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Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht

Titel: Die Chroniken der Nebelkriege 1: Das Unendliche Licht
Autoren: Thomas Finn
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von innen heraus zu kommen. Es fühlte sich großartig an. Sein Hochgefühl wurde nur dadurch getrübt, dass er schon wieder Hunger hatte. Unwirsch schüttelte er den Kopf. Mit einem Seufzer wandte sich Kai vom Anblick des großen Irrlichts ab und griff nach einer der anderen Laternen.
    Wenig später stand er vor der Mühle und verstaute die Kupferleuchte zwischen den Fischen in Rufus' Karren. Er rief einen lauten Abschiedsgruß und die beiden Alten winkten ihm zu. Dann wuchtete er den Karren herum und brach in Richtung Lychtermoor auf. Diesen Gaukler wollte er unbedingt mit eigenen Augen sehen.

Eine Herausforderung
    Als Kai den Dorfplatz mit dem großen Ahornbaum erreichte, leuchteten seine Augen.
    Die strohgedeckten Bauernkaten waren festlich herausgeputzt. In den Gärten blühten gelb die Königskerzen und die Holunderbüsche waren übersät mit blauen Beeren. Überall waren die Dorfbewohner dabei, Tische und Bänke heranzutragen, die Tanzfläche zu fegen oder große Bratspieße aufzubauen. Schwatzende Bäuerinnen in grün-weißer Tracht trugen Körbe mit allerlei Leckereien heran. Obwohl sich Kai unterwegs noch einen kleinen Aal aus dem Karren genehmigt hatte, lief ihm beim herrlichen Duft der noch warmen Brote und Kuchen erneut das Wasser im Mund zusammen.
    Es war nicht schwer, den Gaukler ausfindig zu machen. Sein bunt bemalter Wagen stand unweit vom Feenkrug. Lachende Fratzen prangten auf der Außenseite. Wie Rufus berichtet hatte, war der Gaukler noch recht jung. Der Fremde hatte in etwa Kais Größe und war von zierlicher Gestalt. Wie es sich für einen Vertreter seiner Zunft gehörte, war er mit einem rotweiß gestreiften Umhang und einer ebenso gefärbten Narrenkappe bekleidet, unter der silberhelles Haar hervorlugte. Wann immer er einen seiner eleganten Schritte tat, erklangen Schellen, die an den bunten Schnabelschuhen befestigt waren.
    Im Moment stand er mit zwei hölzernen Marionetten in den Händen - einem Ritter und einem Burgfräulein - neben der Deichsel seines Wagens und führte vor einer großen Schar Kinder ein Puppenspiel auf.
    »... aber nein, Herr Ritter. Wie kommt Ihr darauf, dass ich befreit werden möchte«, drang seine Stimme über den Marktplatz. Der Gauklerjunge ließ die Marionette des Burgfräuleins empört die Ärmchen heben. »Hier im Hort des Drachen ist es nämlich immer so schön warm. Vor allem im Winter. Ganz anders als in Eurer zugigen Burg.« Die Kinder lachten.
    Kai trat näher an das Spektakel heran und wunderte sich darüber, wie sanft und melodisch die Stimme des Gauklers klang. Fast glaubte man, er würde singen. »Ah, da ist ja unser Goldjunge!«, vernahm er plötzlich eine schnaufende Stimme. Er wandte sich um und entdeckte den dicken Boswin, den Wirt des Feenkrugs. »Hallo, Boswin«, rief Kai. »Wie ich sehe, willst du dir heute Abend das Geschäft nicht entgehen lassen.«
    »Unsinn«, wiegelte der Wirt ab und zückte einen Lappen, mit dem er sich über sein verschwitztes Gesicht wischte. »Immer unterstellt man mir solche Schlechtigkeiten. Erzähl mir lieber, wie es gestern gelaufen ist!«
    »Sehr gut. Ich bin jetzt ein richtiger Irrlichtjäger.«
    »Na, da gratuliere ich aber.« Boswin nickte anerkennend. »Ich sehe, du hast dein Irrlicht dabei.«
    Kai wollte widersprechen und dem Wirt von dem großartigen Fang der letzten Nacht erzählen, doch die mahnenden Worte seiner Großmutter hielten ihn zurück. »Und Rufus' Aale hast du auch gleich mitgebracht«, fuhr der Wirt fort. »Ist der alte Schwerenöter wieder bei euch zu Besuch? Ich hab schon auf die Lieferung gewartet.« Boswin steckte zwei Finger in den Mund und pfiff nach seinem Sohn, der pflichtvergessen dem Gauklerjungen beim Puppenspiel zusah. Boswins Sohn war ein Jahr jünger als Kai, aber schon jetzt so dick wie sein Vater.
    »Ulf, was machst du da hinten?«, polterte der Wirt, als er endlich herangestapft kam. »Du hast in der Küche noch genug zu tun. Schnapp dir die Aale und sieh zu, dass du ins Haus kommst.«
    »Ja, Vaddern«, maulte Ulf und wartete, bis Kai die Laterne mit dem Irrlicht an sich genommen hatte. Er bedachte sie mit einem neugierigen Blick, dann zog er mit dem Karren davon.
    »Immer das Gleiche mit dem Bengel«, raunzte Boswin.
    In diesem Moment brandete lauter Applaus auf und Kai sah aus den Augenwinkeln, wie sich der Gaukler vor seinem Publikum verneigte.
    »Ich war es, der ihm den Platz hier neben der Wirtsstube angeboten hat«, erklärte der Wirt mit einem Zwinkern und senkte dann
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