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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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würde die Wunde betäuben, sodass er das Tier versorgen konnte, ohne ihm noch mehr Qualen zuzufügen.
    Er wartete ein paar Minuten, damit die Salbe wirken konnte, dann betupfte er die Wunde mit einer Kräutertinktur, die eine Entzündung verhindern und die Heilung beschleunigen würde. Die Salbe tat ihre Wirkung und die Behandlung schien dem Hund keine schlimmeren Schmerzen zu bereiten. Dabei stellte Will auch fest, dass er den Hund fälschlicherweise »Junge« genannt hatte. Es war ein Weibchen.
    Die Hündin spürte, dass sie Hilfe bekam, und lag ganz still. Gelegentlich wimmerte sie noch einmal, doch nicht vor Schmerz, sondern eher erleichtert. Will setzte sich zurück auf die Fersen und betrachtete mit zur Seite gelegtem Kopf die Wunde. Immer noch sickerte frisches Blut heraus, und ihm war klar, dass er sie verschließen musste. Verbinden war jedoch kaum sinnvoll bei dem dicken Fell des Hundes und der ungünstigen Stelle der Verletzung. Es blieb wohl nichts anderes übrig, als die Wunde zu nähen.
    »Am besten mache ich es gleich, während die Salbe noch wirkt«, sagte er zu dem Tier.
    Die Hündin spürte wohl die Nadelstiche, als er, so schnell er konnte, mit etwa einem Dutzend Stichen die Wundränder mit feinem Seidenfaden verschloss. Sie
schien jedoch keine stärkeren Schmerzen zu verspüren und nach einem ersten Zurückzucken lag sie still und gestattete ihm weiterzumachen.
    Als Will fertig war, legte er vorsichtig eine Hand in das weiche dichte Fell auf dem schwarz-weißen Kopf. Die Wunde war nun zwar versorgt, aber es war offensichtlich, dass das Tier nicht laufen konnte.
    »Bleib hier«, sagte er leise. »Bleib!«
    Die Hündin blieb gehorsam liegen, während er zum Packpferd ging und sich an seinen Sachen zu schaffen machte.
    Er führte zwei große Beutel mit sich, in denen sich Bücher und persönliche Dinge befanden, einen auf jeder Seite des Packsattels. Mit seinem zweiten Umhang und einigen Decken polsterte er den Raum dazwischen aus, bis er ein weiches, bequemes Nest geschaffen hatte, in dem die Hündin liegen konnte.
    Er ging zu ihr zurück, legte die Arme unter den warmen Körper und hob sie vorsichtig an. Die ganze Zeit sprach er mit leiser, beruhigender Stimme auf sie ein. Die Salbe wirkte sehr gut, würde aber nicht lange anhalten, und die Wunde würde bald wieder schmerzen. Die Hündin jaulte noch einmal leise auf, dann hielt sie still, während er sie behutsam auf den Platz legte, den er für sie vorbereitet hatte. Wieder streichelte er ihren Kopf und kraulte sie sanft zwischen den Ohren. Sie drehte leicht den Kopf, um seine Hand zu lecken. Die kleine Bewegung schien sie bereits sehr anzustrengen. Verblüfft bemerkte Will jetzt, dass sie zwei verschiedenfarbige Augen hatte. Bisher hatte er immer nur das linke, das braune
Auge gesehen, erst jetzt bemerkte er, dass das rechte Auge blau war. Das verlieh ihr selbst in ihrem beklagenswerten Zustand einen kecken, übermütigen Blick.
    »Braves Mädchen«, lobte er sie. Als er sich zu Reißer zurückdrehte, merkte er, dass das Pony ihn neugierig betrachtete.
    »Wir haben einen Hund«, erklärte Will.
    Reißer schüttelte den Kopf und schnaubte. Wozu denn? , schien er zu erwidern.

A m frühen Nachmittag erreichten sie das Meer, und Will wusste, er war beinahe am Ziel seiner Reise.
    Burg Seacliff befand sich auf einer großen Insel, die wie ein Blatt geformt und vom Festland durch eine knappe Achtelmeile tiefes Wasser getrennt war. Bei Ebbe gewährte ein schmaler Damm Zugang zur Insel, doch bei Flut, wie es jetzt der Fall war, musste man die Fähre nehmen. Der eingeschränkte Zugang hatte geholfen, Seacliff viele Jahre lang sicher zu halten, und war einer der Gründe, warum das Lehen als ungefährliche Gegend galt. Früher hatte es natürlich oft unruhige Zeiten wegen der Piraten gegeben, die auf ihren Wolfsschiffen einfielen. Doch es war mittlerweile schon einige Jahre her, seit die Seewölfe aus dem Norden ihre Raubzüge an der Küste von Araluen durchgeführt hatten.
    Die Insel war ungefähr zwölf Meilen lang und acht breit. Die Burg konnte Will noch nicht sehen, denn sie befand sich, wie so häufig bei Befestigungen, auf einer Anhöhe in der Mitte der Insel.
    Mittags hatte Will noch überlegt, ob er für eine Mahlzeit Rast machen sollte, aber jetzt, so nahe am Ziel seiner
Reise, entschied er sich dafür, weiterzuziehen. Gewiss gab es irgendeinen Gasthof im Dorf. Vielleicht bekäme er gar ein Mahl in der Burg. Er zog am Führseil des Packpferdes,
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