Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
Roten Platz marschieren und uns, die Vereinigten Staaten, warnen, sich ihm nicht in den Weg zu stellen. Wir werden wieder der Feind sein.«
    »Dann kehrt der Kalte Krieg also zurück«, sagte Lake nachdenklich.
    »Er wird kein bisschen kalt sein. Tschenkow will expandieren und die alte Sowjetunion wiederherstellen. Er braucht dringend Geld und das wird er sich einfach nehmen, in Form von Land, Fabriken, Öl und Getreide. Er wird kleine, regionale Kriege vom Zaun brechen, die er mit Leichtigkeit gewinnen wird.« Eine weitere Karte erschien. Teddy fuhr fort und präsentierte Lake die erste Phase der neuen Weltordnung. »Ich vermute, dass er sich zunächst die baltischen Staaten vornehmen und die Regierungen in Estland, Lettland und Litauen stürzen wird. Dann wird er sich dem alten Ostblock zuwenden und sich mit den dortigen Kommunisten einigen.«
    Der Abgeordnete sah sprachlos zu, wie Russland sich wieder ausdehnte. Teddys Prophezeiungen waren so selbstgewiss, so genau.
    »Was ist mit den Chinesen?« fragte Lake.
    Doch Teddy war mit Osteuropa noch nicht fertig. Er drückte einen Knopf und präsentierte eine neue Karte. »Und hier werden wir dann hineingezogen.«
    »In Polen?«
    »Ja. So was gibt’s. Polen ist jetzt aus irgendeinem verdammten Grund Mitglied der NATO. Das muss man sich mal vorstellen. Polen steigt in die NATO ein, um Europa und uns zu beschützen. Tschenkow konsolidiert also Russlands alten Einflussbereich und wirft begehrliche Blicke nach Westen. Genau wie Hitler, nur dass der nach Osten geblickt hat.«
    »Warum sollte er Polen wollen?«
    »Warum wollte Hitler Polen? Weil es zwischen ihm und Russland lag. Er hasste die Polen und war bereit, einen Krieg anzufangen. Tschenkow ist Polen vollkommen gleichgültig - er will es nur in seinem Machtbereich haben. Und er will die NATO zerschlagen.«
    »Ist er wirklich bereit, einen dritten Weltkrieg zu riskieren?«
    Knöpfe wurden gedrückt. Wo die Karte gewesen war, war nun wieder eine weiße Wand und das Licht wurde heller. Die audiovisuelle Präsentation war beendet - es war an der Zeit für eine ernsthafte Unterredung. Ein Schmerz durchfuhr Teddys Beine und er verzog unwillkürlich das Gesicht.
    »Das kann ich nicht sagen«, erklärte er. »Wir wissen zwar eine Menge, aber nicht, was dieser Mann denkt. Er geht behutsam vor, er plant, er bringt seine Leute in Position. Das Ganze kommt nicht gerade unerwartet.«
    »Natürlich nicht. Wir kennen diese Szenarien seit acht Jahren, aber es gab immer die Hoffnung, dass er nicht so weit gehen würde.«
    »Aber jetzt passiert es. Während wir hier sitzen und uns unterhalten, eliminieren Tschenkow und Golzin ihre Gegner. «
    »Wie sieht der Zeitplan aus?«
    Teddy rutschte im Rollstuhl hin und her und suchte nach einer Haltung, die den Schmerz vergehen ließ. »Schwer zu sagen. Wenn er schlau ist - und das ist er mit Sicherheit -, wartet er, bis es zu Unruhen kommt. Ich glaube, in einem Jahr wird Natty Tschenkow der berühmteste Mann der Welt sein.«
    »In einem Jahr«, sagte Lake mehr zu sich selbst, und es klang, als hätte er soeben sein eigenes Todesurteil gehört.
    Es trat eine lange Pause ein, in der er über das Ende der Welt nachdachte. Teddy ließ ihm Zeit. Das ungute Gefühl im Bauch hatte deutlich nachgelassen. Lake gefiel ihm sehr. Er sah tatsächlich gut aus, er war wortgewandt und intelligent. Sie hatten die richtige Wahl getroffen.
    Er war der ideale Kandidat.
    Nach einer Tasse Kaffee und einem Anruf, den Teddy entgegennehmen musste - er kam vom Vizepräsidenten -, setzten sie ihre Unterhaltung fort. Aaron Lake war geschmeichelt, dass der CIA-Direktor sich so viel Zeit für ihn nahm. Die Russen kamen und doch schien Teddy ganz gelassen.
    »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie unvorbereitet unsere Armee ist«, sagte er ernst.
    »Unvorbereitet auf was? Auf einen Krieg?«
    »Vielleicht. Wenn wir unvorbereitet sind, könnte ein Krieg daraus werden. Aber wenn wir stark sind, können wir ihn vermeiden. Im Augenblick wäre das Pentagon nicht imstande zu tun, was es 1991 im Golfkrieg getan hat.«
    »Wir liegen bei siebzig Prozent«, sagte Lake entschieden. Auf diesem Gebiet kannte er sich aus.
    »Siebzig Prozent bedeutet Krieg, Mr. Lake. Einen Krieg, den wir nicht gewinnen können. Tschenkow gibt jeden Cent, den er stehlen kann, für Material aus. Wir dagegen kürzen das Budget und reduzieren die Truppenstärke. Wir wollen auf Knöpfe drücken und intelligente Bomben ins Ziel schicken, damit kein amerikanisches
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher