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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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Kreuzfahrer unter Richard Löwenherz knapp hundert Jahre vorher bei der Eroberung von Akkon unter der muslimischen Bevölkerung angerichtet hatten. Die wenigen, die das zweifelhafte Glück hatten, mit dem Leben davonzukommen, wurden als Sklaven verkauft. Von diesen verschwand ein Großteil der Frauen und Mädchen für immer in den Harems der Emire. Als am 18. Mai 1291 die Nacht über die Stadt hereinbrach, befand sich Akkon in der Gewalt von Sultan el-Ashraf Khalil – bis auf die Eisenburg der Templer an der Südwestspitze von Akkon. Die überlebenden Tempelritter verschanzten sich mit einer Anzahl von Bürgern beiderlei Geschlechts in dem festungsartigen Ordenshaus. Fast eine Woche hielten sie dem Angriff der Mamelucken stand. Als der Sultan ihnen schließlich für die Übergabe der Festung einen ehrenvollen Abzug anbot, nahmen sie die Bedingung an, öffneten das Tor und gewährten einem Emir mit hun dert Bewaffneten Einlass. Schon wehte die Flagge des Sultans auf dem Turm, als sich die Lage in der Burg schlagartig zuspitzte. Die Mameluken fielen entgegen der Zusage ihres Sultans über einige Frauen und Jungen her und versuchten, sie zu verschleppen. Darauf griffen die Tempelritter wieder zu ihren Waffen, verriegelten die Tore und fielen über die Mameluken her. Sie machten die muslimischen Krieger bis auf den letzten Mann nieder, rissen die Flagge des Sultans vom Turm und schworen mit dem Mut der Todgeweihten, die Ordensburg bis zum bitteren Ende zu verteidigen. Im Schutz der Nacht gelang es den Eingeschlossenen noch, den Ordensschatz auf ein Boot zu schaffen und auf dem Seeweg zur Burg von Sidon zu bringen. Sultan el-Ashraf Khalil wollte endlich den letzten Widerstand brechen, der zu einer Schande für seine Truppe zu werden drohte. Aber trotz der Übermacht seiner Streitkräfte wusste er nicht, wie er die Templer dazu bringen sollte, den Kampf aufzugeben. Deshalb bot er ihnen am nächsten Tag noch einmal einen ehrenvollen Abzug an. Als die Anführer der Templer sich unter der Zusage sicheren Geleits aus der Ordensburg wagten, um im Zelt des Sultans die Einzelheiten von Übergabe und Abzug zu besprechen, wurden sie auf der Stelle überwältigt, gefesselt und in Sichtweite ihrer Kameraden enthauptet. Die Verteidiger der Templerburg wussten nun, dass die Zusagen des Sultans nichts als eine List gewesen waren und keiner von ihnen Gnade zu erwarten hatte, wenn sie sich ergaben. Deshalb waren sie mehr denn je entschlossen, die Ordensburg bis zum letzten Mann zu verteidigen und im Kampf zu sterben. Aber sie konnten nicht verhindern, dass die Pioniere des Sultans das Gebäude untergruben. Als am 28. Mai 1291, zehn Tage nach der Eroberung von Akkon, die ersten Mauern der Templerburg einzu stürzen begannen, hegte der Sultan immer noch Zweifel, ob damit auch schon der Sieg über die Tempelritter gesichert sei. Deshalb befahl er zweitausend seiner besten Krieger die Festung durch die Bresche zu stürmen. Das absackende Fundament gab unter diesem gewaltigen Ansturm nach, und die Eisenburg der Templer stürzte jäh in sich zusammen. Dabei begruben die gewaltigen Trümmer nicht nur die letzten Verteidiger des Ordenshauses unter sich, sondern auch die Sturmtruppe des Sultans. Nun ging el-Ashraf Khalil daran, Akkon systematisch zu zerstören, damit nie wieder Christen an diesem Ort Fuß fassen und zu erneuten Eroberungszügen aufbrechen konnten. Er ließ halb Akkon niederbrennen und vor allem alle großen Türme und Befestigungsanlagen niederreißen. Mit dem Fall von Akkon war das Ende der Kreuzfahrerstaaten in Outremer besiegelt. Die restlichen Burgen und befestigten Hafenstädte entlang der Küste, in denen sich noch Kreuzritter verschanzt hatten, wurden innerhalb weniger Monate kampflos aufgegeben (wie Tyros) oder wie Sidon nach kurzer Belagerung erobert. Sultan el-Ashraf Khalil praktizierte dabei das grausame Prinzip der verbrannten Erde. »Einige Monate lang marschierten die Truppen des Sultans das Küstengebiet hinauf und hinunter und vernichteten sorgfältig alles, was für die Franken von irgendwelchem Wert sein konnte, für den Fall, dass sie je einen neuen Landungsversuch unternehmen sollten«, schreibt der renommierte englische Historiker Ste ven Runciman in seinem monumentalen Standardwerk Geschichte der Kreuzzüge. »Die Obsthaine wurden abgeholzt, die Bewässe rungsanlagen unbenutzbar gemacht. Längs des Meeresstrandes herrschten Öde und Verwüstung. Die Bauern jener einstmals reichen Siedlungen mussten die
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