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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft
Autoren: John Grisham
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Blut vergossen wird. Aber Tschenkow wird zwei Millionen hungrige Soldaten haben, die bereit sind zu kämpfen und, wenn es sein muss, zu sterben.«
    Einen Augenblick lang war Lake stolz. Er hatte den Mut gehabt, gegen den letzten Haushaltsentwurf zu stimmen, weil dieser eine Senkung der Militärausgaben vorsah. Die Menschen in seinem Wahlkreis hatten für diese Kürzungen kein Verständnis gehabt. »Können wir nicht an die Öffentlichkeit gehen?« fragte er.
    »Nein, auf keinen Fall. Wir haben sehr gute Informanten. Wenn wir jetzt reagieren, weiß er, wie viel wir wissen. Das ist das alte Geheimdienst-Spiel, Mr. Lake. Es ist noch zu früh, um zu enthüllen, was er vorhat.«
    »Was also wollen Sie tun?« fragte Lake kurz entschlossen. Es war vermessen, Teddy zu fragen, was er tun wolle. Die Unterredung hatte ihren Zweck erfüllt: Ein weiterer Abgeordneter war ausreichend informiert worden. Jeden Augenblick konnte das Gespräch beendet sein, damit irgendein anderer Ausschussvorsitzender hereingebeten werden konnte.
    Doch Teddy hatte große Pläne, und er brannte darauf, Lake einzuweihen. »In zwei Wochen sind Vorwahlen in New Hampshire. Zur Wahl stehen vier Republikaner und drei Demokraten und alle sagen dasselbe. Kein einziger Kandidat will die Militärausgaben erhöhen. Wir haben -Wunder über Wunder - einen Haushaltsüberschuss, und jeder hat viele schöne Ideen, wofür man dieses Geld ausgeben könnte. Ein Haufen Idioten. Noch vor ein paar Jahren hatten wir ein riesiges Defizit, und der Kongress hat das Geld schneller ausgegeben, als man es drucken konnte. Jetzt haben wir einen Überschuss, und der Kongress mästet sich daran.«
    Der Abgeordnete Lake senkte den Blick und beschloss, nicht auf diese Bemerkung einzugehen.
    Teddy besann sich. »Entschuldigung«, sagte er. »Der Kongress als Ganzes handelt unverantwortlich, aber? ich weiß, dass es viele gute Abgeordnete gibt.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung.«
    »Jedenfalls sagen die Kandidaten alle dasselbe. Sehen Sie sich die Favoriten bei den Vorwahlen vor zwei Wochen an. Sie bewerfen sich mit Dreck und stoßen sich gegenseitig Messer in den Rücken, und all das nur, um die Vorwahlen in einem Staat zu gewinnen, der größenmäßig an vierundvierzigster Stelle steht. Es ist zum Verrücktwerden.« Teddy hielt inne, verzog das Gesicht und versuchte, die
    gelähmten Beine in eine bequemere Stellung zu bringen. »Wir brauchen jemand Neues, Mr. Lake, und wir glauben, dass Sie dieser Jemand sind.«
    Lake unterdrückte ein Lachen, indem er erst lächelte und dann hustete. Er überspielte seine Verblüffung und sagte: »Sie scherzen.«
    »Sie wissen, dass ich nicht scherze«, sagte Teddy ernst, und nun gab es keinen Zweifel mehr, dass Aaron Lake in eine geschickt gestellte Falle gegangen war.
    Lake räusperte sich und fand seine Fassung wieder. »Also gut. Ich höre.«
    »Es ist ganz einfach. Das Schöne an unserem Plan ist seine Einfachheit. Sie sind zu spät dran, um sich in New Hampshire zur Wahl zu stellen, aber das macht gar nichts. Sollen die anderen sich dort zerfleischen. Wir warten, bis die Vorwahl dort gelaufen ist, und dann überraschen Sie die Nation mit der Bekanntgabe Ihrer Kandidatur. Viele werden fragen: ›Wer zum Teufel ist eigentlich Aaron Lake?‹ Und das ist gut. Das ist genau das, was wir wollen. Sie werden nämlich sehr schnell erfahren, wer Sie sind. Für den Anfang wird Ihr Programm nur aus einem einzigen Punkt bestehen: Ihrer Haltung zum Rüstungsbudget. Sie werden den Teufel an die Wand malen und allerlei düstere Aussagen darüber machen, wie sehr unsere Streitkräfte geschwächt werden. Und die allgemeine Aufmerksamkeit ist Ihnen gewiß, wenn Sie eine Verdoppelung der Rüstungsausgaben fordern.«
    »Eine Verdoppelung?«
    »Sehen Sie? Es funktioniert. Jetzt habe ich Ihre volle Aufmerksamkeit. Eine Verdoppelung im Verlauf einer Legislaturperiode.«
    »Aber warum? Natürlich muß der Rüstungsetat vergrößert werden, aber eine Verdoppelung wäre zu viel.«
    »Nicht, wenn wir vor einem neuen Krieg stehen, Mr. Lake. Einem Krieg, in dem wir Knöpfe drücken und Tausende von Cruise Missiles zu eine Million Dollar pro Stück abfeuern. Du meine Güte - letztes Jahr, bei diesem Balkandesaster, sind sie uns beinahe ausgegangen. Wir kriegen nicht genug Soldaten, Matrosen und Piloten, Mr. Lake. Das wissen Sie. Das Militär braucht jede Menge Geld, um junge Leute anzuwerben. Soldaten, Raketen, Panzer, Flugzeuge, Flugzeugträger - wir haben von allem zu wenig.
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