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Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Autoren: Thomas Finn
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mit Dystariel in die Gelehrtenstadt Halla im Süden der freien Königreiche aufgebrochen, um dort andere Magier in einer wichtigen Angelegenheit zu konsultieren. Anlass für seine Reise war der Panzerarm aus Mondeisen, den sie im letzten Jahr dem untoten Piratenkapitän Mort Eisenhand abgenommen hatten.
    Kai wandte sich soeben seinem Kleiderschrank zu, als ihn eine quäkende Stimme innehalten ließ.
    »Na, drückst du dich wieder vor der Arbeit, Junge? Oder hast du es dir überlegt und probierst jetzt endlich die herrliche Samtweste des seligen Magister Gismo ? Denkdoch nur, wie hervorragend dieses dunkle Abendrot mit deinem schwarzen Haar harmoniert.«
    Seufzend drehte sich Kai zu dem vorlauten Zauberspiegel neben der Zimmertür um. Inmitten der Blattornamente am oberen Ende des Rahmens hatten sich zwei Augen geöffnet, die ihn eindringlich musterten.
    »Lass mich in Ruhe, ich habe heute keine Zeit für solchen Unsinn.«
    Doch Kai konnte nicht anders, als seinem Spiegelbild einen kurzen Blick zuzuwerfen. Ihm war, als sei er in den letzten Monaten in die Höhe geschossen. In einer lange geübten Bewegung schüttelte er sich eine schwarze Haarsträhne aus der Stirn. »Gratulation, Junge. Inzwischen hast du den rechten Schwung raus«, schepperte der Spiegel unbeeindruckt. »Das sieht sehr verwegen aus. Wirklich.«
    Kai fühlte sich ertappt und wurde rot.
    »Na na, kein Grund verlegen zu werden. Du wächst dich langsam zu einem ganz ansehnlichen Burschen aus. Das ist mehr, als andere von sich behaupten können.« »Ach, Unsinn.«
    »Aber nicht doch«, ereiferte sich der Spiegel. »Haare wie Ebenholz, ein Profil, so kühn, dass dir jeder Bildhauer zu Füßen liegen würde, und dann diese Augen. Strahlend blau wie ein Bergsee bei Sonnenaufgang. Du wirst schon noch sehen, Junge, wenn du nur etwas mehr auf mich hörst, werden sich die jungen Damen bald scharenweise nach dir umdrehen.«
    »Wirklich?« Kai fühlte sich geschmeichelt.
    »Allerdings ...«, hob sein verzaubertes Gegenüber an und schwieg dann bedeutungsschwanger.
    »Allerdings was?«
    »Na ja, wären da nur nicht diese beiden grässlichen Pusteln am Kinn, die dein Antlitz aufs Unmöglichste entstellen. Zwei dampfende Misthaufen inmitten eines gepflegten Parks sind nichts dagegen. Nichts!«
    Dann hatte der Spiegel die beiden verdammten Dinger also doch bemerkt ? Kais Euphorie verflog. Leider hatte er bislang noch kein Rezept gegen sie gefunden, obwohl er Magister Eulertins gesamte Bibliothek magischer Werke durchforstet hatte. »Weißt du was«, platzte es verärgert aus Kai heraus, »halte einfach deinen Mund! Und jetzt: >Augen zu    Der Spiegel gehorchte dem Befehl und verstummte. Kai konnte es nicht fassen, dass er dem Spiegel immer wieder auf den Leim ging. Leider hatte er in einem Punkt Recht: Diese Pusteln entstellten eindeutig sein Gesicht. Unmöglich würde er Fi so gegenübertreten können.
    Fi war das wunderbarste Wesen, das er jemals kennengelernt hatte. Und nur Kai wusste, dass die Elfe aus Albion ein Mädchen war. Sie hatten viel miteinander durchgemacht und waren gute Freunde geworden.
    Wenn man es recht betrachtete, sogar sehr gute Freunde.
    Noch vor wenigen Monaten war Kai ein einfacher Irrlichtjäger gewesen. Dann hatte er den berühmten Däumlingsmagier Magister Thadäus Eulertin kennengelernt, und dieser hatte ihn als seinen Lehrling aufgenommen. Eulertin hatte herausgefunden, dass Kai der letzte lebende Feuermagier war, die sogenannte >Letzte Flamme<. Die böse Nebelkönigin Morgoya hatte aufgrund einer Prophezeiung alle anderen Feuermagier auf der Welt zur Strecke gebracht. Deshalb würde Kai vermutlich auch immer nur ein Zauberlehrling bleiben, denn er konnte nur von einem richtigen Feuermagier die letzte Weihe zum Zauberer empfangen.
    Und noch etwas bereitete ihm schlaflose Nächte - die letzte Passage eben jener Prophezeiung, in der es hieß:
    Die Flamme wird brennen, die Flamme wird flackern, im Ringen mit der Dunkelheit. Doch am Ende wird sie unterliegen.
    Kai wagte es nicht, sich die Bedeutung dieser Worte auszumalen, denn sie konnten wohl nur eines bedeuten: Er, die Letzte Flamme, würde den Kampf gegen Morgoya verlieren. Kai verscheuchte all die Gespenster in seinem Kopf.
    Zauberlehrling hin oder her, heute würde Fi Augen machen. So viel war sicher. Wenn er all sein bisheriges Können einsetzte, dann konnte er heute etwas schaffen, was ihm nicht einmal Magister Eulertin zutraute.
    Kai öffnete endlich seinen Kleiderschrank und
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