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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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scheint sie nicht mehr zu haben. Auch hier gibt es jetzt eine Menge Gesetze … und ich bin gegen alle Beschränkungen des Menschen allergisch. Ich verspreche Ihnen, Ihr Land bald zu verlassen.«
    »Darf ich etwas Privates sagen, Sir?« Der Offizier sah Ron fast mitleidig an. »Etwas Unhöfliches?«
    »Nur zu, Officer!«
    »Sie sind ein Narr, Sir!«
    »Das weiß ich.«
    »Sie suchen Utopia – und werden es nie finden. Es gibt keine Paradiese mehr.« Der Offizier wurde wieder dienstlich ernst. »Besorgen Sie sich eine Flugkarte nach irgendwohin, und verlassen Sie innerhalb von dreißig Tagen die Insel. Wollen Sie länger bleiben –«
    »Ich weiß: Antrag, Nachweis, daß ich keinem auf der Tasche liege, keine Arbeit auf Tonga will, keine Tongalesin schwängere –«
    »Diesen Paragraphen gibt es nicht im Gesetz.« Der Offizier grinste breit. »So weit greifen wir nicht ins Privatleben ein.«
    »Das beruhigt mich.« Ron erhob sich aus seinem Korbsessel. Sofort sprang auch der Offizier auf. »Ich werde eine Flugkarte nach Vava'U kaufen.«
    »Die Inselgruppe gehört leider auch zu Tonga, Sir. Ich rate zu Fidschi.«
    »Ich habe gehört, Officer, daß von den etwa einhundertsiebzig Inseln Tongas nur sechsunddreißig bewohnt sein sollen. Man könnte sich auf eine der unbewohnten Inseln zurückziehen.«
    »Es steht jedem frei, seine Selbstmordart selbst zu wählen. Doch was bisher unbewohnbar war, machen auch Sie nicht zum Paradies. Sir, ich erwarte Sie im Office. Mit einer Flugkarte! Noch einen schönen Tag …«
    »Danke, Officer. Ich überlege mir das alles.«
    Nachdenklich blickte Ron dem Beamten nach. Wenig später hörte er das Anlassen eines Motors und die Abfahrt des Wagens. Utopia, dachte er. Vielleicht hat der Officer recht. Wo Menschen leben, gibt es keine absolute Freiheit, keine Paradiese mehr.
    Er ging auf sein Zimmer, holte aus dem Reisesack einen Ersatzschuh und schraubte den Absatz ab. Der Absatz war hohl, und in ihm lagen, sauber gefaltet, ein Packen amerikanischer Dollarnoten. Meine Lebensversicherung, so nannte Ron dieses Geld. Ein Überbleibsel von Sicherheitsdenken. Die ›eiserne Reserve‹. Er zählte fünfhundert Dollar ab, steckte sie in die Hosentasche und verließ das Hotel.
    An der Faua Jetty, der Pier, von der die Fähren nach Eua, der Nachbarinsel von Tongatapu, abfahren, hatte er bei seinen Rundgängen eine alte, verrottete Werft entdeckt, die Boote reparierte und mit einem neuen Anstrich versah.
    Ein Mann mit Namen Topu Ha'ateiho, ein schmächtiger Kerl mit wettergegerbtem Gesicht, starrte den Weißen entgeistert an, als Ron ihn fragte:
    »Kann man ein Boot kaufen?«
    »Warum?« fragte Topu zurück.
    »Ich will's braten und auffressen! Mann, wozu ist ein Boot denn da? Ich will nach Vava'U fahren.«
    »Allein?« fragte der Alte skeptisch.
    »Warum nicht?«
    »Es fahren auch richtige Schiffe dorthin, Sir. Und die kommen bestimmt an!«
    »Genau das ist es. Garantierte Sicherheit! Ich will es ganz allein schaffen. Verstehen Sie das?«
    »Nein.«
    »Auch gut. Also, wie ist's mit dem Boot? Haben Sie eins zu verkaufen?«
    »Mehrere! Wieviel wollen Sie bezahlen?«
    »Erst will ich nur ein paar Boote ansehen, dann verhandeln wir.«
    Es dauerte eine Stunde, bis man sich einigte. Topu, nun doch noch ein Geschäft witternd – Amerikaner sind nun mal verrückt, sagte er sich –, pries ein Boot an, das stabil aussah, ein kleines Führerhaus besaß, einen klopfenden Dieselmotor und funktionierende Lenzpumpen. Sogar eine Probefahrt machte er mit Ron und stellte dabei fest, daß der Verrückte etwas von der Schiffahrt verstand und das Boot sofort in der Hand hatte.
    »Ich nehme es«, sagte Ron. »Machen wir einen Preis.«
    Jetzt wurde das Gespräch zäh, begleitet von großen Gesten Topus, vor allem als er hörte, daß mit guten US-Dollars bezahlt werden sollte.
    »Mein letztes Wort –«, sagte Ron nach einer Stunde. »Vier Fässer Diesel, eine Seekarte, eine Leuchtkugelpistole, Werkzeug und Rettungsring … zusammen mit dem Boot genau fünfhundert Dollar!« Er holte die Scheine aus der Hosentasche und hielt sie Topu unter die Nase. »Und keinen Cent mehr! Jedes weitere Wort bedeutet einen Dollar Preisnachlaß.«
    Tupou Ha'ateiho dachte scharf nach. Man sah es an seiner gerunzelten Stirn und seinem nach innen gekehrten Blick. Dann betrachtete er noch einmal den alten Kahn aus ausgebleichtem Holz, schien einen erfreulichen Gedanken zu bekommen und sagte gedehnt: »Handeln wir nicht weiter … nehmen Sie
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