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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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dunklen Augen war durchdringend, die Botschaft darin klar und deutlich. Die Hand des Fremden legte sich über die Goldmünze, aber er machte keine Anstalten, sie von der Theke wegzunehmen.
    »Hm«, sagte er leise. »Nun habe ich doch glatt überlegen müssen, wessen Goldmünze das hier ist. Hast du sie vielleicht zufällig hierher gelegt?« Noch bevor der Wirt antworten konnte, fuhr er fort. »Nein. Daran kann ich mich nicht erinnern. Soweit ich mich erinnere, war ich derjenige, der sie hierher gelegt hat, als Lohn für Auskünfte. Siehst du das nicht auch so?«
    Der Gastwirt räusperte sich nervös. Die Stimme des jungen Mannes war ruhig und leise, aber dennoch bedrohlich.
    »Ja. Das stimmt«, erwiderte er.
    Der Fremde nickte einige Male, als ob er über seine Antwort nachdächte. »Und korrigiere mich, falls ich mich täusche, aber normalerweise ist derjenige, der den Sänger bezahlt, auch derjenige, der sich das Lied wünscht. Oder in diesem Fall, die Fragen stellt. Würdest du das nicht auch so sehen?«
    Insgeheim fragte sich Will, ob er es mit seinen Drohgebärden nicht ein wenig übertrieb. Aber nein  – bei einem Menschen, dessen Leben sich wahrscheinlich täglich um Auskünfte und Betrügereien drehte, musste er ein gewisses Maß an Autorität ausüben. Und die einzige Art von Autorität, die dieser rattengesichtige Kriecher verstand, gründete auf Furcht. Wenn Will es nicht schaffte, ihm Respekt einzuflößen, würde ihm der Gastwirt wahrscheinlich nur einen Sack voll Lügen erzählen.
    »Ja, Sir. So sehe ich das auch.«
    Das »Sir« ist schon mal ein guter Anfang, dachte Will und lächelte.
    »Also, wenn du nicht meine Münze mit einer eigenen ergänzen willst, bleiben wir dabei, dass ich frage und du antwortest.«
    Seine Hand glitt wieder von der Goldmünze herunter, die funkelnd auf dem groben Brett der Theke lag.
    »Black O’Malley. Ist er heute da?«
    Rattengesicht schaute sich im Gastraum um, obwohl er die Antwort bereits kannte. Er räusperte sich wieder. Eigenartig, wie die Gegenwart dieses jungen Mannes seine Kehle auszutrocknen schien.
    »Nein, Sir. Noch nicht. Er kommt meistens erst später.«
    »Dann warte ich«, sagte Will. Er sah sich um und sein Blick fiel auf einen kleinen Tisch abseits von den anderen Gästen. Er stand in einer Ecke an einem unauffälligen Platz, sodass nicht jeder, der hereinkam, ihn gleich bemerkte.
    »Ich warte dort drüben. Wenn O’Malley kommt, dann sag nichts von mir und sieh mich auch nicht an. Du zupfst dir nur dreimal am Ohr, damit ich weiß, dass er hier ist. Ist das klar?«
    »Ja, Sir. Ist es.«
    »Gut. Und jetzt…« Will nahm die Münze und das Sachsmesser, und im ersten Moment dachte der Gastwirt, er würde das Gold wieder wegnehmen. Aber Will hielt es am Rand fest und schnitt es in der Mitte entzwei. Zwei Gedanken gingen dem Wirt durch den Kopf. Das Gold musste unglaublich rein sein, um sich so leicht trennen zu lassen, und das Messer musste erschreckend scharf sein.
    Will schob eine Hälfte des Goldstücks über die Theke.
    »Die Hälfte jetzt, als eine Geste des Vertrauens. Die andere Hälfte, wenn du getan hast, was ich möchte.«
    Der Wirt zögerte eine Sekunde und nahm sich dann mit einem nervösen Schlucken das halbe Goldstück.
    »Möchtet Ihr in der Zwischenzeit irgendwas essen, Sir?«, fragte er.
    Will steckte die zweite Hälfte des Goldstücks in seine Gürteltasche, dann rieb er seine Finger aneinander. Sie waren allein von der kurzen Berührung der Theke fettig. Er warf noch einmal einen Blick auf das verdreckte Tuch über der Schulter des Wirts und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht.«

    Will trank seinen Kaffee, während er auf den Mann wartete, den er suchte.
    Als Will in Port Cael angekommen war, hatte er sich ein Zimmer in einer der besseren Gegenden der Stadt genommen, weiter vom Hafen entfernt. Der Gastwirt war ein wortkarger Mann gewesen, keiner, der sich am Klatsch beteiligte, mit dem Leute seines Schlages normalerweise hausieren
gingen. Klatsch war regelrecht eine Lebensart von Gastwirten, das hatte Will auf seinen Reisen oft erlebt. Doch dieser schien ganz anders. Was auch daran liegen konnte, dass Port Cael ein Ort war, dessen Einkünfte größtenteils auf Schmuggel und anderem illegalen Handel beruhte. Die Leute neigten dazu, in der Nähe von Fremden den Mund zu halten.
    Außer ein Fremder bot Gold an, wie Will es getan hatte. Er hatte dem Gastwirt gesagt, er suche nach einem Freund. Einem Mann mit langen grauen Haaren,
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