner besten Freunde, ungenau absprang, falsch aufkam und sich das Rückgrat zerschmetterte. Wennim war heute noch ab und zu in den Docks anzutreffen, in seinem segelgesteuerten Räderstuhl, aber er war nur noch der bleiche, abgemagerte und zynische Geist seines früheren Freundes, und Koaron mied ihn, so gut er konnte. Er mied ihn und andere mitleidlose Erinnerungen an die Docks bis hierhin, bis weit in die winterliche Wüste hinaus. Seit Wennims Unfall hatte Koaron den Wunsch verspürt, die winkelige Enge der Docks gegen die unermessliche Weite der Wüste zu vertauschen. Er hatte eine kostspielige Schulungsfahrt an Bord der Miralbra Xxiii mitgemacht und aufgrund seiner dort gezeigten Fähigkeiten seine erste Heuer auf der Miralbra Vii erhalten. Und nun war er hier mitten im ewigen Aschewinter und hatte einen leibhaftigen Großen vor sich.
    Die Sonne verwirbelte. »Ich kann ihn wieder spüren«, lachte Glai ihm schalgedämpft zu. »Er ist nahe.«
    Koaron lächelte zurück. »Ich glaube langsam, du hast Stacheln an den Füßen, genau wie ein Gäus.«
    »Wenn das stimmt, dann wird es besonders wehtun, wenn ich dich gleich trete.«
    »Still, ihr zwei«, raunte Tsesin nach hinten. »Noch eine hohe Düne, dann haben wir ihn.« Also konnte auch Tsesin den Großen wahrnehmen. Wahrscheinlich aber nicht an den Vibrationen seiner Schritte, sondern aufgrund der Verwirbelungen des Staubes oberhalb des Körpers eines solchen Riesen. Das dachte sich Koaron zumindest, feststellen konnte er nichts dergleichen. Er hatte noch so unendlich viel zu lernen.
    Sie nahmen die nächste Düne – und Tsesin hatte sich nicht geirrt: Da war er!
    Der Gäus war immer noch zwei weitere Dünenketten entfernt, aber er ragte über diese hinaus wie ein wandelnder Berg. Zehn oder elf Mannshöhen, er war mindestens zehn oder elf Mannshöhen groß, wie zwei sechsstöckige Dockverladetürme übereinandergestapelt. Und er bewegte sich. Er ging ruhig seines Weges. Der Anblick war überwältigend! Der gedrungene Schädel des gigantischen Dämons verschwand beinahe in einer Sandbö, von der hier unten gar nichts zu spüren war. Dennoch vermeinte Koaron katzenartige Tasthaare rund um ein mit Hauern bewehrtes Maul ausmachen zu können.
    Tsesin schaute zum Kapitän hinüber. Der gab die vertrauten Zeichen: Unbemerkt annähern! Umkreisen! Zu Fall bringen! Dann erst binden! Dieses letzte Zeichen machte er immer zweimal und besonders eindringlich, als ob schon jemals ein Sammler auf die Idee gekommen wäre, einen nicht zu Fall gebrachten Großen zu binden.
    Die beiden Segler schwenkten in den Rücken des Riesen. Der Wind kam weiterhin beinahe von vorne, die Segel wurden von Bakenala und Glai in spitzem Winkel zur Windrichtung geführt. Koaron fasste nach einer der Beibootharpunen. Er hatte noch keine eigene, persönliche, so wie der Kapitän oder Gilgel oder Tsesin oder Glai. Dieses Privileg musste er sich erst noch verdienen, aber bis dahin durfte er sich von der in den Booten installierten Standardausrüstung bedienen.
    Es kam ihm so vor, als würden die Beiboote langsamer werden, aber das täuschte. Der Riese bewegte sich mit gewaltigen Schritten, deshalb näherten sie sich ihm nur allmählich. Als Koaron sich nach der Miralbra Vii umblickte, war diese schon längst nirgendwo mehr zu sehen.
    Das Beiboot mit dem Kapitän ging nun leicht in Vorlage. Dem Kapitän gebührte immer der erste Wurf.
    Der Sand schrammte
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