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Die Chance seines Lebens

Die Chance seines Lebens

Titel: Die Chance seines Lebens
Autoren: Silvia Busch
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für dich? Für mich nicht, denn das sind meine Wurzeln, meine Familie.“
    Nico winkte ab: „Ihr Ausländer seid alle bescheuert für mich.“ „Glaubt ihr, ihr Deutschen seid besser?“, mischte sich Yasmina ein.
    „Jetzt reicht es aber!“, knurrte Nico. „Geh mal wieder nach Indien zurück, da bist du ein feines Leckerchen für die Tiger.“ Bevor die Situation sich weiter zuspitzte, kam die Lehrerin herein. „Setzen, setzt euch jetzt bitte hin!“, schrie sie über den Tumult hinweg. Sie ging durch die Reihen und tippte jeden Schüler an, damit er auf seinem Sitz Platz nahm. Es dauerte lange, bevor etwas Ruhe im Klassenraum einzog. Von normalem Unterricht konnte nicht die Rede sein, und so hielt sie einen Vortrag über Konfliktlösungen. Alles stöhnte über dieses Thema, und niemand hörte zu. Das hatten sie schon zigmal gehört. Jeder machte sein eigenes Ding, ein Miteinander gab es nicht. Warum auch?
    Die restlichen Unterrichtsstunden zogen sich qualvoll dahin. Keiner hatte Lust oder Interesse daran, dem Unterrichtsgeschehen zu folgen. Einige waren mit ihrem Handy beschäftigt, andere unterhielten sich lieber mit ihrem Nachbarn. Immer wieder mussten sie gesagt bekommen, dass es das letzte Schuljahr sei, bevor die Jugendlichen eine Berufswahl treffen mussten. Aber für was sollten sie lernen? Eine Lehrstelle zu finden, war mit ihrer Nationalität kaum möglich. Dies sagten sie sich, obwohl es gar nicht stimmte.
    Fabian war es egal, was die anderen dachten oder ob sie lernten. Er wollte lernen, und wenn er stundenlang pauken musste, er hatte ein Ziel, und dafür wollte er alles tun. Endlich wollte er alles geben, damit sein Zeugnis besser wurde. Sein Vater sollte diesmal stolz auf ihn sein. Er war ja nicht doof, nur leider nicht ehrgeizig genug. Außerdem hatte er einen großen Fehler, Fabian war schüchtern. Es fiel ihm sehr schwer, sich im Unterricht zu melden. Diesmal wollte er es aber unbedingt schaffen. Er würde gern weiter zu Schule gehen. Sein Ziel war das Abitur, aber dafür musste er die Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe erreichen.
    Kaum ertönte die Schulglocke, stürmten die Schüler wie gehetzt aus der Tür.
    Fabian packte mit zittrigen Händen in Ruhe seinen Rucksack. Er hoffte, dass die anderen schon weg waren, wenn er das Gebäude verließ. Langsam schulterte er seinen Rucksack und ging schleppenden Schrittes nach draußen.
    Glück gehabt: Keiner war mehr da.
    Er fuhr den kurzen Weg mit dem Bus, damit sein Bein nicht stark belastet wurde. Traurig schaute er aus dem Fenster. Er vermisste nicht nur seine Großeltern. Nein, er vermisste sein Dresden. Er liebte seine Heimat. Und hier? Schornsteine, alte Fabriken und? Scheiß drauf, was sollte er noch darüber nachdenken. Es hatte keinen Zweck. Mürrisch schaute er weg.

Die Jugendlichen
     
     
    Zu Hause wartete seine Mutter auf ihn. Fabian unterstützte sie, wo er nur konnte. Sie war herzkrank, und es ging ihr an manchen Tagen nicht gut. So wie heute, der Umzug nach Duisburg hatte ihr zu schaffen gemacht.
    „Hallo Mum, du liegst ja noch im Bett, willst du nicht aufstehen?“
    „Nein, mir ist heute so schwindlig, ich bleibe lieber liegen.“ „Soll ich dir etwas bringen?“
    „Nein danke, mein Junge. Wie war es an deiner neuen Schule?“
    „Na ja, der erste Tag ist immer schwierig. Aber ich habe ein nettes Mädchen kennengelernt.“
    Seine Mutter schmunzelte, „dann bring sie einfach mal mit!“
    „Oh Mum, dafür kenne ich sie noch gar nicht gut genug.“
    „Zieh dich nicht zurück, sondern lerne neue Freunde kennen, damit du Anschluss findest!“
    „Ja, jetzt habe ich aber Hunger.“
    „Dann geh in die Küche und mach dir was!“
    Fabian verließ das Schlafzimmer und schloss leise die Tür. Lerne neue Freunde kennen, immer die gleiche Leier. Wer wollte schon mit ihm befreundet sein? Der einzige Freund war seine Geige. Es miaute an seinen Füßen. Fabian hob seine Katze hoch. Er streichelte sie liebevoll.
    „Du bist der einzige Freund, den ich habe“, sagte er zärtlich zu ihr. Schnurrend lag sie in seinen Armen. Er setzte sie vorsichtig wieder ab.
    Fabian holte das Brot und schnitt sich eine Scheibe ab. Er angelte noch die Butter sowie etwas Wurst aus dem Kühlschrank und belegte sich großzügig eine Scheibe Brot. Vielleicht sollte er etwas kochen, denn sein Vater würde auch sicherlich Hunger haben, wenn er von der Arbeit kam? Ach, eine Büchse Eintopf könnte man auch später öffnen.
    Er ging in sein Zimmer und holte
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