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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
Autoren: Thomas Finn
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seine Stimme. »Unter uns gesagt ist er ziemlich seltsam. Wollte von mir alles über das Dorf und das Fest wissen. Ich hoffe nur, der ist nicht auf Diebestour. Man weiß ja, wie das fahrende Volk ist.«
    »Boswin.« Kai schüttelte lächelnd den Kopf. »Nicht jeder hat es auf deine Ersparnisse abgesehen.«
    »Trotzdem.« Der Wirt wischte sich wieder über das Gesicht. »Man kann in Zeiten wie diesen nicht vorsichtig genug sein. Meinetwegen kann er morgen gleich wieder verschwinden.«
    »Also, wir sehen uns heute Abend.« Kai verabschiedete sich und eilte zwischen Bänken und schwatzenden Dörflern hindurch in den kühlen Schatten des großen Ahornbaums. Zwischen seinen Ästen baumelten ein Dutzend kupferner Leuchten. Irrlichtlaternen. All die Laternen dort oben in den Zweigen waren Leihgaben der Irrlichtjäger im Dorf. Sobald die Sonne untergegangen war, würden sie den Festplatz mit ihrem Flackerschein erleuchten.
    Kai kletterte auf einer Leiter nach oben und hängte die Laterne in die weit ausladende Krone. Dann sprang er herunter und betrachtete sein Werk zufrieden.
    »Du bist also ein Irrlichtjäger?«, war hinter ihm eine samtweiche Stimme zu hören. Kai fuhr herum und entdeckte zu seinem Erstaunen den fremden Gaukler. Seinem albernen Narrenkostüm zum Trotz beäugte der junge ihn überaus ernst aus großen, schräg stehenden, hellgrünen Augen. Ein Blick, der bis auf den tiefsten Grund seiner Seele zu reichen schien. Kai lief ein Schauer über den Rücken. Er kam sich vor wie eine Maus, die einer lauernden Katze gegenübersitzt.
    »Ah, ja«, stammelte Kai unruhig und fragte sich, wie der Junge es trotz der Schellen vermocht hatte, sich derart leise anzuschleichen. Irgendwie war er ihm unheimlich. »Ich wundere mich«, fuhr der Gaukler neugierig fort. »Dieses Sternschnuppenfest scheint man nur in Lychtermoor zu feiern, oder?«
    »Ja, das stimmt«, fuhr Kai redseliger fort, als es seine Art war. »Die hiesigen Bauern sind vor langer Zeit aus dem hohen Norden eingewandert. Aus einem Land, an dessen Nachthimmel sich um diese Jahreszeit tatsächlich hunderte von Sternschnuppen zeigen. Hier bei uns kann man Sternschnuppen natürlich nicht so häufig sehen. Aber wenn doch, bringt es Glück. Ich vermute, die Laternen im Baum sollen an die alte Heimat erinnern.«
    »Stammst du denn nicht von hier ?« Etwas lag in dem hellgrünen Blick des Gauklerjungen, was Kai förmlich in dessen Bann zog. Unwillkürlich blinzelte er, um das seltsame Gefühl abzuschütteln.
    »Ich lebe mit meiner Großmutter am Ortsrand«, wich Kai der Frage aus. »In einer alten Mühle.«
    Der Junge hob erstaunt eine Augenbraue.
    »Und wie ist dein Name?«, wollte er wissen.
    »Kai«, antwortete der junge Irrlichtjäger einsilbig. »Und deiner?«
    »Man nennt mich Fi. Sag, wie viele Irrlichtjäger gibt es hier bei euch in Lychtermoor?« Wieso wollte er das wissen?
    In diesem Augenblick ertönte hinter ihnen eine gehässige, Kai nur allzu vertraute Stimme.
    »Hörst du das, Pogel? Dieses Stück Fallobst spielt sich mal wieder auf als ob er mehr wäre als ein mieser Torfstecher.«
    Es war Rorben, ein großmäuliger Junge, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, Kai bei jeder Gelegenheit vor den anderen Jugendlichen im Ort herunterzumachen. Und wo der Muskelprotz auftauchte, war natürlich auch sein dümmlicher Bruder Pogel nicht weit, der Rorben stets wie ein Schatten begleitete. Wichtigtuerisch bauten sich die beiden Rotschöpfe neben ihnen auf und betrachteten den Gauklerjungen mit unverhohlener Neugier.
    »Wenn du richtige Irrlichtjäger kennen lernen willst, halte dich lieber an uns und nicht an diesen Bastard«, fuhr Rorben fort und versetzte Kai einen derben Stoß gegen die Schulter. »Unser Findelkind hier gehört ja noch nicht mal richtig zum Dorf.« »Verspritz dein Gift woanders, das geht dich nichts an!«, zischte Kai wütend. »Und übrigens: Seit gestern ist meine Lehrzeit beendet.«
    »Ja, hab schon von Boswin gehört, dass du Glück hattest«, stichelte Pogel mit seiner lächerlichen Fistelstimme.
    »Na ja, was man so Glück nennt«, grinste sein älterer Bruder boshaft. »Ein blindes Huhn findet bekanntlich auch mal ein Korn. Schau dir doch das kümmerliche Irrlicht da oben an. Aber was will man von einem wie dem hier schon erwarten?« Inzwischen hatten sich einige andere Jugendliche aus dem Ort eingefunden, die die Streiterei zwischen Kai und den Brüdern neugierig verfolgten. Keiner von ihnen mochte Rorben und Pogel
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