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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dabei.«
    »Und Ihre Verlobte – was sagt die dazu?«
    »Von Barbara habe ich mich getrennt. Vor zwei Wochen bereits. Meine Wohnung habe ich gekündigt, meine Möbel und alles drumherum wird am kommenden Montag en bloc verkauft. Herr Vielig, ich habe in den letzten Jahren gut verdient, zudem die günstige Aktienlage ausgenutzt, billig gekauft und teuer wiederverkauft. Ich habe genug Kapital angesammelt, um in diese enge Welt zurückzukehren, wenn sich die absolute Freiheit auch nur als ein Hirngespinst erweisen sollte, wenn ich sehe, daß Erwartung und Wirklichkeit sich nicht vereinen lassen. Aber erst muß ich raus aus diesem Alltagsmief. Jeder Mensch ist anders, Gott sei Dank, und ich bin nun mal extrem freiheitsliebend. Und mit meinen zweiunddreißig Jahren bin ich auch nicht mehr umzuerziehen, aber jung genug, ein anderes Leben zu versuchen.«
    »Sie sind ein verkappter Abenteurer, nicht wahr? Und nun lockt Sie das Unbekannte, die Fremde.« Direktor Vielig sog zweimal hintereinander an seiner Zigarre, blies heftig den Rauch aus.
    »Vielleicht …«, gab Hamacher zu.
    »Ich sehe, es hat keinen Sinn, mit Ihnen vernünftig zu reden. Reisende soll man nicht aufhalten. Lieber Himmel, da ist ein Mann, dem sich eine glänzende Zukunft bietet, und was tut er? Er geht in die Wüste!« Direktor Vielig sah Rudolf Hamacher abschätzend an. »Und Sie glauben, daß Sie für dieses dämliche Abenteuer fit genug sind?«
    »Ja. Im letzten Urlaub habe ich ein Überlebenstraining absolviert. Ich habe ein Motorboot-Patent, besitze den Führerschein aller Klassen, habe mich ärztlich durchchecken lassen mit allem, was dazugehört: Computer-Tomographie, Ultraschall und Doppler. Ergebnis: Ich bin direkt unanständig gesund! Außerdem habe ich einen Kung-Fu-Lehrgang gemacht, kann schießen und mit Pfeil und Bogen umgehen. Ich kann schwimmen, tauchen und Fallschirm springen, mit allen Waffen umgehen und Messer werfen.«
    »Ein Abteilungsleiter muß ja 'ne Menge Zeit haben«, stellte Vielig sarkastisch fest. Er stand auf und reichte dem Jüngeren die Hand. »Erwarten Sie nicht, daß ich Ihnen Glück wünsche zu diesem Irrsinn. Aber ich möchte doch, daß wir uns wiedersehen, wenn Ihnen Ihre absolute Freiheit mal leid geworden ist.«
    Ja, so war das damals gewesen. Und dann die erste Station: USA. Texas. Auf einer Farm. Knochenarbeit. Und reiten mußte er lernen, obgleich er in Köln Reitunterricht genommen hatte. Es ist aber etwas anderes, einen jungen Bullen aus der Herde herauszufangen als im Stadtwald von Köln elegant über die Reitwege zu traben oder einen Galopp über die Jahnwiese zu absolvieren.
    Hier in Texas, in der kleinen Stadt Ebony, hatte er sich auch für siebenhundert Dollar einen Paß auf den Namen Ron Edwards verschafft und damit für immer den Namen Hamacher gelöscht. Den Abteilungsleiter für das Kreditwesen gab es nicht mehr, er war aus seinem bisherigen Leben verschwunden.
    Texas … dann San Francisco … hinüber nach Hawaii … weiter nach Samoa und Palau … Papua, Neuguinea lockte … Von dort war er nach Australien gegangen, wo er ein Jahr blieb und im Outback, der roten Wüste mitten im Kontinent, Känguruhs und wilde Kamele jagte, bei den Aboriginals, den Ureinwohnern, auf der Erde schlief und von einem Medizinmann lernte, wie man aus ausgekochten Schlangenköpfen eine Heilsalbe herstellt.
    Ja, und nun Tonga, das letzte Königreich der Südsee, mit seinem fast vier Zentner schweren König Taufa'ahau Tupou IV. der Tränen in die Augen bekam, wenn er deutsche Volkslieder hörte oder eine Sinfonie von Beethoven. Tonga mit seinen unzähligen Inseln und der blitzsauberen Hauptstadt Nuku'alofa, in der es kein Hochhaus gibt, denn alle Gebäude sind nur zwei Stockwerke hoch, selbst der Königspalast mit seinem rotleuchtenden Dach und dem kleinen Türmchen.
    Nur zwei Gebäude haben drei Stockwerke, und sie sind eine absolute Ausnahme und die höchsten Bauten von Nuku'alofa: das neugebaute, langgestreckte Hospital, ausgerüstet mit den modernsten Geräten, vor allem deutscher Hersteller, und das Hotel Dateline, das beste von Tonga, mit einem Hauch von internationalem Flair.
    Als Ron Edwards mit dem Frachter Debby Burger in Nuku'alofa frühmorgens landete und an der Yellow Pier Jetty an Land ging, kam er aus Neuseeland und kam sich, nach eigener Aussage, sehr beschissen vor. Zum erstenmal seit drei Jahren hatte er mit dem Gedanken gespielt, von Auckland aus an seine Bank in Köln zu telegrafieren und um so viel Geld
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