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Die Chance seines Lebens

Die Chance seines Lebens

Titel: Die Chance seines Lebens
Autoren: Silvia Busch
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seine Geige heraus. Zärtlich strich er über die Saiten und klemmte sich die Geige unter das Kinn. Er hob die andere Hand und strich mit dem Bogen über die Saiten. Eine Melodie erhob sich und schwebte durch den Raum. Leicht und träumerisch stand Fabian im Zimmer, die Augen geschlossen und alle Sinne auf seine Geige gerichtet. Der einzige Zuhörer war seine Katze, die auf seinem Bett lag.
    Über seinem Bett hatte er ein Poster hängen. Darauf war der Stargeiger David Garrett abgebildet. Sein größtes Vorbild!
     
    Yasmina und Romina gingen den Schulweg gemeinsam. Sie wohnten im gleichen Stadtteil Duisburgs und doch ein paar Häuser entfernt. Eigentlich hatten sie es nicht weit in die Innenstadt, aber sie blieben meistens in ihrem Stadtteil. Yasmina hatte Glück, ihre Familie wohnte in einem schönen renovierten Altbau.
    Die Mädchen verabschiedeten sich, und Romina marschierte allein weiter.
    Yasmina war zu Hause von ihrer Familie sehnsuchtsvoll erwartet worden. Stürmisch wurde sie schon an der Tür von ihrem kleinen Bruder begrüßt. Sie hob ihn hoch und gab ihm einen dicken Schmatz auf die Wange. Schnell kam ihre Schwester auf ihren kleinen dicken Beinchen angerannt. „Ich auch, ich auch!“, kreischte sie.
    Yasmina lachte, hob ihre Schwester hoch und schwenkte sie durch die Gegend. „Aber natürlich, mein kleiner Schatz, wie könnte ich dich vergessen!“
    Ihre Mutter stand an der Küchentür und besah sich die Szene. Yasmina stellte ihre Schwester wieder auf den Boden und ging zu ihrer Mutter.
    „Gut, dass du so früh da bist, du kannst mir gleich helfen.“ Für Yasmina war es normal, im Haushalt mit anzupacken. Sie wusste, es gehörte zu den Pflichten als Tochter, in der Familie behilflich zu sein. So wurde es ihr beigebracht, und so handelte Yasmina, ohne zu murren.
    Aber eigentlich fand sie das nicht gerecht. Ihre Brüder könnten genauso im Haushalt helfen, wie sie. Aber nein, für ihre Brüder galten andere Richtlinien. Frauen hatten sich um den Haushalt und die Familie zu kümmern. Außerdem könnte sie froh sein, in Deutschland zu leben. Schließlich hatte sie Glück, eine Schulausbildung zu bekommen, in Indien wäre sie wahrscheinlich nicht in den Genuss gekommen. Dort wurden Mädchen früh verheiratet, und lediglich die Jungen konnten eine Berufsausbildung bekommen, aber natürlich auch nur, wenn das Geld dafür vorhanden war. Voller Eifer half sie ihrer Mutter in der Küche bei der Zubereitung des Essens.
    „Du kannst nachher auch die Wäsche von der Leine nehmen und bügeln“, sagte ihre Mutter gerade zu ihr.
    Yasmina nickte und erzählte ihrer Mutter von dem Neuen in der Schule. „Er macht einen netten Eindruck, trotz seines Humpelns“, bemerkte sie gerade.
    In dem Moment klingelte es an der Tür, und ihre Brüder kamen aus der Schule. Ja, sie waren eine große Familie!
     
    Nico lief nach der Schule nicht nach Hause. Mit seiner Gang machte er die Straßen in seinem „Getto“ unsicher. In einem baufälligen und heruntergekommenen Haus hatten sie Quartier bezogen. Dort trafen sie sich stets nach der Schule. Genauso lagerten sie dort auch ihr Diebesgut und alles andere. Sie wussten, keiner würde dieses marode Haus betreten, noch nicht einmal den Obdachlosen in Duisburg würde es einfallen, diese Bruchbude zu betreten. Das sollte nicht heißen, dass es noch keiner versucht hätte. Wer so unvorsichtig war, lernte die Fäuste und Füße von Nico und seinen Freunden kennen, seitdem wagte das niemand mehr. „Kann nicht jemand von euch etwas zu fressen holen?“, rief Nico. „Du kümmerst dich darum, Thomas und nimmst gleich Deniz mit!“
    „Aber wir haben keine Kohle mehr“, wandte Thomas ein.
    Ein Klingeln ertönte. Nico zog sein Handy aus der Tasche und schaute auf das Display. Kommentarlos legte er es auf den Tisch.
    „Hier hast du einen CD-Player, geh das Ding versetzen, und verpisst euch gefälligst! Ich habe Hunger, also los! Franko bleibt hier!“
    Schleunigst eilten Thomas und Deniz mit dem Karton nach draußen. Sie rannten auf dem direkten Weg zu Carlos. Carlos hatte sein Geschäft in einem Hinterhof in einem Keller.
    Die Jungen stiegen die baufälligen Stufen hinab und öffneten die quietschende Tür.
    Carlos saß auf einem Stuhl hinter seiner Theke und las Zeitung. Er schaute über den Zeitungsrand hinweg auf die Jungen. Carlos kannte die Kids, er wusste, dass sie zur Truppe von Nico gehörten.
    „Was wollt ihr?“, herrschte er sie an.
    Thomas stammelte etwas von einem
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