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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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aussehende junge Mann wäre kein Waldläufer geworden, wenn er nicht auch einen eisernen Willen hätte. Diese Leute waren schwer zu durchschauen. Es hieß sogar, sie wären in schwarzer Magie und Zauberei bewandert, und der Fährmann war sich gar nicht sicher, ob da nicht etwas dran war. Verstohlen machte er das Zeichen gegen das Böse und ging nach vorne. »Dann leg ich mal ab«, sagte er, froh, eine Ausrede zu haben, um das Gespräch zu unterbrechen.
    Will spürte den Stimmungsumschwung. Er blickte fragend zu Reißer, doch dem schien das ziemlich egal zu sein. Der Fährmann zog an dem dicken Seil und die Fähre glitt über das Wasser zur Insel. Kleine Wellen schlugen an den schlichten Bug und gegen die niedrigen Seitenbalken. Will sah, dass das Fährmannshaus sich ebenfalls auf der Insel befand. Nun, das war kein Wunder, dort war es sicherer. Die Fahrt dauerte nicht lange und bald setzte der Bug der Fähre auf dem rauen Sand der Insel auf. Der Fährmann löste das Tau und bedeutete Will, dass er an Land gehen könne.
    »Danke schön«, sagte Will und führte Reißer vom Floß. Die Hufe des Ponys klapperten laut auf den Planken.
    Der Fährmann salutierte. »Zu Diensten, Waldläufer.«
     
    Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis Will die Burg erreicht hatte. Die Straße wand sich durch große, lichte Wälder ins Innere der Insel. Die Landschaft war
ganz anders als die dichten Wälder um Burg Redmont oder die dunklen Nadelwälder von Skandia, an die Will sich erinnerte.
    Das Laub hatte sich verfärbt, hing aber zum Großteil noch an den Bäumen. Alles in allem war es eine reizvolle Gegend. Während Will so dahinritt, sah er jede Menge Wild – Hasen und Truthähne, einmal sogar einen Hirsch, der sofort vor ihm floh. Wahrscheinlich gab es hier viele Wilddiebe. Will hatte Mitgefühl mit den Dorfbewohnern, die sich ihre karge Kost gelegentlich mit Wild aufbesserten. Glücklicherweise war Wilderei eine Angelegenheit des örtlichen Gesetzes und Verstöße dagegen wurden durch den Wildhüter des Barons geahndet. Dennoch hatte Will vor herauszufinden, wer dafür infrage kam. Wilddiebe wussten über vieles Bescheid. Und genaue Kenntnis war das Rüstzeug eines Waldläufers.
    Der Wald wurde immer lichter und kurz darauf ritt Will schon hinaus in den hellen Sonnenschein. Die sich nach oben windende Straße hatte ihn zu einem natürlichen Plateau gebracht, einer weiten Ebene von vielleicht einer knappen Meile Durchmesser. In der Mitte stand Burg Seacliff und das dazugehörige Dorf – eine Ansammlung strohgedeckter Hütten nahe den Burgmauern.
    Die Burg selbst war fast eine Enttäuschung, wenn man die beeindruckende Erscheinung von Burg Redmont oder die Schönheit des Königschlosses von Araluen kannte. Diese Burg hier war kaum mehr als eine Feste und die sie umgebenden Mauern waren vielleicht gerade mal zwanzig Fuß hoch. Als Will genauer hinsah,
bemerkte er, dass zumindest ein Teil der Einfriedung aus Holz war – große Baumstämme, die senkrecht in den Boden gerammt und mit Eisenklammern zusammengehalten wurden. Aber offenbar wurde es als ausreichender Schutz angesehen. Zumindest standen in jeder Ecke solide Türme, und in der Mitte befand sich der wuchtige Bergfried, der bei einem Angriff die letzte Zuflucht wäre. Oben wehte die Flagge mit dem Hirschkopf, dem Wappen von Baron Ergell.
    »Wir sind angekommen«, sagte Will zu Reißer. Das Pony schüttelte die Mähne.
    Will hatte die Zügel angezogen, als die Burg in Sicht gekommen war. Jetzt trieb er Reißer mit einem Fersendruck an. Wie immer bewegte sich das Packpferd etwas langsamer, sodass sich einen Moment lang das Führseil spannte, doch dann trabte auch das Packpferd weiter. Rauch lag in der Luft. Nach eingebrachter Ernte war das Stroh auf den Feldern gebündelt und verbrannt worden und glomm noch immer. In ein oder zwei Wochen würden die Bauern die Asche in die Erde einpflügen. Der Rauchgeruch, die Felder, die niedrig stehende nachmittägliche Herbstsonne, all das weckte Erinnerungen in Will. Erinnerungen an seine Kindheit, an Erntearbeiten und Erntefeste. Aber auch an die letzten sechs Jahre und an die tiefe Zuneigung, die zwischen ihm und seinem Freund und Lehrmeister Walt entstanden war.
    Die Bauern auf den Feldern hielten in ihrer Arbeit inne und starrten den Fremden in dem gesprenkelten Umhang an, der auf die Burg zuritt. Er nickte jenen zu, die in der Nähe des Weges arbeiteten, und sie erwiderten
den Gruß zögernd. Einfache Bauern verstanden die
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