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Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der große Heiler: Band 9 (German Edition)
Autoren: John Flanagan
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Reißer sah ihn an, schüttelte resigniert den Kopf und trottete auf die von Will gezeigte Stelle zu.
    Ruf mich, wenn du mich brauchst. Ich bin sofort da.
    Einen Augenblick lang fragte sich Will, ob vielleicht seine Fantasie mit ihm durchging und er sich die Antwort seines Pferdes so zurechtlegte. Er sah es schon förmlich vor sich, wie Reißer durch die niedrige Tür in die Taverne preschte und sämtliche Gäste beiseite schob, um seinem Herrn zu Hilfe zu kommen. Bei diesem Gedanken grinste er, dann hob er das Gatter an, das auf dem groben Pflaster klemmte, und schloss es wieder. Zielstrebig ging er zum Eingang der Taverne.
    Will war nicht gerade groß, trotzdem musste er bei der niedrigen Tür den Kopf einziehen. Drinnen wurde er von einer Vielzahl von Sinneseindrücken überfallen. Hitze. Der Geruch nach Schweiß. Rauch. Vergossenes, schales Bier.
    Als der Wind durch die offene Tür fuhr, flackerten die Laternen, und das Torffeuer in der Feuerstelle loderte plötzlich auf. Will sah sich zögernd um. Der Rauch und das flackernde Licht erschwerten die Sicht.
    »Tür zu, du Tölpel«, bellte eine raue Stimme.
    Will trat ein, sodass die Tür hinter ihm zufallen konnte. Das Feuer in Kamin und in den Laternen brannte wieder ruhiger. Dichter Rauch vom Feuer und von Dutzenden von Pfeifen hing in der Luft bis unter die Zimmerdecke. Will
fragte sich, ob der Rauch wohl jemals abziehen konnte oder ob er einfach von einem Tag zum nächsten hier hängen blieb und mit jedem Abend dichter wurde. Die meisten Gäste in der Taverne beachteten den Neuankömmling nicht, lediglich das eine oder andere unfreundliche Gesicht wandte sich ihm zu.
    Diejenigen, die ihn argwöhnisch musterten, sahen eine schlanke Gestalt in einem graugrünen Umhang, deren Gesicht unter einer weiten Kapuze verborgen war. Und als die Kapuze zurückgeschoben wurde, erblickten sie ein noch recht jugendliches Gesicht. Doch dann bemerkten sie das schwere Sachsmesser an seinem Gürtel, dazu ein kleineres Messer in der Doppelscheide und den massiven Langbogen in seiner linken Hand. Über der Schulter sah man die gefiederten Enden von mehr als einem Dutzend Pfeilen, die in dem Köcher auf seinem Rücken steckten.
    Der Fremde mochte wie ein Junge aussehen, doch er trug die Waffen eines Mannes. Und das ganz selbstverständlich und ohne jede prahlerische Zurschaustellung.
    Der Reisende schaute sich im Raum um und nickte jenen grüßend zu, die sich umgedreht hatten, doch sein Blick ging rasch über sie hinweg. Die Männer kamen zu dem Schluss, dass er keine unmittelbare Bedrohung darstellte. Die leichte Anspannung, die in der Gaststube spürbar gewesen war, ließ nach, und die Leute beugten sich wieder über ihr Getränk. Auch Will sah nach dieser kurzen Musterung keine Bedrohung für sich und trat an die Theke, die aus drei schweren ungeschliffenen Planken bestand, die über zwei riesigen Fässern lagen.
    Der Gastwirt, ein drahtiger Mann, der mit seiner spitzen Nase in dem rundlichen Gesicht, den abstehenden Ohren
und einem hohen Haaransatz irgendwie an eine Ratte erinnerte, sah Will an und trocknete dabei geistesabwesend einen Krug mit einem schmutzigen Tuch ab. Will hätte darauf wetten mögen, dass das Tuch den Krug noch schmutziger machte.
    »Was trinken?«, fragte der Wirt. Er setzte den Krug ab, um ihn bei Bedarf sofort zu füllen.
    »Nicht daraus«, sagte Will gleichmütig und deutete mit dem Daumen auf den Krug.
    Rattengesicht zuckte mit den Schultern, schob den Krug zur Seite und holte einen anderen von einem Regal über der Theke.
    »Meinetwegen. Bier oder Brannt?«
    Brannt, das wusste Will, war ein hochprozentiges Getränk aus gemälzter Gerste, das in Hibernias Brennereien »gebrannt« wurde. In einer Taverne wie dieser wäre es sicher besser zum Rost ablösen geeignet als zum Trinken.
    »Ich möchte lieber Kaffee«, sagte er, denn er hatte den eingedellten Topf am Feuer bemerkt.
    »Ich hab Bier oder Brannt, kannst dir’s aussuchen«, erwiderte Rattengesicht barsch. Will deutete auf den Kaffeetopf. Der Gastwirt schüttelte den Kopf.
    »Keiner fertig«, sagte er. »Ich mach nicht extra für dich ’nen neuen.«
    »Aber er trinkt auch Kaffee«, sagte Will und deutete auf einen Gast in der Nähe.
    Natürlich drehte sich der Gastwirt in die Richtung, um nachzusehen, wen Will meinte. Im selben Moment spürte er auch schon einen eisernen Griff an seinem Hemdkragen, der ihm die Luft abwürgte und ihn zugleich nach vorn zog. Die
Augen des Fremden waren plötzlich
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