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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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auf der Wand erschien ein Gesicht. Ein weiterer Knopfdruck, und es wurde dunkler im Raum. Lake gefiel das: Man drückte auf einen kleinen Knopf und sogleich flimmerten Hightech-Bilder. Zweifellos war dieser Raum mit elektronischen Geräten ausgestattet, die so empfindlich waren, dass man seinen Pulsschlag auf zehn Meter Entfernung messen konnte.
    »Erkennen Sie ihn?« fragte Teddy.
    »Vielleicht. Ich glaube, ich habe das Gesicht schon einmal gesehen.«
    »Das ist Natli Tschenkow. Ehemaliger General. Jetzt ein Mitglied dessen, was vom russischen Parlament noch übrig ist.«
    »Auch bekannt als Natty«, sagte Lake stolz.
    »Genau. Ein Betonkommunist mit engen Verbindungen zum Militär. Brillanter Kopf mit einem gewaltigen Ego. Sehr ehrgeizig, rücksichtslos und im Augenblick der gefährlichste Mann der Welt.«
    »Das wusste ich nicht.«
    Ein Knopfdruck, ein anderes Gesicht. Dieses war wie aus Stein gemeißelt und darüber saß die Mütze einer Galauniform. »Das ist Juri Golzin, Stellvertretender Oberkommandierender dessen, was von der Roten Armee noch übrig ist. Tschenkow und Golzin haben große Pläne.« Ein weiterer Knopfdruck, und es erschien ein Kartenausschnitt, der einen Teil Russlands nördlich von Moskau zeigte. »In dieser Region ziehen sie Waffen zusammen«, sagte Teddy. » Zum Teil stehlen sie sie von ihrer eigenen Armee, aber zum Teil - und das ist das Bedeutsame - kaufen sie sie auch auf dem Schwarzen Markt.«
    »Woher kommt das Geld?«
    »Von überallher. Sie tauschen Öl gegen israelische Radarsysteme. Sie schmuggeln Drogen und kaufen dafür chinesische Panzer, auf dem Umweg über Pakistan. Tschenkow hat enge Verbindungen zur russischen Mafia und einer der Bosse hat kürzlich eine Fabrik in Malaysia gekauft, in der ausschließlich Sturmgewehre hergestellt werden. Die ganze Sache ist sehr verzweigt. Tschenkow ist gerissen und hat einen sehr hohen IQ. Wahrscheinlich ist er ein Genie.«
    Teddy Maynard war ein Genie, und wenn er einem anderen dieses Prädikat verlieh, dann war der Abgeordnete Aaron Lake der Letzte, der an der Richtigkeit dieser Aussage zweifelte. »Und wen wollen sie angreifen?«
    Teddy überging die Frage. Er war noch nicht bereit, sie zu beantworten. »Sehen Sie die Stadt Wologda? Etwa 800 Kilometer östlich von Moskau. Letzte Woche haben wir 60 Wetrows bis zu einem Lagerhaus in Wologda verfolgt. Wie Sie wissen, ist die Wetrow -«
    »Sie entspricht unserer Tomahawk Cruise Missile, ist aber einen halben Meter länger.«
    »Genau. In den vergangenen 90 Tagen haben sie 300 von diesen Dingern dorthin verlegt. Sehen Sie die Stadt Rybinsk südwestlich von Wologda?«
    »Dort wird Plutonium hergestellt.«
    »Ja, tonnenweise. Genug für zehntausend Sprengköpfe. Tschenkow, Golzin und ihre Leute kontrollieren die gesamte Region.«
    »Kontrollieren?«
    »Ja, durch ein Netzwerk von örtlichen Mafiabossen und Armeeeinheiten. Tschenkow hat seine Leute überall.«
    »Zu welchem Zweck.«
    Teddy drückte erneut auf einen Knopf, und die Wand wurde wieder weiß. Das Licht blieb jedoch gedämpft, so dass seine Stimme, als er weitersprach, aus dem Schatten zu kommen schien. »Bis zum Putsch wird es nicht mehr lange dauern, Mr. Lake. Unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich. Alle Bereiche der russischen Gesellschaft und Kultur stehen vor dem Zusammenbruch. Die Demokratie ist ein Witz. Der Kapitalismus ist ein Alptraum. Wir dachten, wir könnten dieses verdammte Land mit Hilfe von McDonald umwandeln, aber das war eine Katastrophe. Die Arbeiter kriegen keinen Lohn und die können von Glück sagen, weil sie noch einen Arbeitsplatz haben. Zwanzig Prozent haben nämlich keinen. Kinder sterben, weil es keine Medikamente gibt. Viele Erwachsene ebenfalls. Zehn Prozent der Bevölkerung sind obdachlos. Zwanzig Prozent hungern. Und mit jedem Tag wird es schlimmer. Das Land wird von organisierten Verbrecherbanden geplündert. Wir schätzen, dass mindestens 500 Milliarden Dollar außer Landes geschafft worden sind. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Es ist der ideale Zeitpunkt für einen neuen starken Mann, einen neuen Diktator, der den Leuten Stabilität verspricht. Das Land sehnt sich nach einem Führer und Mr. Tschenkow ist zu dem Schluss gekommen, dass er dieser neue Führer ist.«
    »Und die Armee steht hinter ihm.«
    »Die Armee steht hinter ihm, und mehr braucht er nicht. Der Putsch wird unblutig verlaufen, weil das Volk bereit ist. Man wird Tschenkow zujubeln. Er wird an der Spitze der Armee auf den
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