Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Augenblick lang zurück, schloss halb die Augen und bemerkte in müdem Ton: »Der Omnibus war wohl sehr überfüllt?«
    »Ich bin im Taxi gekommen«, sagte die Frau.
    »Oh!« Tommy schien gekränkt. Sein Blick haftete vorwurfsvoll auf einer blauen Omnibusfahrkarte, die aus ihrem Handschuh hervorlugte. Die Augen der Frau folgten seinem Blick; sie lächelte und zog das Billett heraus.
    »Sie meinen die Fahrkarte? Ich habe sie auf dem Gehsteig aufgelesen. Der Junge unseres Nachbarn sammelt sie.«
    Tuppence hüstelte, und Tommy warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    »Nun, zur Sache«, sagte er energisch. »Sie benötigen unseren Rat, Miss…?«
    »Kingston Bruce ist mein Name«, sagte die Frau. »Wir leben in Wimbledon. Gestern Abend hat eine Dame, die bei uns wohnt, eine wertvolle rosa Perle verloren. Mr St. Vincent, der gestern auch bei uns zu Gast war, erwähnte Ihre Firma. Nun hat mich meine Mutter heute Morgen beauftragt, mich zu erkundigen, ob Sie die Sache übernehmen möchten.«
    Die Frau sprach mürrisch, fast feindselig. Ihre Mutter und sie waren in dieser Angelegenheit offensichtlich nicht einer Meinung gewesen. Sie war gegen ihren Willen gekommen.
    »So, so«, Tommy war verdutzt. »Und Sie haben die Polizei nicht hinzugezogen?«
    »Nein. Es wäre doch wirklich idiotisch, die Polizei zu rufen und dann festzustellen, dass diese blöde Perle einfach unter den Kamin gerollt ist.«
    »Oh, dann ist sie vielleicht nur verloren gegangen?«
    Miss Kingston Bruce zuckte die Schultern. »Die Leute machen so viel Aufhebens um nichts und wieder nichts«, murmelte sie.
    Tommy räusperte sich. »Natürlich«, sagte er zweifelnd, »ich bin zurzeit sehr beschäftigt…«
    »Ja, ich verstehe vollkommen…« Die Frau stand rasch auf.
    Tuppence bemerkte einen Schimmer von Genugtuung in ihren Augen.
    »… nichtsdestoweniger«, fuhr Tommy fort, »will ich mir die Zeit nehmen und einen Abstecher nach Wimbledon machen. Können Sie mir bitte die Adresse angeben?«
    »Villa Lorbeer, Edgeworth Road.«
    »Notieren Sie bitte, Miss Robinson!«
    Miss Kingston Bruce zögerte einen Augenblick und sagte dann unwirsch: »Wir erwarten Sie also. Auf Wiedersehen.«
    »Komische Frau«, bemerkte Tommy. »Ich bin nicht recht klug aus ihr geworden.«
    »Ich frage mich, ob sie die Perle nicht selbst gestohlen hat? Komm, Tommy, wir wollen die Bücher da wegräumen und hinfahren. Übrigens – welche Rolle willst du spielen? Immer noch Sherlock Holmes?«
    »Ich glaube, dafür brauche ich mehr Training. Die Geschichte mit der Omnibusfahrkarte war ein Reinfall, wie?«
    »Ja«, meinte Tuppence, »an deiner Stelle würde ich mit dieser Frau übrigens vorsichtiger sein. Sie ist scharf wie ein Messer. Außerdem hat sie Kummer, die Arme.«
    »Ich nehme an«, sagte Tommy sarkastisch, »dass du ihren ganzen Charakter an der Form ihrer Nase abgelesen hast!«
    »Ich will dir sagen, was wir meiner Ansicht nach wahrscheinlich in der Villa Lorbeer vorfinden werden«, entgegnete Tuppence unerschüttert. »Ein Haus voller Snobs, ängstlich bemüht, nur in den besten Kreisen zu verkehren; der Vater – wenn es überhaupt einen Vater gibt – ist sicher Offizier gewesen. Die Frau fügt sich dieser steifen Lebensart und verachtet sich deswegen selbst.«
    Tommy warf einen letzten Blick auf die Bücher, die nun in Reih und Glied auf dem Bücherbrett standen, und sagte nachdenklich: »Ich glaube, heute bin ich Thorndyke.«
    »Der Fall scheint aber mit Gerichtsmedizin nicht viel zu tun zu haben.«
    »Vielleicht nicht. Aber ich habe solche Lust, meine neue Kamera einzusetzen! Sie hat angeblich die großartigste Linse, die man sich denken kann.«
    »Ich kenne diese Art von Apparaten! Wenn man endlich Blende, Belichtung, Entfernung und alles andere eingestellt hat, entsteht Blutleere im Gehirn, und man sehnt sich plötzlich nach einer alten Box.«
    »Nur Leute ohne Ehrgeiz geben sich mit einer alten Box zufrieden.«
    »Ich wette, ich mache bessere Fotos damit als du!«
    Tommy überhörte die Herausforderung.
    »Ich sollte einen Pfeifenputzer haben wie Thorndyke. Weißt du, wo man so etwas kaufen kann?«
    »Wie wäre es mit dem Patentkorkenzieher, den du von Tante Araminta zu Weihnachten bekommen hast?«, schlug Tuppence vor.
    »Gute Idee. Auf den ersten Blick hielt ich ihn für eine merkwürdige Höllenmaschine. Übrigens, ein komisches Geschenk von einer strengen Abstinenzlerin.«
    »Ich«, sagte Tuppence, »werde heute Polton darstellen.«
    Tommy lächelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher