Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Öffentlichkeit dringt. Könnten wir das nicht unter der Hand regeln?«
    Der junge Mann sah sie scharf an.
    »Es fragt sich nur, was Sie eigentlich wissen«, sagte er nachdenklich. »Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen.«
    Er barg sein Gesicht in den Händen und stellte dann eine ganz unerwartete Frage: »Sagen Sie mal, ist es wirklich wahr, dass der junge St. Vincent verlobt ist?«
    »Selbstverständlich. Ich kenne das Mädchen.«
    Mr Rennie wurde plötzlich ganz vertraulich. »Hier war es höllisch. Sie haben ihn früh, mittags und abends eingeladen – und mit aller Gewalt versucht, ihn Beatrice anzuhängen. Nur weil er eines Tages einen Adelstitel erbt. Wenn’s nach mir ginge…«
    »Wir wollen nicht politisieren«, unterbrach Tuppence ihn hastig. »Möchten Sie mir nicht sagen, warum Sie glauben, dass Miss Kingston Bruce die Perle genommen hat, Mr Rennie?«
    »Aber wieso denn…«
    »Doch, Sie glauben es«, sagte Tuppence ruhig. »Sie warteten, bis der Detektiv mit dem Wagen wegfuhr, glaubten, dass die Luft rein sei, klingelten dann an der Tür und fragten nach Miss Kingston Bruce. Die Sache ist sonnenklar. Wenn Sie die Perle selbst genommen hätten, wären Sie nicht halb so aufgeregt.«
    »Sie war so eigenartig heute Morgen«, sagte der junge Mann. »Sie kam und erzählte mir von dem Diebstahl. Sie sei unterwegs, um einen Privatdetektiv zu engagieren. Sie wollte etwas sagen, brachte es dann aber doch nicht heraus.«
    »Ich will die Perle, sonst nichts. Sie sollten mit ihr sprechen.« In diesem Augenblick öffnete Colonel Kingston Bruce die Tür. »Das Essen ist serviert, Miss Robinson. Sie werden doch mit uns essen, hoffe ich. Der…« Er unterbrach sich und starrte den neuen Gast an.
    »Offensichtlich haben Sie nicht die Absicht, mich zu Tisch zu laden«, sagte Mr Rennie. »Gut. Ich gehe.«
    »Kommen Sie später wieder!«, flüsterte Tuppence ihm zu, als er an ihr vorbeiging.
    Tuppence folgte Colonel Kingston Bruce, der immer noch etwas über die »verdammte Unverfrorenheit gewisser Leute« in seinen Bart murmelte, in das riesige Speisezimmer, wo die Familie bereits versammelt war. Nur eine Person von den Anwesenden war Tuppence unbekannt.
    »Lady Laura, diese junge Dame ist Miss Robinson, die uns freundlicherweise beisteht.«
    Lady Laura beugte den Kopf vor und betrachtete Tuppence durch ihren Kneifer. Sie war groß und schlank, ihr Lächeln war traurig, ihre Stimme sanft, aber ihre Augen waren hart und böse. Tuppence begegnete ihrem Blick frei und offen. Schließlich senkte Lady Laura die Augen.
    Nach dem Essen nahm Lady Laura das Gespräch mit liebenswürdiger Neugier auf. Wie stehen die Dinge? Klärt sich der Fall? Tuppence sprach mit dem nötigen Nachdruck von dem Verdacht, der auf dem Hausmädchen lastete, aber ihre Gedanken weilten nicht wirklich bei Lady Laura. Lady Laura mochte Teelöffel und andere Dinge in ihren Kleidern verstecken – aber für Tuppence stand außer Zweifel, dass nicht sie die rosa Perle gestohlen hatte.
    Dann machte Tuppence sich sofort wieder an die Durchsuchung des Hauses. Die Stunden vergingen. Tommy war immer noch nicht zurückgekommen, aber auch Mr Rennie ließ sich nicht mehr blicken, was Tuppence noch viel mehr beunruhigte. Beim Verlassen eines Schlafzimmers im ersten Stock stieß sie plötzlich auf Beatrice Kingston Bruce, die soeben die Treppe herunterkam. Sie trug Mantel und Hut. »Ich fürchte, Sie können das Haus jetzt nicht verlassen«, sagte Tuppence.
    Die Frau blickte hochmütig auf sie herab.
    »Ob ich ausgehe oder nicht, ist nicht Ihre Sache«, entgegnete sie kühl.
    »Es ist aber meine Sache, die Polizei davon zu verständigen«, meinte Tuppence.
    Die Frau wurde totenbleich.
    »Nein, bitte nicht, ich bleibe ja da, bitte tun Sie das nicht!« Sie klammerte sich flehend an Tuppences Arm.
    »Liebe Miss Kingston Bruce«, sagte Tuppence lächelnd, »die Sache war mir von Anfang an vollkommen klar. Ich…«
    Aber sie wurde unterbrochen. Unter dem Eindruck ihrer Begegnung mit Miss Kingston Bruce hatte Tuppence die Türglocke überhört. Zu ihrem Erstaunen sah sie plötzlich Tommy mit langen Sätzen die Treppe heraufeilen, und unten in der Halle stand ein großer, stämmiger Mann, der seinen Hut in den Händen drehte.
    »Inspektor Marriot von Scotland Yard«, stellte er sich grinsend vor.
    Mit einem Aufschrei befreite sich Beatrice Kingston Bruce aus Tuppences Händen und stürzte die Treppe hinunter, gerade als sich die Haustür öffnete, um Mr Rennie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher