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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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Baumwollpullover und einer Golfmütze.
    Argrow reichte jedem der Richter einen der großen Briefumschläge, die auf dem Tisch lagen. »Hier sind Ihre neuen Identitäten. Geburtsurkunden, Kreditkarten, Sozialversicherungsausweise.«
    »Und was ist mit den Pässen?« fragte Yarber.
    »Nebenan ist eine Kamera aufgebaut. Wir brauchen Fotos für die Pässe und Führerscheine. Das dauert nur eine halbe Stunde. In den kleinen Umschlägen finden Sie außerdem je 5000 Dollar in bar.«
    »Ich bin also Harvey Moss?« fragte Spicer nach einem Blick auf seine Geburtsurkunde.
    »Ja. Gefällt Ihnen Harvey nicht?«
    »Jetzt schon.«
    »Du siehst aus wie ein Harvey«, sagte Beech. »Und wer bist du?«
    »James Nunley.«
    »Freut mich sehr, dich kennen zu lernen, James.«
    Argrow verzog keine Miene und wirkte so angespannt wie zuvor. »Ich muss jetzt Ihre Reiseziele wissen. Die Leute in Washington wollen, dass Sie das Land so schnell wie möglich verlassen.«
    »Ich muss die Flugverbindungen nach London erfragen«, sagte Yarber.
    »Das haben wir bereits getan. In zwei Stunden geht eine Maschine von Jacksonville nach Atlanta. Von dort können Sie heute Abend um neunzehn Uhr zehn nach Heathrow fliegen. Sie werden morgen früh in London sein.«
    »Können Sie mir einen Platz reservieren?«
    »Ist bereits geschehen. Erster Klasse.«
    Yarber schloss die Augen und lächelte.
    »Und was ist mit Ihnen?« fragte Argrow und sah die beiden anderen an. »Mir gefällt’s hier ganz gut«, sagte Spicer. »Tut mir Leid. Das gehört zu unserer Abmachung.«
    »Wir nehmen den gleichen Flug morgen Nachmittag«, sagte Beech. »Vorausgesetzt, Mr. Yarber meldet uns, dass alles in Ordnung ist.«
    »Wollen Sie, dass wir die Reservierungen vornehmen?«
    »Ja, bitte.«
    Chap trat geräuschlos ein, nahm den Kissenbezug mit den Unterlagen an sich und verließ den Raum wieder.
    »Dann wollen wir mal die Fotos machen«, sagte Argrow.
    Finn Yarber, der jetzt William McCoy aus San Jose, Kalifornien, war, flog ohne besondere Zwischenfälle nach Atlanta. Dort schlenderte er eine Stunde lang durch den Flughafen, fuhr mit der Monorailbahn, die die Terminals verband, und genoss es, unter Tausenden von Menschen zu sein, die es eilig hatten.
    Sein Sitz in der ersten Klasse war mit Leder bezogen und ließ sich in Liegestellung bringen. Nach zwei Gläsern Champagner schloss Yarber die Augen und begann zu träumen. Er wollte nicht einschlafen, denn er fürchtete sich vor dem Erwachen. Er war sicher, dass er dann wieder in seiner Zelle sein, an die Decke starren und seine verbleibenden Tage im Gefängnis zählen würde.
    Von einer Telefonzelle neben dem Beach Java Cafe rief Spicer seine Frau an. Anfangs dachte sie, es handle sich um einen schlechten Scherz, und wollte die Gebühren nicht übernehmen. »Wer ist da?« fragte sie.
    »Ich bin’s, Schatz. Ich bin nicht mehr im Knast.«
    »Joe Roy?«
    »Ja. Hör zu - ich bin draußen. Bist du noch da?«
    »Ich glaube schon. Wo bist du?«
    »Ich wohne in einem Hotel in Jacksonville, Florida. Ich bin heute Morgen entlassen worden.«
    »Entlassen? Aber wie -«
    »Stell jetzt keine Fragen - ich erkläre dir alles später. Ich fliege morgen nach London. Geh gleich morgen früh zum Postamt und stell einen Antrag auf einen Pass.«
    »London? Hast du London gesagt?«
    »Ja.«
    »In England?«
    »Genau. Ich muss für eine Weile dorthin. Das gehört zu der Abmachung.«
    »Für wie lange?«
    »Zwei Jahre. Hör zu - ich weiß, das klingt unglaublich, aber ich bin frei, und wir werden jetzt eine Zeitlang im Ausland leben.«
    »Was für eine Abmachung? Bist du geflohen, Joe Roy? Du hast gesagt, das wäre ganz einfach.«
    »Nein. Ich bin entlassen worden.«
    »Aber du hattest noch mehr als zwanzig Monate abzusitzen.«
    »Jetzt nicht mehr. Stell morgen einen Antrag auf einen Pass und tu, was ich dir sage.«
    »Wozu brauche ich einen Pass?«
    »Damit wir uns in Europa treffen können.«
    »Und da müssen wir ein paar Jahre bleiben?«
    »Zwei Jahre, ja.«
    »Aber Mutter ist krank. Ich kann sie nicht einfach allein lassen.«
    Er dachte an einige Dinge, die er über ihre Mutter hätte sagen können, schwieg aber, holte tief Luft und sah die Straße hinunter. »Ich muss weg«, sagte er dann. »Ich habe keine andere Wahl.«
    »Komm nach Hause.«
    »Das kann ich nicht. Ich erklär’s dir später.«
    »Das wäre schön.«
    »Ich rufe dich morgen an.«
    Beech und Spicer aßen Fisch in einem Restaurant, in dem die Mehrzahl der Gäste weit jünger war als
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