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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Schiffchen, so wie es ist, Sir. Fünfhundert Dollar. Wann wollen Sie abfahren?«
    »In zwei Stunden.«
    »Dann kommen Sie aber nicht weit, Sir, es wird bald dunkel.«
    »Ich habe Zeit, viel Zeit. Und auf dem Meer zu schlafen ist herrlich. Ich habe in Australien, zwischen den Riffen, mal drei Wochen gelebt.«
    »Dann viel Glück, Sir.« Topu hielt Ron nun wirklich für verrückt. »In zwei Stunden ist alles, was Sie brauchen, an Bord«, versicherte er dennoch.
    So war das, dachte Ron jetzt, dehnte sich in der Sonne, zog ein Handtuch über seinen Kopf und spürte den warmen Wind über seinen Körper streichen. Zwei Tage ist das her …
    Das Boot schaukelte in der schwachen Dünung, unter ihm hämmerte und seufzte der alte Motor in unregelmäßigem Rhythmus. Verdreckt und verölt wird er sein, die Kolben verschlissen, die Leitungen halb verstopft … in Vava'U gab es bestimmt Werkstätten, wo man den Motor überholen konnte. So lange, alter Junge, mußt du noch durchhalten. Wir tuckern ja langsam dahin, ich schone deine Lunge, mein Bester, und in Neiafu wechseln wir alles Klapprige aus. Wie ein junger Bursche wirst du dann wieder sein.
    Irgendwann schlief er ein. Er erwachte, weil der Wind stärker geworden war und er das Gefühl hatte, im Nassen zu liegen. Tatsächlich, es regnete, mit dicken, schweren Tropfen. Das kleine Boot tanzte auf den Wellen.
    Ron sprang auf, drehte den Schleppanker hoch und stürzte dann ins Fahrerhäuschen. Auf dem primitiven Armaturenbrett leuchtete eine kleine rote Lampe auf.
    Alarm! Die Lenzpumpen arbeiteten nicht richtig! Langsam, aber unaufhaltsam lief das Schiff voll Wasser. Erst jetzt bemerkte Ron, daß der Kahn tiefer lag als sonst. Die ersten hohen Wellen schlugen bereits auf Deck, und schwerer als sonst lief das Boot im Ruder.
    »Topu, du Gauner, du hast mich beschissen!« stieß Ron hervor und band das Ruderrad fest. »Diese Krücke ist keine hundert Dollar wert! Aber wart's ab, wir sehen uns noch mal wieder.«
    Er stieg hinunter in die winzige Kabine, drückte von dort die Tür zum Motorraum auf und starrte in die ölige Brühe, die ihm entgegenschwabbte. Sie stand schon zehn Zentimeter über dem Boden und stieg sichtbar an. Die beiden Lenzpumpen schwiegen. Die Lampe im Motorraum flackerte, auch das Aggregat starb langsam dahin.
    Mit nackten Beinen watete Ron zu den Pumpen, einen großen Schraubenschlüssel in der Hand, und hieb dann auf eine der Pumpen ein. Manchmal wirkte das Wunder. Er hatte es in der argentinischen Pampa selbst erlebt, mit einem Ausflugsbus, der plötzlich stehenblieb und keinen Ton mehr von sich gab. Der Fahrer fluchte gotteslästerlich, holte Werkzeug, schraubte und drehte, pustete die Leitungen durch, bürstete mit einer Stahlbürste die Zündkerzen sauber – der Bus rührte sich nicht.
    Am Ende seiner Weisheit und völlig verzweifelt warf der Fahrer das Werkzeug hin, kletterte auf den Kotflügel, schrie: »Du Miststück, verfluchtes!« und gab dem Motor einen gewaltigen Tritt. Und siehe da, er sprang an, als sei nichts gewesen, und schnurrte brav bis zur Stadt zurück.
    Aber das war in Argentinien gewesen. Eine Pumpe in Tonga reagiert anders. Obgleich Ron auch »Miststück, verfluchtes!« schrie und auf die Pumpe mit dem Schraubenschlüssel eindrosch, blieb sie stumm. Dafür begann der Motor erbärmlich zu keuchen und roch so stark nach glühendem Eisen, als brenne er von innen nach außen durch.
    Und das Wasser stieg und stieg. Der Himmel schien sich geöffnet zu haben, warme Wassermassen stürzten herunter.
    Der Stille Ozean war gar nicht mehr still, sondern schleuderte das Boot in die Luft und ließ es dann wieder in schäumende Abgründe fallen. Und bei jedem Sturz schlugen die Wellen über Ron zusammen und füllten jetzt auch schon die Kabine mit Wasser.
    Ron hangelte sich nach oben, erreichte völlig durchnäßt das Führerhaus und bekam noch die nächste Welle mit, bevor er die Tür verriegeln konnte. Er beugte sich über die Seekarte, die auf dem Kartenbrett lag, starrte dann auf den verbeulten Navigationspeiler, wollte ihn anstellen und sah, daß auch dieses Gerät nicht mehr reagierte.
    Mit allem habe ich gerechnet, dachte er, nur nicht damit, daß ich einmal absaufen werde. Aber es scheint so, als wäre genau das mein Ende. Ertrinken im Paradies – das Schicksal hat einen bitteren Humor.
    Ohne Panik studierte er nochmals die Seekarte. Angenommen, ich bin jetzt hier, dachte er und legte den Zeigefinger auf einen Punkt. Der Wind kommt von
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