Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
sich auf nächste Woche.«
    Die Locken wippten, als T. Karl aufsprang und verkündete: »Das Gericht hat sich vertagt. Alle Anwesenden mögen sich erheben.«
    Niemand stand auf, niemand rührte sich, als die Richter den Raum verließen. Rook und seine Freunde steckten die Köpfe zusammen und planten vermutlich die nächste Klage. ASS eilte hinaus.
    Der stellvertretende Direktor und der Wärter entfernten sich unbeachtet. Die wöchentliche Gerichtssitzung war eine der besten Veranstaltungen, die Trumble zu bieten hatte.

ZWEI
    Obwohl er seit vierzehn Jahren Abgeordneter war, steuerte Aaron Lake seinen Wagen persönlich durch den Verkehr von Washington. Er brauchte keinen Chauffeur, keinen Kofferträger, keinen Leibwächter. Manchmal begleitete ihn ein Referent, der sich während der Fahrt Notizen machte, doch meist genoss Lake das gemächliche Tempo, das der Washingtoner Verkehr zuließ, und hörte klassische Gitarrenmusik. Viele seiner Freunde, besonders diejenigen, die es zum Vorsitzenden oder Stellvertretenden Vorsitzenden eines Komitees gebracht hatten, besaßen größere Wagen mit Chauffeur. Manche hatten sogar Luxuslimousinen.
    Lake nicht. Er hielt dergleichen für eine Verschwendung von Zeit, Geld und Privatsphäre. Wenn er je ein höheres Amt anstreben sollte, würde er jedenfalls keinen Chauffeur haben wollen - so etwas war nur eine Belastung. Außerdem war er gern allein. In seinem Büro ging es zu wie in einem Irrenhaus. Fünfzehn Angestellte waren vollauf damit beschäftigt, Anrufe entgegenzunehmen, Akten anzulegen und den Wählern zu Hause in Arizona zu dienen, die ihn nach Washington geschickt hatten. Drei Referenten standen sich auf den schmalen Fluren gegenseitig im Weg und nahmen mehr Zeit in Anspruch, als sie verdienten.
    Er war ein allein stehender Witwer mit einem kleinen, altmodischen Stadthaus in Georgetown, das er sehr mochte. Er lebte zurückgezogen und nahm nur selten an dem gesellschaftlichen Leben teil, das er und seine verstorbene Frau in den frühen Jahren ihrer Ehe so genossen hatten.
    leichter Schneefall ließ die Autofahrer auf dem Beltway langsam und vorsichtig fahren. In Eangley passierte Lake nach kurzer Kontrolle die Sicherheitssperre der CIA und war sehr erfreut, dass man einen Vorzugsparkplatz für ihn frei gehalten hatte, wo ihn zwei Beamte in Zivil erwarteten.
    »Mr. Maynard erwartet Sie«, sagte der eine ernst, während er ihm die Wagentür öffnete. Der andere nahm seine Aktentasche. Macht hatte gewisse Vorzüge.
    Lake hatte den CIA-Direktor noch nie in Langley aufgesucht. Sie hatten zwei Unterredungen auf dem Capitol Hill gehabt, Vorjahren, als der arme Kerl noch hatte gehen können. Doch nun saß Teddy Maynard im Rollstuhl und hatte ständig Schmerzen, und selbst Senatoren ließen sich nach Langley hinausfahren, wenn er mit ihnen sprechen wollte. In vierzehn Jahren hatte er Lake ein halbes Dutzend Mal angerufen, doch Maynard war ein viel beschäftigter Mann. Mit weniger wichtigen Aufgaben betraute er gewöhnlich seine Assistenten.
    Unbehindert drangen der Abgeordnete und seine beiden Begleiter durch alle Sicherheitskontrollen in die Tiefen des CIA-Hauptquartiers vor. Als Lake durch den Eingang von Maynards Bürosuite trat, ging er unwillkürlich ein wenig aufrechter und federnder als sonst. Macht war berauschend.
    Teddy Maynard hatte nach ihm geschickt.
    In einem großen, quadratischen, fensterlosen Raum, der von den Mitarbeitern »der Bunker« genannt wurde, saß der CIA-Direktor allein und starrte unverwandt auf eine große Leinwand, auf der das Gesicht des Abgeordneten Aaron Lake zu sehen war. Es war ein Foto, aufgenommen vor drei Monaten während eines Galadiners für wohltätige Zwecke. Lake hatte ein halbes Glas Wein getrunken, ein wenig gebratene Hähnchenbrust und kein Dessert gegessen, war allein nach Hause gefahren und vor elf Uhr zu Bett gegangen. Das Foto wirkte attraktiv, weil Lake so attraktiv war: rötlich-blondes, volles Haar, fast ohne Grau, ohne künstliche Färbung oder Tönung, dunkelblaue Augen, kantiges Kinn, sehr gute Zähne. Er war dreiundfünfzig und in hervorragender körperlicher Verfassung. Jeden Tag trainierte er eine halbe Stunde auf einer Rudermaschine und sein Cholesterinspiegel lag bei 160. Man hatte keine einzige schlechte Angewohnheit entdeckt. Er war gern in Gesellschaft von Frauen, besonders wenn es nützlich war, in Gesellschaft einer Frau gesehen zu werden. Bei solchen Gelegenheiten trat er in Begleitung einer sechzigjährigen Witwe aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher