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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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Kopien zusammen und stopfte sie in die Tasche. »Dann ist also alles klar?«
    Sie nickten und schüttelten ihm die Hand.
    »Gut«, sagte er. »Und nicht vergessen: Ihr müsst überrascht sein.«
    Sie folgten den Wärtern zum Büro des Direktors, wo sie von zwei sehr streng dreinblickenden Männern erwartet wurden. Der eine war vom Justizministerium, der andere von der Strafvollzugsbehörde. Der Gefängnisdirektor stellte sie einander vor, ohne die Namen zu verwechseln, und reichte den drei Richtern je ein Papier. Es waren die Originale der Dokumente, die Argrow ihnen soeben gezeigt hatte.
    »Meine Herren«, sagte der Direktor so dramatisch, wie er konnte, »der Präsident der Vereinigten Staaten hat Sie begnadigt.« Er lächelte herzlich, als wäre er persönlich für diese gute Nachricht verantwortlich.
    Sie starrten auf die Gnadenerlasse. Noch immer waren sie vollkommen verwirrt, und tausend Fragen gingen ihnen durch den Kopf. Die größte davon war: Wie hatte Argrow es geschafft, dem Direktor zuvorzukommen und ihnen diese Dokumente zu zeigen, bevor Broon sie ihnen aushändigte?
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, stammelte Spicer, und die beiden anderen murmelten etwas Ähnliches.
    Der Mann vom Justizministerium sagte: »Der Präsident hat Ihre Fälle überprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass Sie lange genug im Gefängnis gesessen haben. Er findet, dass Sie Ihrem Land und Ihren Mitbürgern besser dienen können, indem Sie wieder zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft werden.«
    Sie starrten ihn ausdruckslos an. Wusste dieser Trottel nicht, dass sie neue Identitäten erhalten und sich für mindestens zwei Jahre von ihrem Land und ihren Mitbürgern fern halten würden? Was wurde hier eigentlich gespielt?
    Und warum begnadigte sie der Präsident, wenn sie doch genug gegen Aaron Lake in der Hand hatten, um Aaron Lake, den aussichtsreichsten Konkurrenten des Vizepräsidenten, zu vernichten? Es war doch Lake, der sie zum Schweigen bringen wollte, und nicht der Präsident, oder?
    Wie hatte Lake den Präsidenten überreden können, sie zu begnadigen?
    Wie hatte Lake den Präsidenten überreden können, in diesem Stadium des Wahlkampfs irgendetwas zu unternehmen?
    Sie umklammerten die Gnadenerlasse und saßen sprachlos und mit ausdruckslosen Gesichtern da, während ihnen diese Fragen durch den Kopf gingen.
    Der Mann von der Strafvollzugsbehörde sagte: »Sie sollten sich geehrt fühlen. Begnadigungen werden sehr selten gewährt.«
    Yarber nickte, während er sich fragte: Wer erwartet uns da draußen?
    »Ich glaube, wir müssen diese Nachricht erst noch verarbeiten«, sagte Beech.
    Sie waren die ersten Häftlinge in Trumble, die für so wichtig erachtet wurden, dass der Präsident persönlich beschlossen hatte, sie zu begnadigen. Der Direktor war stolz auf sie, wusste aber nicht recht, wie man diesen Augenblick feiern sollte. »Wann möchten Sie uns verlassen?« fragte er, als könnten sie den Wunsch haben, noch ein wenig zu bleiben.
    »Sofort«, sagte Spicer.
    »Gut. Wir werden Sie nach Jacksonville bringen.«
    »Nein, danke. Wir lassen uns abholen.«
    »Na schön. Es gibt noch ein bisschen Papierkram zu erledigen.«
    »Dann wollen wir das möglichst schnell hinter uns bringen«, sagte Spicer.
    Jeder erhielt eine Reisetasche, um seine persönliche Habe einzupacken. Als sie rasch, im Gleichschritt und dicht beieinander, gefolgt von einem Wärter, über den Hof gingen, sagte Beech leise: »Wer hat uns diese verdammte Begnadigung verschafft?«
    »Jedenfalls nicht Lake«, sagte Yarber kaum hörbar.
    »Natürlich nicht Lake«, sagte Beech. »Der Präsident würde Lake keine Bitte erfüllen.«
    Sie beschleunigten ihre Schritte.
    »Aber was macht das schon?« fragte Spicer.
    »Es ergibt einfach keinen Sinn«, sagte Yarber.
    »Und was willst du jetzt tun?« sagte Spicer, ohne ihn anzusehen. »Noch ein paar Tage hier bleiben und über alles nachdenken? Und dann, wenn du endlich rausgefunden hast, wer die Begnadigung veranlasst hat, nimmst du sie vielleicht an? Du musst verrückt sein.«
    »Es steckt irgendjemand anders dahinter«, sagte Beech.
    »Na und? Dann liebe ich eben diesen Jemand«, antwortete Spicer. »Ich hab jedenfalls nicht vor, hier zu bleiben und lange Fragen zu stellen.«
    Sie packten eilig ihre Sachen ein und nahmen sich nicht die Zeit, sich von irgendjemandem zu verabschieden. Die meisten ihrer Freunde waren ohnehin irgendwo auf dem Gelände.
    Sie wollten draußen sein, bevor der Traum vorbei war
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