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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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gekreuzte Eispickel, mit schwarzer Farbe unscharf aufgemalt war. Die große, schlanke Frau, die dort wartete, kannte ich. Cara hatte es also bis zum Chefvorreiter geschafft? Vor ihr hätte ich es zwar nicht zugegeben, aber ich war beeindruckt. Obwohl sechs Jahre älter als ich, war sie noch jung für die Spitzenposition eines großen Konvois.
    Kiran war anzusehen, dass ihm eine Frage auf der Zunge lag, doch er machte den Mund zu, als Cara auf uns zukam. Braver Junge.
    »Dev! Hab schon gehört, dass du mit von der Partie bist.« Sie zog mich in eine kräftige Umarmung.
    »He, Vorsicht! Ich brauche meine Rippen noch.« Ich tat, als müsste ich nach Luft schnappen. Cara ließ mich los und lachte, dass ihre weißen Zähne leuchteten. Sie war stark gebräunt, die blonden Haare ausgebleicht. Offenbar hatte sie den Winter aufden Handelsstraßen der Wüste verbracht. Ich klopfte ihr gegen die Schulter. »Hast du im Osten gearbeitet? Warst du besoffen, als du angemustert hast? Da sind keine Berge, da sind Sandhügel.«
    »Zum Klettern ist das nichts, aber die Sandkatzenjagd macht das wett. Wenigstens habe ich nicht den ganzen Winter über in der Stadt gehockt. Wie stehst du das durch?«
    »Es gibt Kompensationen«, sagte ich. Sie verdrehte die Augen.
    »Ja, richtig, deine Giftschlange von Geschäftspartnerin. Hatte ich glatt vergessen. Hat sie dich noch am Kletterhaken?«
    Cara war scheinbar der einzige Mensch, der es noch nicht gehört hatte, und ich würde es ihr nicht auf die Nase binden. Meine Verbundenheit mit Jylla hatte sie noch nie verstanden. Wenn ich mir jetzt das Endloslied »Hab ich dir doch gleich gesagt« anhören müsste, würde ich Cara irgendwann von der Klippe schubsen. Zum Glück hatte ich die perfekte Ablenkung parat.
    »Cara, ich möchte dir meinen Lehrling vorstellen, Kellan na Erinta.« Ich deutete mit schwungvoller Geste auf Kiran. Den falschen Namen hatte ich mit Bedacht so gewählt. Den Vornamen gab es wie Sand in Ninavel, und gleichzeitig war er dem echten so ähnlich, dass Kiran nicht so leicht vergäße, darauf zu hören. Der Nachname folgte dem überkommenen arkennländischen Muster, das unter den Einwanderern aus dem Norden so beliebt war, und passte zu seiner hellen Haut und den blauen Augen.
    Caras weißblonde Brauen schossen in die Höhe. »Du? Einen Lehrling? Seit deiner eigenen Lehre sind gerade mal vier Jahre vergangen. Ist dir langweilig geworden?«
    »Seine Familie kriegt das Geld fürs Wasser nicht mehr so gut zusammen. Geschäftliche Flaute. Du weißt ja, wie das ist. Hab ihn aus Gefälligkeit übernommen.« Ich setzte mein rechtschaffenstes Gesicht auf.
    »Hmhm.« Cara musterte Kiran. Ich hielt den Atem an. Durch das Sieh-weg-Amulett vergaß ihn ein beiläufiger Beobachter schnell oder übersah ihn ganz, doch das schützte nicht vor gezielter Neugier, und Cara hatte ein scharfes Auge.
    Ein schalkhaftes Lächeln machte sich in ihrem Gesicht breit. »Weiß du, Junge, wenn Dev dich rausschmeißt, kannst du bei mir anfangen. Ich bin sicher, wir kommen gut miteinander aus.« Sie besah ihn noch mal ganz langsam von oben bis unten und zwinkerte ihm zu.
    Gut. Die erste Prüfung wäre bestanden. Bei einem Seitenblick auf Kiran wusste ich nicht, ob ich lachen oder stöhnen sollte. Er war knallrot geworden und stand kurz davor, das Weite zu suchen. Wenigstens reagierte er nicht hochnäsig beleidigt, was einem Noblen ähnlich gesehen hätte. Ich kniff ihn unauffällig in den Arm. Wenn er als einfacher Mann durchgehen wollte, durfte er sich nicht benehmen wie eine sulaikhische Jungfrau.
    »Soll ich dir nicht lieber einen Eimer holen, wenn du so sabberst?«, fragte ich Cara. »Muss ja ein langer Wüstenritt gewesen sein. Hab mir sagen lassen, dass sich die Vorreiter dabei in Dörrfleisch verwandeln.«
    »Meine verdörrte Wenigkeit will, dass du deinen Arsch auf einen Gaul schwingst. Meldon gibt gerade Befehl, sich aufzustellen.« Sie zeigte zum Zugführer, der von seinem Podest den Hof überschauen konnte. Als Kiran sich dorthin umdrehte, neigte Cara sich zu mir und flüsterte: »Mal ernsthaft, Dev, du wirst auf den Jungen aufpassen müssen. Der ist hübscher, als ihm guttut, und hat offensichtlich keinen blassen Schimmer, wie er damit umgehen soll. Bring ihm bei, auf nette Art Nein zu sagen. Ich will hier keinen Ärger haben, hörst du?«
    Ich seufzte. Das bestätigte nur meine Vermutung. Diese feinen Gesichtszüge, die zarte Haut, die weichen Haare erregten unerwünschte Aufmerksamkeit, egal wie
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