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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier
Autoren: Courtney Schafer
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vermutlich.« Er fummelte weiter an dem Knoten, warf mir noch einen Blick zu und schaute dann weg. »Obwohl es auch, nun ja, aufregend ist. Durchs Gebirge reisen wie die Abenteurer in den Geschichten   – ich hätte nicht gedacht, dass ich je dazu kommen würde.« Wehmut und Staunen strichen über sein Gesicht.
    »Ja, und das Aufregende fängt gerade erst an«, meinte ich nun noch neugieriger. Vielleicht spielte er jetzt nur die Rolle des einfachen Mannes, aber eigentlich hielt ich ihn für keinen guten Schauspieler. Nobelleute hatten zwar den Zaster zum Reisen, andererseits arbeitete er wie es schien für ein Bankhaus, und Bankhäuser hatten strenge Ansichten, was die Pflichten eines Mannes betraf. Sie stimmten sogar in einer Hinsicht mit Bren überein: niemals irgendjemandem trauen. Allerdings wollte mir ums Verrecken kein guter Grund einfallen, warum ein Bankhaus jemanden über die Grenze nach Alathien schmuggeln sollte. Die hüteten zwar ihre Geheimnisse genauso wie die Handelshäuser, aber mir fielen hundert weniger riskante Methoden ein, um geheimes Wissen oder Gut von Ninavel nach Kost zu befördern.
    Von vorn näherte sich Hufschlag und das Klirren von Zaumzeug. Unser Abschnitt des Zuges wich zur Seite, um einen Maultierzug Richtung Ninavel vorbeizulassen. So weit unten war die Straße noch breit genug für zwei Wagen. Die aufgewirbelte Staubwolke brachte Kiran zum Husten.
    »Hier.« Ich warf ihm meinen Wasserschlauch zu. »Denk dran, das Wasser ist streng eingeteilt, bis wir aus dem Malerischen Tal heraus sind. Also sauf nicht alles auf einmal.« Handelshäuser wollten möglichst wenig vom zugelassenen Frachtgewicht für Wasser hergeben. Es war eine der Aufgaben des Zugführers, das Minimum an Lebensmitteln zu errechnen, mit dem wir bis zum ersten Gebirgsbach gelangten, ohne vor Durst zusammenzubrechen.
    Kiran trank einige kleine Schlucke, verkorkte den Schlauch und gab ihn mir zurück, während sein schmachtender Blick daran hing.
    »Woher kamen die Maultierwagen? Ich dachte, wir seien der erste Zug, der den Pass überquert.«
    »Von den Minen.« Ich zeigte zu den nackten Hängen hinauf, wo die Salbeisträucher nicht mehr wachsen konnten. Dort war der Fels dunkel gefleckt von den Stolleneingängen. Darunter bildeten die Abraumhalden lebhafte Farbstreifen auf dem mattbraunen Fels. »Die meisten Bergwerke liegen tief genug, um auch im Winter betrieben zu werden.«
    »Was wird da abgebaut?«, fragte er, und ich starrte ihn an. Was für ein Nobler war er, dass er das nicht wusste, vor allem wenn er für ein Bankhaus arbeitete? Die meisten Reichen in Ninavel hatten ihren Reibach mit dem Bergbau oder der Verhüttung gemacht. Bankhaus, von wegen! Außer   … Kiran wäre erst kürzlich nach Ninavel gekommen. Doch nein, er hatte hinter dem Stadttor die Wüste begafft wie ein Behafteter den Reichtum eines Nobelhauses bei seinem ersten Einsatz. Ich würde Stein und Bein schwören, dass er aus Ninavel bisher noch nie rausgekommen war.
    »Gold, Silber, Kupfer, Eisen und so weiter. In diesen Bergen gibt es alles.« Ich behielt einen lockeren Ton bei und beobachtete sein Gesicht. »Was glaubst du denn, warum sich der alte Sechaveh die Mühe gemacht hat, hier eine Stadt zu bauen?«
    Für einen Augenblick zeigte er sich überrascht, dann schaute er nachdenklich und nickte. »Ach ja, verstehe. Er gründete die Stadt und bekam dann sein Geld durch die Minen zurück.«
    »Tonnenweise«, sagte ich. Welchen anderen Grund sollte er gehabt haben? Im Malerischen Tal gab es nur Sand und Salbei. Ninavel musste alles, was es zum Leben brauchte, einführen. Ohne den Reichtum durch die Minen wäre die Stadt innerhalb eines Jahres zugrunde gegangen. Doch Sechaveh und seine Erben hatten mehr Kies als die varkevischen Sultane, von deren Reichtum Ungeheuerliches erzählt wurde, und viele andere hatten in den hundert Jahren seit der Stadtgründung Vermögen angehäuft, indem sie sich an seine Rockzipfel hängten. Über Sechaveh selbst wurde in allen Schenken gern getratscht. Manche hielten ihn für einen Magier, weil kein Mensch ohne Magie so lange leben könne. Andere widersprachen mit Hinweis auf seine zahlreichen Abkömmlinge und die wohlbekannte Tatsache, dassMagier keine Kinder zeugen können. Dritte wiederum behaupteten, er sei so reich, dass er für Unsterblichkeit bezahlen könne wie andere Leute für Heilzauber.
    »Was die Berge angeht   …« Kirans Gesicht leuchtete vor Wissbegier. Mit einer Geste ermutigte ich ihn zum
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