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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Autoren: Linda Lael Miller
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aus Conners Schrank austauschen.
    Einen Zwillingsbruder zu haben hatte auch Vorteile, einer davon bestand in der ständigen Verfügbarkeit einer zweiten vollständigen Garderobe.
    Früher hätte Conner über Brodys Hang, sich seine Sachen auszuleihen, geflucht. Aber letztes Silvester hatte Brodys „kleiner Bruder“ Tricia geheiratet. Seitdem reichte das Fehlen eines Hemds oder einer Jeans nicht mehr aus, um ihn aus der Ruhe zu bringen.
    Conner und Tricia lebten in immerwährenden Flitterwochen, und jetzt, da sie in drei Monaten ein Kind erwarteten, schienen sie regelrecht von innen heraus zu strahlen.
    Brody saß wieder auf und ritt nach Hause. Mit gemischten Gefühlen dachte er an das Glück seines Zwillingsbruders.
    Natürlich freute es ihn, dass sich für Conner alles so gut entwickelte, doch er war auch ein bisschen neidisch.
    Nicht dass er das irgendjemandem eingestanden hätte.
    Tricia war schön, klug und humorvoll, und für ein Mädchen aus der Stadt hatte sie sich erstaunlich leicht auf der Ranch eingelebt. Obwohl sie im Grunde genommen eine blutige Anfängerin war, ritt sie seit der Hochzeit fast jeden Tag – jedenfalls wenn das Wetter es zuließ –, bis sie erfahren hatte, dass sie schwanger war. Von da an hatte Conner es ihr untersagt.
    Keine Ausritte mehr bis nach der Geburt.
    Punktum, Ende der Diskussion.
    Beim Gedanken an die Unerbittlichkeit seines Bruders grinste Brody. Normalerweise herrschte in Conners Ehe Gleichberechtigung, aber in diesem Punkt war Conners Wort Gesetz. Und Tricia, die sonst sehr unabhängig war, hatte kapituliert.
    In Brodys Augen war das nur vernünftig, wenngleich viele Frauen vom Land das Reiten nicht aufgaben, wenn sie schwanger waren, sondern weiterhin Vieh zusammentrieben, Irrläufer einfingen und Zäune abritten. Allerdings kam Conners unnachgiebige Haltung nicht von ungefähr: Ihre Mutter Rachel Creed hatte als Schwangere noch lange an Fassrennen teilgenommen. Zwar war dabei nichts Aufsehenerregendes passiert, doch kurz nach Brodys und Conners Geburt wurde Rachel krank.
    Sie starb, als ihre kleinen Söhne noch nicht einmal einen Monat alt waren.
    Ihr Vater Blue Creed lebte auch nicht viel länger. Überfordert von der Verantwortung, brachte er die knapp einjährigen Babys heim auf die Ranch und übergab sie seinem Bruder Davis und dessen Frau Kim. Bald darauf wurde Blue von einem Pferd abgeworfen und brach sich das Genick. Nachdem er sechs Wochen im Koma gelegen hatte, starb er.
    Als Brody jetzt den Bergrücken überquerte und das Gras um ihn herumwogte wie ein grünes Meer, gab er sich alle Mühe, die feuchte Kälte des nassen Jeansstoffs an seinen Beinen zu ignorieren – und den alten, tief sitzenden Schmerz in seiner Seele. Der Anblick des Viehs, das um ihn herum weidete, tröstete ihn jedoch ein wenig. Es waren größtenteils Herefords, aber auch ein paar schwarze Angusrinder zur Auflockerung der rotbraunen Monotonie. Zwei Dutzend halb wilde Pferde, speziell fürs Rodeo gezüchtet, und sechs Brahman-Bullen vervollständigten den Viehbestand.
    Clint und Juan und ein paar weitere Rancharbeiter ritten zwischen den verschiedenen Tieren umher, hauptsächlich um den Frieden zu sichern. Brody tippte an seine Hutkrempe, während die Männer vorbeiritten.
    Moonshine war etwas unruhig, und Brody ließ die Zügel locker. Dieses Cayuse-Pony mochte etwas ängstlich sein, wenn es Flüsse durchqueren sollte, allerdings schien es einem Rennen nie abgeneigt zu sein.
    Sobald Brody sich tief über den Hals des Falben beugte, mit einer Hand seinen Hut und mit der anderen locker die Zügel hielt, schoss das Tier davon wie eine Rakete.
    Brody genoss den wilden Galopp, bis der Koppelzaun plötzlich vor ihm auftauchte.
    Moonshine flog über die oberste Zaunlatte, als wären ihm Flügel gewachsen, streckte sich nahezu längelang, und landete knapp einen halben Meter vor Conner, der ein Gesicht machte, als hätte er statt Eiern mit Speck rostige Nägel zum Frühstück gegessen.
    Brody blickte in das Gesicht, das dem seinen so ähnlich sah, dass es ihn selbst manchmal umhaute, und er war schließlich daran gewöhnt, beinahe das exakte Abbild seines Bruders zu sein.
    Conner bedachte seinen Bruder durch die Staubwolken mit einem finsteren Blick. Er sah aus, als wollte er Brody packen,vom Pferd zerren und gehörig verprügeln. So viel also zu positiver Persönlichkeitsveränderung als Folge von Eheglück!
    „Ups“, sagte Brody grinsend, denn er wusste, dass er Conner damit noch mehr
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