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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele
Autoren: P. W. Catanese
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tot«, stöhnte der kleine Jäger. Er drehte den Speer um, so dass das Insekt auf dem Boden lag, und stellte einen Fuß auf dessen Bauch. Dann hob er den Speer an und ließ ihn nach unten in den Kopf des armen Tieres schnellen. Das Zucken hörte sofort auf.
    Hap rümpfte die Nase. »So was isst du doch nicht, oder?«
    Â»Und was, wenn doch?«, fragte Thimble und grinste spöttisch zurück.
    Ein saurer Geschmack stieg in Haps Kehle auf. »In der Küche gibt es bessere Sachen. Balfour hat heute Beerenkuchen gebacken …«
    Â»Ich weiß «, sagte Thimble. »Wenn ich will, kann ich mir was nehmen.«
    Â»Bestimmt kannst du das, aber wäre es nicht leichter, wenn ich dir was hole? Warte hier«, sagte Hap. Er lief in die Küche und brachte ein großes Stück Kuchen für sich selbst und einen Löffel voll für Thimble mit. Er war überrascht, dass Thimble noch da war, als er zurückkam, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Der kleine Kerl faszinierte ihn, und Hap wollte, dass ihre Begegnung so lange wie möglich andauerte. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und legte den Löffel zwischen sich und Thimble.
    Thimble grub eine Hand in den Kuchen und brach sich ein Stück der von den Beeren verfärbten Kruste ab.
    Â»Schmeckt gut, was?«, sagte Hap.
    Â»Ja, ganz okay«, erwiderte Thimble und stopfte sich so viel auf einmal in den Mund, wie hineinpasste. Dann schluckte er und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. »Du und ich, wir haben was gemeinsam.«
    Â»Haben wir?«
    Â»Wir sind beide merkwürdig. Ich, weil ich klein bin. Und du, weil … du bist auf viele Arten merkwürdig.«
    Das konnte Hap nicht leugnen. Wer hatte schon eine so seltsame Geschichte? Er war Wochen zuvor in einer weit entfernten unterirdischen Stadt erwacht, ohne sich an sein vorheriges Leben erinnern zu können. Der einzige Hinweis auf seine Identität war ein Brief von dem Mann, der Hap dort hingebracht hatte, damit Umber ihn fand. Laut dieser Nachricht, die mit den Initialen WN unterzeichnet war, sollte Umber Hap mit auf seine Abenteuerreisen nehmen, dann würden sich gewisse Talente bei ihm zeigen. Dazu gehörte die Fähigkeit, mysteriöse Lichtfäden zu sehen, die es ihm vielleicht eines Tages erlaubten, den Lauf des Schicksals zu steuern. Bislang hatte Hap allerdings nur flüchtige Blicke auf diese Fäden erhaschen können, und er hatte keine Ahnung, wie er sie nutzen sollte. Angeblich gehörte er zu einer Gruppe magischer und schwer fassbarer Wesen, die Fädenzieher genannt wurden und sich aus rätselhaften Gründen in menschliche Geschehnisse einmischten.
    Â»Was ist mit dir?«, fragte Thimble missmutig.
    Hap wurde bewusst, dass er eine Zeit lang geschwiegen und dabei ein sehr ernstes Gesicht gemacht hatte. »Nichts«, antwortete er leise. Dann fiel ihm wieder ein, worüber er nachgedacht hatte. »Außer … na ja, es gibt da etwas, was ich eines Tages tun soll. Für Umber. Und ich habe keine Ahnung, ob ich jemals dazu in der Lage sein werde.«
    Â»Die andere Welt retten, meinst du?«, fragte Thimble. »Die, aus der Umber zu kommen glaubt?«
    Hap hob ruckartig den Kopf. Er hatte vergessen, was für ein ausgezeichneter Spion Thimble war; er lauerte in den Wandspalten von Aerie und belauschte Gespräche, die eigentlich niemand hören sollte. Hap räusperte sich. »Vielleicht.«
    Thimble sammelte so viele Krümel auf, wie er tragen konnte, und stopfte sie in sein Hemd. Dann stieß er den Käfer von der Spitze seines Speers und trat ihn weg, da er keinen Hunger mehr hatte. »Nun, wenn es dir hilft: Ich weiß auch nicht, ob du es hinkriegen wirst.« Er ging mit seinem ausgebeulten Hemd davon und verschwand in dem Spalt in der Wand, den er sein Zuhause nannte.
    Â»Das hilft mir ganz und gar nicht, du kleines Monster«, erwiderte Hap und stützte sein Kinn in die Hand.

4
    D ie ersten Strahlen des Tageslichts drangen durch die schmalen Fenster von Aerie. Hap aß gebuttertes Toastbrot mit Früchten, während Umber die Augen schloss und in seinen Becher lächelte. Dann schlug er die Augen wieder auf und drehte sie zur Seite, als Dodd den großen Saal betrat.
    Â»Lord Umber?«
    Umber grinste ihn an. »Morgen, Dodd.«
    Â»Ich weiß nicht, ob es der Rede wert ist, aber eben kam ein junger Mann die Auffahrt hochspaziert. Er
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