Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Wortwechsel, als meine Frau ungeschickterweise nicht Farbe bekannt hatte.«
    »Ja, ja, gewiss. Aber wie verhält sich eigentlich Mrs Betts in dieser Angelegenheit?«
    »Sie wollte, dass ich die Polizei rufe«, sagte Colonel Kingston Bruce widerstrebend. »Natürlich erst, nachdem wir alles abgesucht hatten; die Perle konnte ja schließlich von selbst herausgefallen sein.«
    »Aber Sie wollten nicht?«
    »Mir ging es gegen den Strich, die Sache an die große Glocke zu hängen; meine Frau und meine Tochter stimmten mir zu. Dann fiel meiner Frau wieder ein, was der junge St. Vincent gestern beim Abendessen von Ihrer Firma und dem Vierundzwanzigstunden-Dienst erzählt hatte.«
    »So, so«, brummte Tommy verlegen.
    »Jedenfalls kann man uns keinen Vorwurf machen. Wenn wir die Polizei erst morgen rufen, können wir uns damit entschuldigen, dass wir die ganze Zeit nach dem Kleinod gesucht hätten, weil wir glaubten, es sei verloren gegangen. Übrigens – wir haben niemandem gestattet, heute Morgen das Haus zu verlassen.«
    »Außer Ihrer Tochter«, warf Tuppence ein, die sich zum ersten Mal am Gespräch beteiligte.
    »Außer meiner Tochter, natürlich. Sie erklärte sich sofort bereit, Ihnen den Fall zu unterbreiten.«
    Tommy stand auf.
    »Wir wollen unser Möglichstes tun, um Sie zufrieden zu stellen, Colonel. Jetzt würde ich mir gern den Salon ansehen und den Tisch, auf den der Schmuck gelegt wurde. Dann möchte ich auch Mrs Betts noch ein paar Fragen stellen. Zuletzt werde ich die Dienstboten verhören – oder nein, diese Arbeit wird Miss Robinson übernehmen.«
    Er verzagte beim bloßen Gedanken an so ein Verhör.
    Colonel Kingston Bruce stieß die Tür auf und führte sie durch die Halle. In diesem Augenblick hörten sie die Stimme des Mädchens, das heute Morgen in die Agentur gekommen war. Sie trat aus dem Zimmer, dem sie sich gerade näherten, und weil die Tür offenstand, konnte man deutlich verstehen, was sie sagte: »Du weißt genau, Mutter, dass sie tatsächlich einen Teelöffel in ihrem Muff nachhause gebracht hat.«
    Gleich darauf wurden sie Mrs Kingston Bruce vorgestellt, einer Dame mit weinerlicher Stimme und phlegmatischer Gemütsart. Ihre Tochter quittierte den Gruß der Neuankömmlinge nur mit einer leichten Neigung des Kopfes. Sie war mürrischer denn je.
    Mrs Kingston Bruce hielt einen langen Vortrag. »… ich weiß, wem ich diesen Diebstahl zutrauen würde«, schloss sie ihre Rede. »Diesem fürchterlichen sozialistischen Kerl: Er liebt die Russen und die Deutschen und hasst die Engländer – was kann man da anderes erwarten?!«
    »Er hat sie nicht angerührt!« sagte Miss Kingston heftig. »Ich hätte es unbedingt sehen müssen.«
    Ihr Blick war herausfordernd, ihr Kinn hoch erhoben.
    Um die Gemüter zu beruhigen, bat Tommy um eine Unterredung mit Mrs Betts. Als Mr und Mrs Kingston Bruce in Begleitung ihrer Tochter den Raum verlassen hatten, um Mrs Betts zu suchen, pfiff Tommy nachdenklich vor sich hin: »Ich möchte bloß wissen, wer einen Teelöffel im Muff versteckt hatte…«
    »Das habe ich mich auch eben gefragt«, erwiderte Tuppence. Mrs Betts stürmte ins Zimmer, von ihrem Mann begleitet. Sie war eine stattliche Frau mit einer energischen Stimme. Er machte einen verschüchterten Eindruck, und man sah ihm an, dass er Ärger mit seiner Verdauung hatte.
    »Wie ich höre, Mr Blunt, sind Sie ein Privatdetektiv, der einen Auftrag im Handumdrehen erledigt?«
    »Handumdrehen ist ein zutreffender Ausdruck, Mrs Betts. Kann ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Alles Weitere lief rasch und glatt: Man zeigte Tommy das beschädigte Schmuckstück, den Tisch, auf dem es gelegen hatte, und Mr Betts erwachte schließlich aus seiner Schweigsamkeit, um den Dollarwert der gestohlenen Perle bekannt zu geben.
    Und unterdessen hatte Tommy das beklemmende Gefühl, nicht einen Schritt weiterzukommen.
    »Ich glaube, das genügt«, bemerkte er schließlich. »Miss Robinson, bringen Sie doch bitte den Fotoapparat aus der Halle!«
    Miss Robinson gehorchte.
    »Eine kleine Erfindung von mir«, erklärte Tommy. »Dem Aussehen nach ist es zwar ein ganz gewöhnlicher Fotoapparat, aber…« Er ließ den Satz unvollendet und empfand eine gewisse Genugtuung, als die Betts sich beeindruckt zeigten.
    Er fotografierte die Kette, den Tisch, auf dem sie gelegen hatte, und machte ein paar Aufnahmen von den Wohnräumen. Dann wurde Miss Robinson beauftragt, das Personal auszufragen; und angesichts der gespannten Erwartung, die auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher