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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Autoren: Linda Lael Miller
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Brody gepresst.

2. KAPITEL
    I n Tricias blauen Augen blitzte der Schalk, als sie Brody und Carolyn musterte. Die beiden standen starr wie holzgeschnitzte Indianer vorm Tabakgeschäft mitten in Nattys Küche.
    Ihr bloßer Anblick milderte Brodys Ärger. Schließlich hatte er sich immer eine Schwester gewünscht, und jetzt hatte er eine. Für die Frau seines Cousins Steven empfand er ähnliche Zuneigung. Doch Melissa sah er nicht quasi jeden Tag, da sie mit Steven und ihren drei Kindern in Stone Creek, Arizona, lebte.
    „Hat Conner dich geschickt, um nach mir zu sehen, Brody Creed?“, fragte Tricia im Tonfall freundlichen Misstrauens. Sie neigte den Kopf zur Seite und verschränkte die Arme über ihrem eindrucksvollen Leib.
    Aus dem Augenwinkel sah Brody, wie Carolyn sich abwandte. Ihr gesträhntes blondes Haar schwang mit der Bewegung mit und streifte ihre Schultern. Geschäftig schob sie Gegenstände auf dem Tresen umher.
    „Brody?“, hakte Tricia nach, während Brody noch mit dem Knoten in seiner Zunge kämpfte.
    „Nein, es war meine eigene Idee, bei dir reinzuschauen, wenn ich schon mal in der Stadt bin“, antwortete er schließlich und drehte seinen Hut in beiden Händen wie ein schüchterner Held in einem alten Western. „Aber ich glaube nicht, dass Conner etwas dagegen hätte.“
    Tricia lächelte und warf einen Blick in Carolyns Richtung.
    Der Büchsenöffner surrte, ein Topf klapperte auf dem Herd.
    Brody seufzte.
    „Isst du mit uns zu Mittag?“, fragte Tricia ihn.
    Carolyns Rücken versteifte sich, kaum dass Tricia die Frage gestellt hatte, und Brody sah belustigt und gleichzeitig bestürztzu, wie sie die Brotscheiben auf zwei vorbereitete Mortadella-Sandwichs drückte. Das tat sie so energisch, dass die Dinger aussahen wie durch die Mangel gedreht.
    Überzeugt, für einen Tag genug Feindseligkeit provoziert zu haben, schüttelte Brody den Kopf. „Ich muss zurück auf die Ranch“, sagte er. „Wir bessern gerade ein paar Strecken Stacheldrahtzaun aus.“
    „Ach“, sagte Tricia. Sie ging gemächlich zum Tisch, rückte sich einen Stuhl zurecht, bevor Brody es für sie tun konnte, und setzte sich.
    „Hey?“, fragte Brody besorgt. „Geht’s dir gut?“
    „Ich bin wohl ein bisschen erschöpft“, gestand sie. „Das ist nicht weiter schlimm.“
    Daraufhin unterbrach Carolyn ihre Essensvorbereitungen und drehte sich zu Tricia um. „Ich finde, du solltest nach Hause gehen und dich ausruhen“, sagte sie. „Es war ein verrückter Morgen, und ich mache jetzt schon seit ein paar Tagen Inventur.“
    „Und ich soll dich mit dem Aufräumen des Ladens und dem Nachfüllen der Regale alleinlassen?“, fragte Tricia. „Das wäre nicht fair.“
    „Ich schaffe das schon“, versicherte Carolyn ihr. Sie klang ganz normal, doch Brody spürte, dass sie die Stacheln aufstellte wie ein Stachelschwein, im Begriff, sie in alle Himmelsrichtungen abzufeuern. Natürlich würdigte sie ihn keines Blickes. „Und ich möchte den Laden heute sowieso früh schließen. Dann könnte ich die Buchhaltung auf den neuesten Stand bringen, den Zigeunerrock fertig machen, an dem ich arbeite, und ihn auf der Website anbieten.“
    Brody wusste nicht, was ein Zigeunerrock war, und es interessierte ihn auch nicht. Dafür aber empörte es ihn, von der Unterhaltung ausgeschlossen zu werden, als wäre er durchsichtig oder völlig vom Erdboden verschwunden.
    Er räusperte sich.
    Tricia sah ihn nicht an, Carolyn auch nicht.
    Doch der Kater fixierte ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen, und Brody fühlte sich schon wieder angegriffen. Bis heute war er noch nie einem Geschöpf begegnet, das ihn nicht auf Anhieb gemocht hatte.
    „Hör zu“, sagte Tricia schließlich zu Carolyn. „Ich nehme mir den Nachmittag frei. Wenn du versprichst, nicht die halbe Nacht auf den Beinen zu sein und Perlen und Schleifchen an diesen Rock zu nähen.“
    „Versprochen“, antwortete Carolyn rasch. Wahrscheinlich, überlegte sie, werde ich ihn am einfachsten und schnellsten los, wenn Tricia nach Hause geht und er sie begleitet.
    „Na gut“, gab Tricia nach. „Eine Mittagsstunde würde mir wirklich guttun.“ Damit ging sie ins Nebenzimmer, vermutlich um ihre Handtasche zu holen, und wieder waren Brody und Carolyn, wenn auch nur kurz, allein.
    Die Suppe auf dem Herd kochte über, zischte auf der heißen Platte und begann zu stinken.
    Automatisch wollte Brody den Topf von der Platte ziehen, genau wie Carolyn. Sie stießen so heftig seitlich zusammen,
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