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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ron mit interessiertem Blick. Ein kräftiger, junger blonder Mann ist immer eine Augenweide für eine polynesische Frau.
    »Gerade angekommen?« fragte sie in einem singenden Englisch. Es klang wie das Zwitschern eines großen Vogels. »Tourist?«
    »Wie man's nimmt, meine Schöne. Ein paar Tage möchte ich schon auf Tongatapu bleiben. Wo ist ein Zimmer frei?«
    »Überall! Wo Sie wollen, Sir.«
    »Was empfehlen Sie mir!«
    »Billig und doch gut?«
    »So ist es, Glutäuglein.«
    Das Mädchen straffte sich, rückte seine Reize ins rechte Licht und tat so, als dächte es angestrengt nach. Halt dich zurück, Junge, ermahnte sich Ron. Für dich sind Weiber jetzt neutrale Wesen. Keine neuen Komplikationen, bloß das nicht. Gib dir keine Mühe, Kleine, ich bin nicht interessiert.
    »Vielleicht das Kimiko Guest House?« sagte sie plötzlich. »Es liegt ganz in der Nähe an der Yellow Pier Jetty vorbei … direkt an der Uferstraße. Soll ich mal nachfragen?«
    Es war glücklicherweise ein Zimmer frei, mit Meerblick sogar. Es war ein heller, aber kärglich möblierter Raum, doch er hatte ein gutes Bett und eine leise summende Klimaanlage. Das Zimmer kostete pro Nacht 12 Pa'anga, und Ron rechnete aus, daß dies nach deutschem Geld rund dreißig Mark waren.
    »Okay!« sagte er und nickte dem Geschäftsführer zu. »Und was kostet ein Abendessen?«
    »Ab sechs Pa'anga, Sir, können Sie hier essen.«
    Also leben wir jeden zweiten Tag nur von Früchten, dachte Ron. Die Südsee ist ein teures Paradies für einen Europäer.
    Drei Tage wohnte Ron bei Kimiko, ließ sich mit den fröhlichen dreirädrigen offenen Taxen, die man Ve'etolu nannte, kreuz und quer über die Insel fahren, zu den Korallenriffen und zum Oholei-Strand, zu den Terrassengräbern und dem Baum des Captain Cook. Er versuchte vergeblich, den hochragenden Mormonentempel bei Liahona zu betreten und sah dem sprühenden Schauspiel an den Blow Holes zu, wo das Meer durch die Felsen blies und Fontänen erzeugte. Im Wald der ›Fliegenden Füchse‹ bei Kolovai, wie man hier die Fledermäuse nannte, saß er auf einem Baumstamm und sah den flatternden Schwärmen zu, wenn sie, durch Böllerschüsse aufgeschreckt, einer zerplatzenden Wolke gleich durch den Wald zogen.
    Am vierten Tag erhielt Ron Besuch. Nein, nicht von dem Mädchen vom Touristikbüro, sondern von einem Offizier des Immigration Office. Ron saß in einem Korbsessel im Garten seines Hotels, als der Uniformierte höflich grüßend an ihn herantrat.
    Er stellte sich mit einem unaussprechlichen Namen vor und setzte sich dann Ron gegenüber in einen anderen Korbsessel.
    »Sir«, sagte er mit großer Zurückhaltung, »es handelt sich nur um eine Formsache. Sie sind mit der Crew der Debby Burger an Land gekommen, nicht wahr?«
    »So ist es, Officer.«
    »Aber die Debby Burger ist seit zwei Tagen wieder auf See.«
    »Auch das ist mir bekannt.«
    »Doch Sie sind noch an Land, bei uns.« Der Offizier räusperte sich. »Nach unseren Gesetzen muß jeder Reisende, der Tonga besucht, im Besitz einer bezahlten Rückpassage oder einer weiterführenden Passage sein. Außerdem hat er ausreichende Geldmittel für seinen Aufenthalt vorzuweisen. Einen gültigen Paß haben Sie sicherlich.«
    »Alles, was Sie wünschen, Officer. Nur eins nicht: eine Fahrkarte nach irgendwohin.«
    »Das ist schlecht, Sir. Sehr schlecht.« Der Offizier machte ein sorgenvolles Gesicht, er behielt seine Höflichkeit bei. »Was wollen Sie auf Tongatapu? Wann verlassen Sie uns wieder – und womit? Mit dem Flugzeug? Sie können von unserem Flugplatz bei Fua'amotu viermal wöchentlich nach Auckland fliegen.«
    »Von da komme ich gerade her, Officer.«
    »Dreimal wöchentlich geht es nach Pago Pago auf Amerikanisch-Samoa, und täglich fliegen wir nach Suva auf Fidschi.«
    »Sie wollen mich also loswerden, Officer?«
    »Ich möchte Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten, Sir. Aber wenn man das Gesetz streng auslegt, sind Sie illegal eingewandert. Wir können Ihren Aufenthalt auf Tonga bis zu dreißig Tagen tolerieren, wenn Sie das nötige Geld nachweisen. Möchten Sie länger bleiben, müssen Sie bei mir einen Antrag stellen. Aber auch dieser Aufenthalt ist begrenzt. Die Höchstdauer beträgt sechs Monate! Und Sie dürfen keinerlei Arbeit aufnehmen.«
    »Das ist das einzige, was ich Ihnen versprechen kann, Officer.« Ron lachte kurz auf. »Ich sehe mir die schöne Welt an, das ist alles. Und ich suche die absolute Freiheit. Tonga – ich bitte um Verzeihung –
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