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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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vor sich hatte. »Bei den Höllenhunden des Sheitan, der entflohene Templer!«, stieß er hervor, erinnerte sich wohl augenblicklich an die vom Emir ausgelobte Belohnung von zweihundert Dirham und stach sofort zu. Tarik unternahm erst gar keinen Versuch, sich mit seinem eigenen Dolch zu verteidigen. In dieser kritischen Situation, in der sein Leben an einem seidenen Faden hing, an diesem Scheidepunkt zwischen Leben und Tod, bewahrten ihn das jahrelange, eiserne Training eines Tempelritters und die Erfahrung vieler Zweikämpfe vor dem Verhängnis einer falschen Reaktion. Als der Dolch auf seine Brust zuschoss, vollführte Tarik geistesge genwärtig eine Drehung nach rechts. Der Segeltuchbeutel mit dem Ebenholzwürfel, den er sich über die linke Schulter gehängt hatte, schwang herum und fing den Messerstich auf. Der harte Widerstand, auf den der Dolch traf, brachte den Angreifer aus der Balance. »Du hast deine Chance gehabt. Eine zweite kriegst du nicht!«, stieß Tarik grimmig hervor, während er auch schon wieder herumwirbelte und ihm mit voller Wucht einen Faustschlag unter die Rippenbögen versetzte. Mit einem erstickten Aufschrei knickte der Mamelucke in der Hüfte ein und taumelte röchelnd zurück. Tarik setzte sofort nach, packte den Beutel mit dem harten Holzwürfel und versetzte ihm damit einen zweiten Schlag, der ihn bewusstlos auf die Planken stürzen ließ. Hastig versicherte sich Tarik, dass die Dolchklinge das Segeltuch nicht allzu sehr aufgeschlitzt hatte. Doch er fand nur einen daumenkurzen Riss in der oberen Hälfte, sodass weder die Gralshütersiegel noch die Goldstücke Gefahr liefen, aus dem Schlitz zu fallen. Er hängte sich den Ledergurt über die Schulter und zerrte den Bewusstlosen zum Niedergang. Es kostete ihn große Mühe, den betäubten Mann über die steile Treppe an Deck zu schleppen, aber es widerstrebte ihm, ihn dort unten dem sicheren Tod durch Rauch und Flammen zu überlassen. Das Vorschiff der Galeere loderte wie eine gigantische Fackel und auch das Achterkastell stand inzwischen lichterloh in Flammen. Sie leckten nach Tarik, als er den Niedergang hochkam, keuchend an Deck taumelte und mit seiner menschlichen Last auf die Landungsbrücke zuwankte. Nur zu bereitwillig überließ Tarik den bewusstlosen Wärter einigen hilfsbereiten Männern, die ihm entgegeneilten und ihn von seiner schweren Last befreiten. »Kümmert euch um ihn! Er hat das Bewusstsein verloren und eine schwere Platzwunde am Kopf. Vermutlich ist er unter Deck vom Rauch überrascht worden und schwer gestürzt, als er die Besinnung verloren hat«, stieß er, nach Atem ringend, hervor und wankte davon. Man hielt ihn für einen todesmutigen Retter und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. Und je weiter er sich von den vordersten Reihen der Schaulustigen entfernte, desto geringer wurde die Aufmerksamkeit, die man ihm schenkte. Er tauchte schließlich in eine dunkle Gasse zwischen zwei Lagerhäusern ein, schlug einen Bogen, der ihn in einem sicheren Abstand um die Docks und Kais der großen Schiffe herumführte, und kletterte wenige Minuten später flussabwärts im Hafen der Fischer in das kleine Ruderboot, das dort am Steg auf ihn wartete. Mit einem unbeschreiblichen Jubel in der Brust ruderte er auf den breiten dunklen Strom hinaus. Seine Freude kannte keine Grenzen und er hätte laut singen und beten mögen. Er hatte den Heiligen Gral gerettet!

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    Die Smaragde in den goldenen Winkelbeschlägen de s Würfels, der den heiligen Kelch des letzten Abendmahl s barg, glühten im Mondlicht wie von einem geheimnisvollen, inneren Leben erfüllt. Und das Gleiche galt für die fünfblättrige Rose aus Elfenbein. Sie schimmerte und erweckte den Eindruck, so zart und durchsichtig wie die winterblasse Haut einer jungen Frau zu sein. Tarik saß an einer einsamen Stelle am Ufer des Nils, den schwarzen Ebenholzquader vor sich auf das Segeltuch gebettet. Das Ruderboot lag wenige Schritte von ihm entfernt sicher angebunden im Schilf und Cairo schien einer anderen, fernen Welt anzugehören. Soweit das Auge in der Dunkelheit auch blickte, nirgends entdeckte es ein von Menschenhand geschaffenes Licht. Und nichts störte die Stille der Nacht. Mehr als eine Stunde kauerte Tarik schon an diesem Ort und von seinem überwältigenden inneren Jubel, der seine erfolgreiche Flucht mit dem Heiligen Gral anfangs begleitet hatte, war längst nichts mehr geblieben. Er hatte den heiligen Kelch
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