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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Autoren: Thomas Finn
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die Phiole mit elementarer Kraft aufzuladen und das beschworene Elementar daran zu hindern, sich dem Willen seines Beschwörers zu widersetzen. Er tröpfelte etwas Koboldsvitriol in die Ecken des Sterns und beschrieb mit dem Schwefelkristall einige verschlungene Gesten über dem achteckigen Stern. In der Anleitung war eigentlich von einem himmelblauen Mondstein die Rede, aber hier ging es schließlich um ein Feuerelementar.
    Kai wollte den Schwefelkristall gerade zur Seite legen, als dieser dunkelrot aufglühte und sich ein stechender Geruch im Zimmer ausbreitete. Ein Zischen ertönte und violetter Rauch kräuselte empor.
    Im Buch stand zwar etwas von grünem Rauch, aber er hatte schließlich die Rezeptur verändert. Hauptsache, das Ergebnis stimmte. Eigentlich sollte sich nun der Dampf in der Phiole absetzen und das Gefäß empfänglich für die Aufnahme des gewünschten Elementars machen. Doch der Rauch stieg kerzengerade empor. Kai befürchtete schon, doch etwas falsch gemacht zu haben, als sich die schmale Rauchsäule endlich in die Phiole ringelte. Nach und nach verblasste der violette Nebel und das Feenkristall wurde wieder durchscheinend.
    Keine Frage, er war genial!
    In Windeseile griff er beherzt nach der getrockneten Feuersalamanderhaut, die er als Ersatz für die im Buch beschriebenen Adlerfedern vorgesehen hatte - als sich seine Nackenhärchen aufstellten: Quiiiitsss!
    »Darf ich fragen, was der junge Herr da in Abwesenheit des hoch geschätzten Magisters treibt?«, sagte eine näselnde Stimme hinter ihm.
    Kai wirbelte herum und starrte den Eindringling betroffen an. Geschlossene Zimmertüren nützten bei Quiiiitsss nichts.
    Quiiiitsss schenkte Kai ein süffisantes Spinnweblächeln und schwebte neugierig näher. Hastig stellte sich Kai vor den Labortisch, um Quiiiitsss die Sicht zu versperren. »Was suchst du hier?«, herrschte Kai ihn wütend an. »Bist du mit dem Abwasch etwa schon fertig?«
    Er hatte wirklich geglaubt, Quiiiitsss außer Gefecht gesetzt zu haben. Er hätte es besser wissen müssen.
    »Wenn Ihr mich so fragt, junger Herr«, wand sich der Poltergeist und streckte seinen Geisterleib neugierig in die Länge, »nicht direkt. Ich bin durch den merkwürdigen Geruch hier aus meiner Tätigkeit geschreckt worden. Eine Aufgabe, die ich getreu Eurer Weisung und wie immer mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit erfüllen werde, wie ich hinzufügen möchte.« Bei dem Versuch, einen Blick auf den Labortisch zu erhaschen, schlängelte Quiiiitsss sich wie ein Riesenwurm fast bis zur Decke hinauf. »Du kannst doch überhaupt nicht riechen! Du bist ein Geist. Also hör auf, dich vor der Arbeit zu drücken«, blaffte Kai. Er griff schnell nach dem Folianten und hielt ihn so, dass es Quiiiitsss unmöglich war, etwas zu erkennen. Beleidigt schrumpfte Quiiiitsss auf seine normale Größe zusammen.
    »Ihr solltet Euch schämen, junger Herr, mir diese meine Behinderung auf derart niederträchtige Weise vorzuhalten. Auch ich habe Gefühle. Nur weil ich ein Geist bin, heißt das nicht ...« Da stahl sich ein triumphierender Ausdruck in Quiiiitsss' Schlieraugen und er lächelte boshaft. Zu spät erkannte Kai, dass er dem Poltergeist versehentlich einen Blick auf den Einband des Buches ermöglicht hatte. »Aha. Das ist es also, was der junge Herr hier treibt. Von der Kunst ein Windelementar in ein Zaubergefäß zu bannen. So so. Hohe Alchemie. Seid Ihr sicher, dass Ihr dafür schon reif genug seid? Ihr arbeitet doch im Auftrag des Magisters, oder?«
    Kai schluckte. Wenn Magister Eulertin Wind davon bekam, was er in seiner Abwesenheit trieb, durfte er sich auf großen Ärger gefasst machen. Ganz sicher konnte Quiiiitsss es kaum abwarten, ihn zu verpetzen.
    »Äh, ja. Ich muss was für ihn vorbereiten. Aber das geht dich nichts an.« Kai ärgerte sich über den unsicheren Klang seiner Stimme und fügte barsch hinzu: »Und jetzt verzieh dich, oder ich mach dir im wahrsten Sinne des Wortes Feuer unter deinem Geisterhintern!«
    »Aber natürlich, junger Herr. Der gute Quiiiitsss hat schon verstanden. Freundlichkeit gehörte ja noch nie zu Euren Tugenden ...« Mit einem gehässigen Kichern wandte sich der Hausgeist zur Zimmertür um und glitt laut rumpelnd durch sie hindurch, sodass die Möbel der Studierstube wackelten.
    Hinter Kai brodelte es laut auf.
    Alarmiert drehte er sich zu der Phiole um und gewahrte entsetzt, dass auch der Tisch in Mitleidenschaft gezogen war. Das Koboldsvitriol hatte sich durch die
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