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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Autoren: Thomas Finn
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griff nach dem Beutel mit den Zauberingredienzien, der unter einem Haufen Wäsche versteckt lag. Anschließend schlich er sich aus dem Zimmer und überprüfte die Härchen auf seinen Armen. Wenn sie sich aufstellten, war dies ein untrügliches Anzeichen dafür, dass Quiiiitsss in der Nähe war. Doch nichts. Kein Quiiiitsss weit und breit.
    Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf Kais Lippen. Er ging ein paar Schritte und stand vor einer mit Zauberrunen verzierten Tür, die in die Wandelnde Kammer führte. Kai lauschte. Wie immer war hinter der Tür ein leises Trippeln und Trappeln zu vernehmen. Doch kaum, dass Kai sie öffnete, verstummten die Geräusche und ihm schlug der vertraute Geruch von Wachs und altem Leder entgegen. Alte, neue, große, kleine, schwarze, braune und bunte Stiefel, Sandalen, Wanderschuhe und Gamaschen - es gab kaum eine Art von Fußbekleidung, die in dem Zimmer nicht vertreten war. Allesamt ruhten sie auf Sockeln, die die Wände ringsum säumten.
    Kai zog die Tür leise hinter sich zu und ging vorsichtig zu einem Paar ausgetretener Stiefel nahe dem einzigen Fenster und berührte sie. Sogleich schlugen die Fensterläden zu und Dunkelheit erfüllte das Zimmer. Ein feiner Windzug strich Kai über das Gesicht und er hörte um sich herum ein geisterhaftes Getrappel. In den Wänden quietschte und ächzte es und die Sockel mit den Schuhen wackelten und zitterten. Schlagartig wurde es still. Wie von Geisterhand öffneten sich die Fensterläden wieder und graues Licht sickerte bis zur Zimmertür. Auf wundersame Weise führte sie jetzt nach oben auf den Speicher.
    Kai betrat den Dachboden und die Tür hinter ihm verschwand einfach in der Wand. Die Luft war trocken und staubig und ein unheimliches rotes Licht glühte im Dunkeln auf. Es ging von den Augen einer alten Wolfsmaske aus, die unweit von ihm entfernt von einer der Dachschrägen hing. Kai drückte sich an allerlei seltsamem Gerumpel vorbei, das die Vorbesitzer des Hauses hinterlassen hatten und von dem man besser die Finger ließ, denn das Haus war auch vor Magister Eulertin ausschließlich von Magiern bewohnt gewesen.
    Er schlich zu einer Wendeltreppe am anderen Ende des Dachbodens, tastete sich vorsichtig die Stufen hinunter ins Erdgeschoss und öffnete mit einem Schlüssel die Tür am unteren Ende der Treppe. Vor ihm lag Eulertins Studierstube, die mit all den Regalen, Büchern und Pergamenten ganz so wirkte, als habe der Zauberer sie gerade erst verlassen.
    Kai schlüpfte lautlos hinein und überprüfte noch einmal die Härchen auf seinem Arm. Kein Quiiiitsss. Gut so!
    Er trat an Eulertins Labortisch heran, über dem eine ausgestopfte Fledermaus in einem aufgemalten Hexagramm von der Decke baumelte. Rasch räumte er seinen Beutel aus: eine erbsengroße Menge Bernsteinstaub, die zerstoßene, getrocknete Haut eines Feuersalamanders, ein Stück Zauberkreide, die pulverisierten Körper dreier Funkenschmetterlinge, einen Schwefelkristall, das Harz einer siebenhundertjährigen Eiche sowie ein Fläschchen mit purpurfarbenem Koboldsvitriol.
    Das wichtigste Objekt war eine schmale Phiole aus magischem Feenkristall. Kai fasste das eigentümliche Behältnis am spitz zulaufenden Ende, hielt es gegen das Fenster und drehte es vorsichtig hin und her. Dabei brach sich das Licht im Kristall und warf bunte Lichtpunkte an die Wände des düsteren Raumes. Sogar das Skelett einer Seeschlange, das von der Decke hing, wirkte im Schein des Kristalls weniger Furcht einflößend. Kai atmete noch einmal tief durch und griff nach dem Zauberfolianten, den er bereits am Vorabend wie zufällig auf dem gusseisernen Buchständer abgelegt hatte. Auf dem ledernen Einband prangte die verheißungsvolle Inschrift Von der Kunst ein Windelementar in ein Zaubergefäß zu bannen.
    Er würde die darin stehenden Angaben einfach etwas abändern und heute ein Feuerelementar in die Phiole bannen. Wie oft schon hatte sich Fi über die schneidende Kälte auf dem Schiff des Klabauterkapitäns Koggs Windjammer beklagt, für den Fi arbeitete. Mit der magisch veränderten Phiole hätte sie einen Taschenofen, der so handlich war, dass Fi ihn immer bei sich tragen konnte.
    Kai stellte den Feenkristall auf einen schmalen Dreifuß und zeichnete mit der Zauberkreide einen achteckigen Stern darum. Anschließend versah er die Spitzen des Sterns kunstvoll mit den im Buch abgebildeten Symbolen für Sonne und Mond und den sechs Planeten. Es waren Bannzeichen. Im Buch hieß es, dass sie notwendig waren, um
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