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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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wütend. Er wollte Teddy die Meinung sagen, doch ihm fehlten die Worte. »Sie müssen verrückt sein«, war alles, was er herausbrachte.
    »Wir wissen von Ricky, Mr. Lake«, sagte Teddy sehr kühl und mit bohrendem Blick.
    Es wurde Lake eng um die Brust. Er atmete aus und sagte: »O Gott!« Er richtete den Blick auf seine Füße. Sein Körper war vor Schreck erstarrt.
    Um es noch schlimmer zu machen, reichte ihm Teddy ein Platt Papier. Lake nahm es und sah sogleich, dass es sich um eine Kopie seines letzten Briefes an Ricky handelte:

    Lieber Ricky!
    Ich glaube, es ist am besten, wenn wir unseren Briefwechsel beenden. Ich wünsche dir alles Gute.
    Herzliche Grüße, Al

    Beinahe hätte Lake gesagt, er könne alles erklären - der Schein trüge. Doch er beschloss, fürs Erste nichts zu sagen. Fragen wirbelten ihm durch den Kopf: Wie viel wussten sie? Wie hatten sie seine Post abgefangen? Wer wusste sonst noch davon?
    Teddy ließ ihn zappeln. Es gab keinen Grund zur Eile.
    Als er wieder klarer denken konnte, meldete sich der Politiker in Lake zurück. Teddy bot ihm einen Ausweg: Spiel nach meinen Regeln, und alles wird gut.
    Und so schluckte Lake hart und sagte: »Sie gefällt mir auch.«
    »Natürlich gefällt sie Ihnen. Sie ist die ideale Frau für einen Präsidenten.«
    »Ja. Sie ist sehr loyal.«
    »Haben Sie schon mit ihr geschlafen?«
    »Nein. Noch nicht.«
    »Dann fangen Sie bald damit an. Halten Sie auf dem Parteitag ihre Hand. Dementieren Sie die Gerüchte nicht und lassen Sie der Natur ihren Lauf. Und geben Sie eine Woche vor der Wahl bekannt, dass Sie zu Weihnachten heiraten werden.«
    »Eine große oder kleine Hochzeit?«
    »Riesig. Das gesellschaftliche Ereignis des Jahres in Washington.«
    »Der Gedanke gefällt mir.«
    »Sehen Sie zu, dass sie schnell schwanger wird. Dann können Sie kurz vor Ihrer Amtseinführung bekannt geben lassen, dass die First Lady ein Kind erwartet. Das wird eine wunderbare Geschichte für die Zeitungen. Und es wird so schön sein, endlich wieder Kinder im Weißen Haus zu sehen.«
    Lake lächelte und nickte. Auch dieser Gedanke schien ihm zu gefallen. Plötzlich runzelte er die Stirn. »Wird je jemand etwas von Ricky erfahren?« fragte er.
    »Nein. Er ist ausgeschaltet worden.«
    »Ausgeschaltet?«
    »Er wird nie wieder einen Brief schreiben, Mr. Lake. Und Sie werden so sehr damit beschäftigt sein, mit Ihren kleinen Kindern zu spielen, dass Sie keine Zeit haben werden, an Leute wie Ricky zu denken.«
    »Ricky? Wer ist das?«
    »So ist es recht, Lake.«
    »Es tut mir sehr Leid, Mr. Maynard. Sehr Leid. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Natürlich nicht. Ich habe die Unterlagen, Mr. Lake. Vergessen Sie das nie.« Teddy rollte seinen Stuhl rückwärts, wie um anzudeuten, dass das Gespräch beendet sei.
    »Es war ein kurzer Augenblick der Schwäche«, sagte Lake.
    »Denken Sie nicht mehr daran, Lake. Kümmern Sie sich um Jayne. Kaufen Sie ihr neue Garderobe. Sie arbeitet zu viel. Sie sieht müde aus. Geben Sie ihr eine leichtere Tätigkeit. Sie wird eine wunderbare First Lady abgeben.«
    »Ja, Sir.«
    Teddy war an der Tür. »Und keine Überraschungen mehr, Lake.«
    »Nein, Sir.«
    Teddy öffnete die Tür und verschwand.
    Ende November waren sie in Monte Carlo, hauptsächlich wegen des angenehmen Klimas und weil es eine so schöne Stadt war, aber auch, weil dort so viel Englisch gesprochen wurde. Und es gab Casinos, eine absolute Notwendigkeit für Spicer. Weder Beech noch Yarber wusste, ob er gewann oder verlor, doch es machte ihm definitiv Spaß. Seine Frau pflegte noch immer ihre Mutter, die keine Anstalten machte zu sterben. Das Verhältnis zwischen Joe Roy und seiner Frau war gespannt, denn er weigerte sich, nach Mississippi zu kommen, und sie weigerte sich, Mississippi zu verlassen. Sie lebten in einem kleinen, aber hübschen Hotel am Stadtrand und frühstückten zweimal pro Woche gemeinsam, bevor jeder seiner Wege ging. Die Monate vergingen, und sie gewöhnten sich an ihr neues Leben und sahen sich immer seltener. Ihre Interessen unterschieden sich sehr voneinander. Spicer wollte spielen und trinken und sich mit Frauen vergnügen. Beech liebte das Meer und angelte gern. Yarber machte Ausflüge und vertiefte sich in die Geschichte Südfrankreichs und Norditaliens.
    Doch jeder wusste immer, wo die anderen waren. Sollte einer von ihnen verschwinden, dann würden die anderen beiden es wissen.
    In den Zeitungen hatte nichts über ihre Begnadigungen gestanden. Beech und Yarber
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