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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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sollten.
    »Sie sind jetzt freie Männer. Einige Blocks von hier entfernt gibt es ein paar gute Restaurants. Suchen Sie sich was Nettes aus und lassen Sie sich’s schmecken. Ich brauche eine Stunde für die Überweisung. Wir treffen uns um halb drei wieder hier.«
    Spicer hielt den Kopfkissenbezug in der Hand. Er schwenkte ihn und sagte: »Hier sind die Unterlagen.«
    »Ach ja. Legen Sie sie einfach auf das Sofa da drüben.«

ACHTUNDDREISSIG
    Sie verließen das Hotel zu Fuß, ohne Begleitung, ohne Auflagen, aber mit ihren Begnadigungen in der Tasche - für alle Fälle. Obgleich es hier am Strand wärmer war als in Trumble, war die Luft frischer. Der Himmel war blauer. Die Welt war wieder schön. Die Luft war voller Hoffnung. Sie lächelten und freuten sich über alles, was sie sahen. Sie schlenderten den Atlantic Boulevard entlang und waren von den Touristen nicht zu unterscheiden.
    Ihr Mittagessen bestand aus Steak und Bier in einem Straßencafe, wo sie unter einem Sonnenschirm saßen und den Passanten zuschauen konnten. Es wurde nur wenig gesagt, aber umso mehr gesehen - vor allem die jungen Frauen in Shorts und dünnen Oberteilen. Im Gefängnis waren die Richter alte Männer gewesen - jetzt hatten sie das Bedürfnis, etwas zu erleben.
    Besonders Hatlee Beech hatte dieses Bedürfnis. Er hatte Reichtum, Status und Ehrgeiz gehabt, und darüber hinaus als Bundesrichter etwas, das man eigentlich unmöglich verlieren konnte: eine Ernennung auf Lebenszeit. Er war tief gefallen, hatte alles verloren, und in seinen ersten beiden Jahren in Trumble hatte er sich beinahe ununterbrochen im Würgegriff einer Depression befunden. Er hatte sich schließlich damit abgefunden, dass er dort sterben würde, und ernsthaft an Selbstmord gedacht. Jetzt, im Alter von sechsundfünfzig Jahren, trat er geradezu triumphierend aus der Dunkelheit ins Licht. Er hatte fünfzehn Pfund abgenommen, war gebräunt und in guter körperlicher Verfassung, war von einer Frau geschieden, die zwar Geld besaß, darüber hinaus aber nicht viel zu bieten hatte, und würde in Kürze ein Vermögen sein Eigen nennen können. Nicht schlecht für einen Mann in mittleren Jahren, dachte er. Seine Kinder fehlten ihm, doch sie hatten sich auf die Seite des Geldes geschlagen und ihn vergessen.
    Hatlee Beech sehnte sich nach Spaß.
    Auch Spicer freute sich auf ein bisschen Spaß, und dabei dachte er vor allem an den Spaß, den ihm die Betriebsamkeit eines Casinos bereiten würde. Seine Frau besaß keinen Pass - es würde also ein paar Wochen dauern, bis er sie in London oder irgendwo anders wieder sehen würde. Gab es in Europa Casinos? Beech glaubte ja. Yarber wusste es nicht, und es war ihm auch gleichgültig.
    Yarber war der Zurückhaltendste der drei. Er trank kein Bier, sondern Mineralwasser, und interessierte sich nicht für die nackte Haut der jungen Frauen, die vorbeigingen. In Gedanken war er bereits in Europa. Er würde dort bleiben und nie wieder in sein Heimatland zurückkehren. Er war 60 und sehr fit. Er würde demnächst viel Geld haben und gedachte die nächsten zehn Jahre in Italien und Griechenland zu verbringen.
    Gegenüber dem Straßencafe war eine kleine Buchhandlung, wo sie diverse Reiseführer kauften. In einem Geschäft für Freizeitkleidung fanden sie Sonnenbrillen, die ihnen gefielen. Und dann wurde es Zeit, zu Jack Argrow zu gehen und das Geschäft zum Abschluss zu bringen.
    Klockner und seine Leute beobachteten sie, als sie zum Sea Turtle Inn zurückgingen. Klockner und seine Leute waren Neptune Beach, Pete’s Bar and Grill, das Sea Turtle Inn und ihr gemietetes, beengtes Ferienhaus leid. Sechs Agenten, darunter Wes und Chap, waren noch hier und konnten es kaum erwarten, irgendwo anders eine neue Aufgabe zu übernehmen. Sie hatten die Richter entdeckt, sie aus dem Gefängnis geholt und hierher an den Strand gebracht, und nun wollten sie nur noch, dass die drei endlich das Land verließen.
    Jack Argrow hatte die Unterlagen nicht angerührt - jedenfalls lagen sie, noch immer in den Kissenbezug gewickelt, genau so auf dem Sofa, wie Spicer sie hingelegt hatte.
    »Die Überweisung ist unterwegs«, sagte Argrow, als sie in seiner Suite Platz genommen hatten.
    In Langley sah Teddy noch immer zu. Die drei trugen jetzt alle möglichen Strandklamotten. Yarber hatte eine Anglermütze mit einem fünfzehn Zentimeter langen Schirm auf. Spicer trug einen Strohhut und ein gelbes T-Shirt, und Beech, der Republikaner, erschien in Khaki-Shorts, einem
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