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Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden

Titel: Die Chronik von Tornor 03 - Die Frau aus dem Norden
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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immer viel zu viele ... Kein Wunder also, daß Köche gern mit Gegenständen warfen.
    Arré war in Weiß gekleidet. Das ließ ihre Haut dunkler erscheinen, als sie wirklich war. Die Hitze hatte ihr Haar zu kleinen Löckchen gekraust. Sie trug das Haar fast so kurz wie Paxe, doch war seine Textur anders, und in den Locken zeichneten sich graue Streifen ab. Sie warf den Kopf in Richtung Sorren und befahl: »Komm!« Dann ging sie vor ihr her aus der gekachelten Küche. Im etwas kühleren Flur lehnten beide sich an die Wand.
    Arré sagte: »Ich hab' das Gefühl, es wird mit jedem Sommer heißer.« Sie reckte die Schultern. Ihre Augen blitzten aufwärts. »Ich bin sehr froh, daß du die Einkäufe erledigen mußt und nicht ich!«
    Sorren grinste angesichts der Vorstellung, daß Arré Med, Ratsmitglied zu Kendra-im-Delta, Haupt der Familie Med, bei den Fischbuden am Dock Flundern einhandelte.
    »Worüber grinst du so?« fragte Arré gereizt.
    »Ich habe mir gerade vorgestellt, was für ein überraschtes Gesicht der Fischhändler machen würde.«
    »Wisch dir das Gesicht ab!« Sie begann den Gang hinabzugehen. »Und lach mich nicht aus!«
    Sie hatte schlechte Laune. Sorren fuhr sich mit dem Ärmel über den Mund. Arré trat in das kleine Wohnzimmer. Es war für sie zugleich Wohnraum und Arbeitsraum. Es ging nach Süden; tagsüber waren die Wände sehr hell und sonnenbestrahlt. Die Innenwand war genau wie die des größeren Empfangsraumes von Wandschirmen gebildet. An der äußeren, hölzernen Wand hing eine Tapisserie, ganz in Rot- und Blautönen. Die Farbstoffe für die Wolle kamen aus dem Asechland, keine anderen Färbemittel erzielten derart leuchtende und dauerhafte Farben. Der Fußboden war aus Holz und frei von Matten. In hellen Bahnen strömte Sonnenlicht über die Bretter. Die gekörnte Maserung schimmerte. Arré setzte sich in ihren kissenbelegten Sessel. Sorren war an der Tür stehengeblieben. Die alte Frau warf ihr einen kurzen Blick zu. »Setz dich!« nickte sie und deutete auf einen Fußschemel. »Ich muß mit jemand reden.«
    Gehorsam ließ Sorren sich nieder. Rechts neben dem Sessel stand ein Lacktisch, seine Flächen in Rot und Schwarz leuchteten in der Sonne. Ein Schrank mit Glastüren an der Wand enthielt eine Reihe von Schriftrollen mit der Buchhaltung der Med-Familie. Einmal im Monat kam ein Schreiber des Schwarzen Clans – kein Schriftgelehrter, denn die ließen sich nicht zu derlei weltlicher Arbeit herab – und ging die Bücher nach Fehlern durch, wobei Arré ihn argwöhnisch überwachte. Arré Med hatte keinen eigenen Verwalter; das erschien ihr als unnötig in einem Haushalt, der nur aus ihr und ihrem Gesinde bestand. Die Buchhaltung erledigte sie selbst.
    »Bist du Isak begegnet?« fragte sie.
    Sorren nickte. »Am Tor.« Arrés Gesicht wirkte angespannt wie immer, wenn sie über ihren Bruder sprach. Silberarmbänder, an jedem Handgelenk zwei, klirrten, als sie die Hände gefaltet in den Schoß legte. Auf dem breitesten der Armbänder saß ein blauer Stein. »Was wollte er?«
    Arré verzog das Gesicht. »Wie immer, was er kriegen kann.«
    »Aber es ist Erntemond. Er sollte doch draußen auf den Feldern sein.«
    »Unsinn. Myra erledigt die Weinlese besser, als er das je fertigbrächte, auch wenn ihm was daran läge.« Myra war Isaks Frau. »Er hat sich angeboten, vor dem Rat zu tanzen.«
    »Hast du es zugestanden?«
    Arrés Hände flogen auseinander. Sie wirkten an ihrer schmalen, kleinen Gestalt zu groß, zu ungraziös. Isaks Hände waren fein und hübsch. »Er ist der beste Tänzer der ganzen Stadt – wie hätte ich mich da weigern können?«
    Selbst Arré mußte zugeben, daß Isak tanzen konnte. Das war eben seine Begabung, seine Kunst, so wie die Verwaltung ihr lag, und vielleicht war Tanzen seine Leidenschaft – oder jedenfalls eine von seinen Leidenschaften. Er war von Meredith von Shanan darin ausgebildet worden, aus der Schule Berenths von Shanan, der bei seiner Mutter, Jenézia von Shanan, gelernt hatte, und sie, das wußte jedes Kind hier in der Stadt, hatte in der Truppe Kels von Elath getanzt. Also besaß Isak das Recht, die shariza zu tragen, den roten Schal des Mitglieds eines chearas, doch mit größerem Takt, als er üblicherweise zur Schau stellte, nahm er Abstand davon. Einmal hatte Sorren ihn darüber ausgefragt. »Die chearas der Vergangenheit wurden im Waffenhandwerk und in der Kriegskunst ausgebildet«, sagte er. »Ich nicht.«
    »Und warum nicht?« hatte sie
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