Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne

Titel: Die Cybersurfer - Angriff der Superhirne
Autoren: Collin McMahon
Vom Netzwerk:
Erstaunen. Ich nahm die Konsole, an der ein USB-Kabel hing,um sie mit der externen Antenne zu verbinden, steckte es aus und verband die GameBox mit dem Aufzug. Und damit mit der ganzen Hauselektronik, wie sich herausstellen sollte.
    Ich rief den Webbrowser auf und probierte einfach mal etwas. Denn oft benutzten die Programmierer von solchen Geräten Webbrowser als Interface, als Eingabemaske für den Benutzer, obwohl es gar nicht ins Internet ging. Und dafür gab’s eine Standard HTML-IP-Adresse, die immer benutzt wurde, fragt mich nicht, wieso: 192.168.0.1. Das ist eine von etlichen Millionen RFC1918-Adressen: IP-Adressen, die für den privaten Gebrauch reserviert waren, also nicht im Netz. Aber irgendwie nehmen sie immer die. Also probierte ich die 192.168.0.1. Und tatsächlich, es klappte. Eine Eingabemaske tauchte auf: »ARGOS Hausautomatik«. Daneben wurden User-Name und Passwort abgefragt. Aber da niemand erwartet, in seinem eigenen Heim gehackt zu werden, waren die immer noch auf die Werkseinstellung gestellt: »admin« und »passwort«.
    Ha ha! Ich war drin! Das Erste, was ich machte war – das Passwort zu ändern. User-Name: »enigma«. Passwort: »binhexkiller«! Das saß. Jetzt kam er nicht mehr in sein eigenes Hausautomatik-Netz rein! Danach tauchte eine hässliche braune HTML-Seite auf, mit lauter Hausautomatikeinstellungen: Licht, Heizung, Elektrik... Interessiert betrachtete ich die Auswahl.
    »War doch ’ne gute Idee, oder?«, fragte Mülli über meine Schulter.
    »Mülli, das war eine so gute Idee – das nächste Mal muss ich dich beim Knobeln gewinnen lassen.«

Wie ich später erfahren sollte, saß der Binhexer tatsächlich in diesem Moment in seinem Geheimversteck und war schwer damit beschäftigt, so weit es ging sämtliche Spuren seines Zugriffs bei der Immens AG zu löschen. Deshalb bemerkte er zuerst gar nicht, dass es anfing, unangenehm heiß zu werden. Vom Fahrstuhl aus hatte ich nämlich die Temperatur der Klimaanlage auf ihr Maximum hochgeschraubt: auf 40 °C. Er begriff erst, dass etwas nicht in Ordnung war, als ich die Rollos im ganzen Haus herunterfahren ließ, so auch an den Fenstern seines Kellerverlieses. Ich hatte derweil festgestellt, dass man die Türen auch zentral steuern konnte: Dann machte es Klick!, und die Tür vom Keller war zu. Und da beschlich den Binhexer ein furchtbares Gefühl der Hilflosigkeit und des Gefangenseins. So allmächtig und grandios er sich noch vor Kurzem gefühlt hatte, als ihm die Computerwelt zu Füßen lag – so klein und elend fühlte er sich jetzt. Und noch schlimmer – eine furchtbare Vorahnung beschlich ihn – wozu ich noch alles in der Lage sein würde, wenn ich ihm schon im eigenen Haus seiner Freiheit berauben konnte. Seine Finger flogen über die Tastatur, und er versuchte, sich wieder in die Hausautomatik einzuloggen.
    Aber nix war’s. Das Passwort war geändert. Er war draußen. Ich hatte die Kontrolle.
    In dem Moment zischte etwas über seinem Kopf. Erschrocken sah er nach oben und erblickte: die Sprinkleranlage. Mit einem Mal spritzte das Wasser aus den zwei runden Sprinklerventilen in der Zimmerdecke und drohte, sein ganzes unterirdisches Computerlabor unter Wasser zu setzen.
    »Nein!«, rief er und sprang zur Steckdosenleiste, in der alle seine elektronischen Geräte steckten. Er trat mit dem Fuß auf den rot leuchtenden Kippschalter, und auf einen Schlag waren all seine Rechner und Geräte aus. Zack. Schluss mit lustig. Panisch lief der Binhexer umher und versuchte, alle Bauteile und Papiere abzudecken, mit seiner Jacke, seinem Tischtuch, dem Teppich, egal. Und in dem Moment ging die Fahrstuhltür auf. WUSCH. Da standen wir: die Rache Gottes.
    Mülli und ich blickten in das Chaos des ehemaligen Geheimverstecks, das er sich im Keller gebastelt hatte, und sahen zu dem Binhexer hinüber: Er stand im Regenschwall der Sprinkleranlage und versuchte verzweifelt, seine Sachen zu retten. Er war in unserem Alter, kaum jünger, und gekleidet wie diese anderen reichen Schnöseltypen, die wir an der Endhaltestelle gesehen hatten: mit weißer Strickjacke und Bügelfaltenhose. Die gestriegelte blonde Frisur hing ihm nun ins Gesicht, und er sah aus wie ein nasser Pudel – ziemlich bescheuert.
    Ich schaltete die Sprinklerdusche ab, ließ die GameBox aber zur Vorsicht mal da hängen und ging einen Schritt auf ihn zu: »Es ist aus, Mann. Gib auf.«
    Mülli folgte mir, wir traten beide aus dem Aufzug. Zu zweit und in unseren Straßenklamotten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher