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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin
Autoren: Anjali Banerjee
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phantastisch. Vielen Dank.«
    » War mir ein Vergnügen«, antworte ich.
    Julias herzhaftes Lachen hallt durch den Raum.
    Am folgenden Nachmittag erhalte ich den ersten Brief von meiner Tante auf duftendem rosafarbenem Papier.
Liebste Jasmine,
Subhas und ich wohnen in einem reizenden Häuschen in Santiniketan (siehe beigelegtes Foto). Jeden Morgen machen wir einen Spaziergang zur Universität und durch den Naturschutzpark. Außerdem sind wir mit dem Zug nach Kalkutta – entschuldige, jetzt heißt es ja Kolkata – gefahren, um im Basar einzukaufen. Weil uns so viele Verwandte besucht haben, um uns zu gratulieren, hatte ich bis jetzt keine Zeit, dir zu schreiben.
Ich vermisse den Buchladen, die Kunden, Tony, deine Ma, deinen Dad und dich. Aber ich bin glücklich hier, dank Ganesh. Wenn Dickens nicht zum Leben erwacht wäre, um einen Tag auf der Erde zu wandeln, und wenn er Subhas nicht ein Bein gestellt hätte, wäre der nicht vor dem Zeitungskiosk gestolpert. An diesem Tag wurde mein Buchladen nämlich in der Times erwähnt.
Dieses Detail hatte ich nicht erwähnt. Subhas war gerade in Seattle, und als er den Artikel auf der Titelseite sah, wusste er, dass ich mich nur wenige Kilometer entfernt auf Shelter Island aufhielt.
Vielen Dank, Charles Dickens.
Alles Liebe,
Tante Ruma
    Also war Connor nicht der erste Geist, der draußen herumgelaufen ist, und er wird vielleicht nicht der letzte sein.
    Einige Tage nach dem Brief meiner Tante bekomme ich noch einen, diesmal von Professor Avery. Er arbeitet jetzt ehrenamtlich in einem Waisenhaus am Stadtrand von Chennai, denn er hat sich in die Leiterin verliebt und sie geheiratet. Nun planen sie, Waisenmädchen zu adoptieren und ein Netzwerk von Waisenhäusern zu gründen . Magie im Mangohain steht in seinem Bücherregal– das Buch, das ihn nach Indien gebracht und sein Leben verändert hat.
    Er hat einen kühnen Schritt gewagt. Und ich habe es auch getan. Ich halte an den liebevollen Erinnerungen an Connor fest und weiß das Geschenk zu schätzen, das er mir gemacht hat– die Fähigkeit, mich zu öffnen und die Schutzmauern rings um mein Herz bröckeln zu lassen.

Kapitel 45

    M
itten an einem warmen Frühlingsnachmittag stehe ich in der Island Church, einem prachtvollen historischen, von farbenfrohen Buntglasfenstern strotzenden Gebäude. Das Podium ist mit unzähligen hier im Nordwesten heimischen Blumen geschmückt.
    Dilips Mutter trägt einen teuren altrosafarbenen Sari und jede Menge Schmuck. Sein Vater ist im Frack. Sie plaudern angeregt mit einigen Verwandten.
    Fast alle Freunde und Angehörige sind erschienen. Tante Ruma und Onkel Subhas, Ma und Dad, die Mauliks, Tony, Virginia, Olivia und Lucia, die den köstlichen Duft von Schokoladenplätzchen verströmt. Sanchita glänzt durch Abwesenheit. Sie hat vorübergehend eine Stelle als Kinderärztin in einem von Harold Avery und seiner neuen Frau betriebenen Kinderheim angenommen. Wie wird es weitergehen? Vielleicht kommt sie ja wieder zur Vernunft und kehrt bald zu ihrer Familie zurück.
    Im Moment müssen ihre Kinder und ihre Eltern ohne sie auskommen. Sie sind alle hier. Onkel Benoy spricht mit Dilip. Kein Wunder, dass Gita sich in ihn verliebt hat. Er ist ein kräftig gebauter, attraktiver Mann und hat ein reizendes, ansteckendes Lächeln. Entspannt bewegt er sich durch die Menge, begrüßt die Gäste und sorgt dafür, dass sie sich wie zu Hause fühlen. Er ist traditionell mit einer cremefarbenen churidar kurta mit Goldstickerei bekleidet. Ein Verlobter wie aus dem Bilderbuch.
    » Jasmine, du siehst wunderschön im Sari aus!« Er nimmt meine Hände und betrachtet mich lächelnd von Kopf bis Fuß.
    » Türkis ist wahrscheinlich meine Farbe.« Ich hatte meine liebe Not, mir den rutschigen Stoff um die Taille zu wickeln. Schließlich ist es schon eine Weile her, dass ich mich in ein solches Gewand gehüllt habe. Mit Schmuck bin ich sparsam umgegangen. » Ein traumhafter Tag für ein Fest im Freien.«
    Er senkt die Stimme. » Wo ist Gita? Sie sollte längst hier sein.«
    » Im Umkleidezimmer.« Ich weise mit dem Kopf auf die hinteren Räume. » Ma ist bei ihr.«
    Er zeigt auf einen pummeligen in Weiß gekleideten Mann, der neben dem Podium steht. » Der Priester ist da. Wir müssen den Gästen ihre Plätze zuweisen und anfangen. Warum dauert das so lang?«
    » Gib ihr noch eine Minute. Sie kommt gleich.«
    Die Leute setzen sich und kommentieren leise den kunstvollen Blumenschmuck.
    Ma hastet aus dem Hinterzimmer auf
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