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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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Der Langbogen, das zottige Pony und der graugrün gesprenkelte Umhang wiesen ihn für jeden Bewohner des Königreichs als Waldläufer aus.
    »Wer ist da?«, rief er und hob den Bogen. Er hatte noch nicht gezogen. Wenn da irgendjemand im Gras versteckt lag, würde er auch wissen, dass ein Waldläufer ziehen und treffen konnte, noch bevor jemand anders auch nur einen Finger rührte.
    Keine Antwort. Reißer stand völlig still, so wie man es ihm beigebracht hatte für den Fall, dass sein Herr schießen musste.
    »Zeig dich!«, rief Will. »Du dort in Schwarz und Weiß. Zeig dich!«
    Da hatte er vor wenigen Augenblicken noch geglaubt, er sei hier in ein verschlafenes Nest gekommen. Und nun hatte er es vielleicht schon mit dem Hinterhalt eines unbekannten Feindes zu tun.
    »Deine letzte Gelegenheit«, rief er. »Zeig dich oder gleich fliegt ein Pfeil in deine Richtung!«
    Da hörte er es, wahrscheinlich als Antwort auf seine Stimme. Ein leises Jaulen. Ja, ganz eindeutig, das klang nach einem Hund. Reißer hörte es ebenfalls. Seine Ohren zuckten und er schnaubte.
    Ein Hund?, dachte Will. Ein wilder Hund vielleicht, der ihn angreifen wollte? Doch diesen Gedanken tat er
sofort ab. Ein wilder Hund hätte kein Geräusch von sich gegeben, das ihn warnte. Außerdem war es kein wütendes Knurren, sondern ein Jaulen. Will traf eine Entscheidung.
    In einer schnellen Bewegung zog er den linken Fuß aus dem Steigbügel, schwang sein rechtes Bein über den Sattelknauf und sprang leichtfüßig auf den Boden. Auf diese Weise hatte er die ganze Zeit die Stelle, aus der möglicherweise Gefahr drohte, im Auge und zudem beide Hände frei zum Schießen.
    Reißer schnaubte wieder. In gefährlichen Momenten wie diesem war es ihm lieber, wenn sein Herr fest im Sattel saß.
    »Alles in Ordnung«, beruhigte Will das Pony und ging mit angelegtem Pfeil weiter.
    Dreißig Fuß. Zwanzig. Fünfzehn… Er konnte den schwarz-weißen Fleck im Gras nun besser sehen. Und jetzt bemerkte er noch etwas anderes: ein fast bräunliches Rot von getrocknetem Blut und das helle Rot von frischem Blut. Wieder hörte er das Jaulen, und dann sah Will ganz deutlich, was da vor ihm lag.
    Er drehte sich um, gab Reißer das Zeichen, dass alles in Ordnung war, und das Pony trottete zu ihm. Will legte den Bogen ab und kniete sich neben den verwundeten Hund.
    »Was hast du denn, mein Kleiner?«, fragte er sanft.
    Beim Klang der Stimme drehte der Hund den Kopf und wimmerte, als Will ihn vorsichtig streichelte. Will betrachtete den länglichen, blutenden Riss, der sich rechts vom Vorderlauf bis zum Hinterlauf erstreckte. Sobald das Tier sich bewegte, quoll frisches Blut aus der Wunde.
Will fing den gequälten Blick des Tieres auf. Es war einer der Hütehunde, die in der nördlichen Grenzregion gezüchtet wurden. Sie waren für ihre Klugheit und Treue weithin bekannt. Das Tier hatte einen schwarzen Rumpf mit einer weißen Halskrause und einem Tupfer Weiß am Ende des buschigen Schwanzes. Die Beine waren weiß, und sein Kopf sah aus, als ob ihm eine Kapuze übergezogen worden wäre, denn die Ohren waren schwarz, während über die Schnauze und zwischen den Augen entlang eine breite weiße Blesse verlief.
    Die Wunde seitlich am Bauch schien nicht allzu tief zu sein, und es bestand die Hoffnung, dass der Brustkorb die lebenswichtigen Organe des Hundes geschützt hatte. Allerdings war sie sehr lang. Die auseinanderklaffenden Ränder waren glatt, als rühre die Verletzung von einer Klinge her. Der Hund war schwach und hatte viel Blut verloren. Vielleicht zu viel.
    Will erhob sich und holte aus seiner Satteltasche den Medizinbeutel heraus, den alle Waldläufer bei sich führten. Reißer beobachtete ihn neugierig und schien beruhigt, dass der Hund keine Bedrohung darstellte. Will zeigte ihm den Beutel. »Die Medizin hilft bei den Menschen«, sagte er mit einem Schulterzucken, »also müsste sie doch auch bei einem Hund helfen.«
    Er kehrte zu dem verletzten Tier zurück und streichelte es sanft. Es versuchte, den Kopf zu heben, aber Will hielt es fest und murmelte beruhigende Worte, während er mit seiner freien Hand den Beutel öffnete.
    »Dann sehen wir uns doch einmal an, was sie mit dir gemacht haben, mein Junge«, sagte er.
    Das Fell um die Wunde war von getrocknetem Blut verklebt. Will säuberte es, so gut er konnte, mit Wasser aus seinem Schlauch. Dann öffnete er eine kleine Dose mit Salbe und schmierte sie vorsichtig auf die Wundränder. Die Salbe war schmerzstillend und
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