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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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Waldläufer nicht und entsprechend trauten sie ihnen auch nicht so recht. In Zeiten von Krieg oder Gefahr baten sie die Waldläufer um Hilfe, ansonsten hielten sie lieber Abstand.
    Mit den Bewohnern der Burg verhielt es sich gewiss anders. Baron Ergell und sein Heeresmeister – Will überlegte einen Moment, wie sein Name war – ach ja, Norris hieß er wohl –, wussten genau, welche Bedeutung die Waldläufer für die fünfzig Lehen des Königreichs hatten. Anders als die einfachen Leute fürchteten sie die Waldläufer nicht, was jedoch nicht hieß, dass sie freundschaftliche Beziehungen zu ihnen pflegten.
    Vergiss nicht , hatte Walt ihm gesagt, unsere Aufgabe ist es, den Baronen beizustehen, aber unsere oberste Treue gilt dem König. Wir sind die direkten Vertreter des königlichen Willens, und manchmal mag das nicht unbedingt mit den Wünschen der Einheimischen einhergehen. Wir arbeiten mit den Baronen zusammen und wir beraten sie. Aber wir behalten unsere Unabhängigkeit. Du darfst dich nicht dem Baron verpflichtet fühlen oder dich zu sehr mit den Menschen in der Burg anfreunden.
    Natürlich waren die Dinge in einem Lehen wie Redmont, wo Will seine Lehrzeit abgeleistet hatte, etwas anders. Baron Arald, der Herr von Redmont, war Mitglied des Königlichen Rats. Das gestattete eine nähere Beziehung zwischen dem Baron, dem Heeresmeister und Walt, dem Waldläufer in seinem Lehen. Doch grundsätzlich war das Leben eines Waldläufers eher einsam.
    Dafür gab es natürlich auch gewisse Entschädigungen.
Zum Beispiel die Kameradschaft, die zwischen den Mitgliedern des Bundes selbst herrschte. Es gab fünfzig Waldläufer, in jedem Lehen einen, und natürlich kannten sie einander. Will kannte auch den Mann, dessen Nachfolge er in Seacliff nun antrat. Bartell war einer der Prüfer während Wills Lehrzeit gewesen, und seine Entscheidung, in den Ruhestand zu gehen, hatte dazu geführt, dass Will das silberne Eichenblatt bekam, das Symbol eines voll ausgebildeten Waldläufers. Bartell, der mit dem Alter den Unbilden des Lebens als Waldläufer nicht mehr so viel abgewinnen konnte – langes Reiten, wenig Schlaf, unablässige Aufmerksamkeit –, hatte sein eigenes silbernes Eichenblatt gegen das goldene des Ruhestands eingetauscht. Er war dem Hauptquartier des Bundes auf Schloss Araluen zugeteilt worden, wo er im Archiv arbeitete und die Geschichte des Bundes festhielt.
    Will schmunzelte. Er mochte Bartell, einen sehr belesenen Mann, auch wenn ihre erste Begegnung für Will gar nicht so angenehm gewesen war. Bartell war Fachmann darin, die Aufgaben für die Lehrlinge zu entwickeln, bei denen sie sich beweisen mussten. Inzwischen hatte Will jedoch die schwierigen Fragen und Probleme zu schätzen gelernt, die Bartell sich für ihn ausgedacht hatte. Sie alle hatten ihm geholfen, sich auf das schwierige Leben eines Waldläufers vorzubereiten.
    Und diese Art zu leben war die andere große Entschädigung für den einsamen Alltag eines Waldläufers. Es lag eine tiefe Befriedigung und ein großer Reiz darin, Teil einer Gruppe von Auserwählten zu sein, die über den Ablauf und die politischen Geheimnisse des Königreichs
Bescheid wussten. Lehrlinge wurden wegen ihrer körperlichen Fähigkeiten ausgewählt – ihrer Beweglichkeit, Schnelligkeit von Hand und Auge –, aber noch mehr wegen ihrer natürlichen Neugierde. Ein Waldläufer stellte Fragen und wollte immer genau wissen, was um ihn herum vorging. Schon als Junge hatten Will diese nie zu stillende Neugierde und eine gewisse Altklugheit, die damit einherging, immer wieder Ärger eingebracht.
    Er ritt in das kleine Dorf und wurde von immer mehr Leuten begutachtet. Die meisten schauten ihm jedoch nicht in die Augen, und die wenigen, die es taten, senkten den Blick, wenn er ihnen zunickte – sehr freundlich zunickte, wie er fand. Sie grüßten mit einer unbeholfenen Handbewegung an die Stirn und traten zur Seite, um ihn passieren zu lassen – obwohl genug Platz auf der breiten Dorfstraße war. Als er sich neugierig umsah, entdeckte er die Schilder der Handwerker, die jedes Dorf brauchte: Schmied, Tischler, Schuster.
    Am Ende der Straße befand sich ein größeres Gebäude. Es war das einzige zweistöckige Haus und hatte eine breite Veranda am Eingang. Über der Tür baumelte ein Schild in Form eines Kruges. Da befand sich also das Gasthaus. Es sah sauber und ordentlich aus, die Fensterläden der Räume im Obergeschoss waren frisch gestrichen und die Lehmmauern ordentlich
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