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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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gesunden Menschenverstand und der stand oft genug im Widerspruch zum Gesetz. Um irgendwelche juristischen Feinheiten mussten sich daher die beiden anderen Richter kümmern.
    »Das bestimmen wir«, sagte Beech, der die Aussicht genoss, mit einem Börsenmakler über Verfahrensfragen zu debattieren.
    »Klare und überzeugende Beweise?« fragte Ass.
    »Möglich, allerdings nicht in diesem Fall.«
    »Ohne jeden berechtigten Zweifel?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Überwiegendes Ergebnis der Beweisaufnahme?«
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher.«
    »Dann haben Sie also keinen Beweis«, sagte Ass und gestikulierte wie ein schlechter Schauspieler in einem schlechten Gerichtsfilm.
    »Warum erzählst du uns nicht einfach deine Version der Geschichte?« sagte Beech.
    »Aber gern. ValueNow war ein typisches Online-Angebot: jede Menge Promotion, jede Menge Schulden. Stimmt schon, Rook ist zu mir gekommen, aber bis ich meine Anrufe machen konnte, war die Zeichnungsfrist schon abgelaufen. Ich hab einen Freund angerufen und der sagte mir, es gebe keine Chance, an die Anteile heranzukommen. Nicht mal für die großen Bankhäuser.«
    »Wie kann das sein?« fragte Yarber.
    Es war ganz still. ASS sprach über Geldanlagen und alle lauschten aufmerksam. »Bei IPOs passiert das andauernd. IPOs sind Neuemissionen.«
    »Wir wissen, was IPOs sind«, sagte Beech.
    Spicer hatte es nicht gewusst. In Mississippi, auf dem Land, kamen IPOs nur recht selten vor.
    ASS entspannte sich ein wenig. Er würde sie für einen Augenblick blenden, diesen blödsinnigen Fall gewinnen und dann wieder in seine Zelle zurückkehren und die Idioten ignorieren.
    »Die ValueNow-Neuemission wurde von der Investment-Bank Bakin-Kline betreut, einer kleinen Bank in San Francisco. Es gab fünf Millionen Anteile, und die wurden von Bakin-Kline an Freunde und Stammkunden verkauft. Die großen Investmentgesellschaften kamen da gar nicht ran. So was passiert andauernd.«
    Richter und Zuschauer, ja sogar der Gerichtsnarr, hingen an seinen Lippen.
    ASS fuhr fort: »Es ist albern zu denken, ein abgehalfterter Rechtsverdreher, der im Gefängnis sitzt und eine alte Forbes-Ausgabe gelesen hat, könnte für tausend Dollar irgendwie ein paar Anteile von ValueNow kaufen.«
    In diesem Augenblick schien das tatsächlich sehr albern. Rook kochte innerlich. Die anderen Mitglieder seines Clubs begannen insgeheim bereits, ihn für den Fehlschlag verantwortlich zu machen.
    »Hast du dir irgendwelche ValueNow-Anteile gekauft?« fragte Beech.
    »Natürlich nicht. Die waren weit außerhalb meiner Reichweite. Und außerdem sind die meisten Hightech-und Online-Firmen mit Geld finanziert, dessen Herkunft nicht ganz klar ist. Von denen lass ich lieber die Finger.«
    »Und was ziehst du vor?« fragte Beech, der seine Neugier nicht bezähmen konnte, schnell.
    »Ich kaufe Anteile, die auf lange Sicht im Wert steigen. Schließlich hab ich Zeit. Dieser Fall ist Quatsch. Ein paar Leute, die auf das schnelle Geld aus waren, wollten mir was ans Bein binden.« Er machte eine Geste in Richtung Rook, der in seinem Stuhl zusammensank. ASS klang sehr glaubwürdig und kompetent.
    Rooks Klage basierte auf Hörensagen, Spekulationen und der Aussage von Picasso, einem notorischen Lügner. »Hast du irgendwelche Zeugen?« fragte Spicer. »Ich brauche keine Zeugen«, sagte ASS und setzte sich wieder.
    Jeder der drei Richter kritzelte etwas auf ein Stück Papier. Die Beratungen dauerten gewöhnlich nicht lange, und Urteile wurden sofort gefällt. Yarber und Beech schoben ihre Zettel Spicer zu, der verkündete: »Die Klage wird mit zwei Stimmen zu einer Stimme abgewiesen. Wer ist der Nächste?«
    In Wirklichkeit war die Entscheidung einstimmig gefallen, doch offiziell erging jedes Urteil mit einer Mehrheit von zwei zu eins - das gab den Richtern bei späteren Konfrontationen ein wenig Spielraum.
    Aber die Richter genossen in Trumble einen guten Ruf. Ihre Urteile waren schnell und so fair wie möglich. Angesichts der zweifelhaften Zeugenaussagen waren sie sogar bemerkenswert gerecht. Spicer hatte jahrelang im Hinterzimmer des Kramladens seiner Familie über kleinere Fälle zu Gericht gesessen und konnte einen Lügner auf zwanzig Meter Entfernung erkennen. Beech und Yarber hatten ihr ganzes Berufsleben in Gerichtssälen verbracht und ließen die übliche Verzögerungstaktik aus zusätzlichen Beweisanträgen und langatmigen Plädoyers nicht durchgehen.
    »Das war alles«, sagte T. Karl.
    »Gut. Das Gericht vertagt
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