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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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Eine römische Meile entspricht 1478 m.
    ** Eigentlich Bezeichnung für hellhäutige Sklaven von zumeist türkischer Abstammung, die Militärdienst leisteten. Die Mamelukendynastie in Ägyp ten und Syrien, eine Militär-Aristokratie, war aus solchen Sklaven hervorge gangen. Sie übernahm in Ägypten 1250 die Macht und hielt sich bis 1517.

    In seinem ledrig verwitterten Gesicht, das mit seinem Labyrinth aus zahllosen Furchen und Linien viel Ähnlichkeit mit einem alten, zerschundenen Stück Treibholz besaß, zuckte keine einzige Wimper, als jetzt ein Geschoss von einem der mamelukischen Ka tapulte wie ein feuriger Komet aus dem Schlund der Hölle heran flog, den äußeren Befestigungswall bei König Hugos Rundturm um wenige Armlängen verfehlte und nur wenige Dutzend Schrit te zu seiner Linken an der inneren Festungsmauer zerschellte. Der mit griechischem Feuer gefüllte Tonbehälter zerbarst zu ei nem hell auflodernden Feuerball, der sich jedoch augenblicklich in unzählige Flammenzungen auflöste. Sie leckten mit gieriger Vernichtungswut über Mauerwerk und Zinnen und sprangen je den an, der dahinter in Stellung stand und sich nicht schnell ge nug zur Seite geworfen hatte. Wehe dem, den auch nur eine Handvoll dieser teuflischen Mischung aus Schwefel, Harz, Erdöl, Asphalt, Steinsalz und gebranntem Kalk traf, brannte griechi sches Feuer doch sogar unter Wasser unerbittlich weiter! Der weißbärtige Mann auf der Mauerkrone des Verfluchten Turms hatte schon viele derartige Belagerungen und blutige Gefechte mitgemacht und dabei dem Tod zu oft ins Auge geblickt, um in ei nem solchen Moment die Ruhe zu verlieren und um sein Leben zu fürchten. In ihm weckte der Tod keinen Schrecken mehr, vielmehr betrachtete er ihn längst als einen Freund, der schon viel zu lange auf sich warten ließ. Und das galt auch für seine beiden Gefolgsleu te. Wie heftig die feindlichen Katapulte und Schleudern die einge schlossene Hafenstadt auch unter Beschuss nahmen, der Ge schosshagel um ihn herum konnte seine tiefe Konzentration nicht brechen. Er schenkte auch dem dramatischen Geschehen vor der Templerschanze weit im Westen der Umfassung von Akkon keine Aufmerksamkeit. Seine geschärften Sinne richteten sich auf völlig andere, viel gewaltigere Kräfte, die zu erkennen und zu deuten nur ganz wenigen Sterblichen vergönnt war.
    Eine leichte Brise, die von der nahen See herkam, fuhr durch das herabfallende Silberhaar, bewegte die Clamys, das weiße Ge wand mit dem roten Templerkreuz auf der linken Seite, und hob für einen Moment sanft wie die Hand eines vorwitzigen Kindes das silbrige Vlies seines Bartes. Die salzige Seeluft führte auch den Rauch der Brände mit sich, die in den Straßen von Akkon lo derten. Seine Arme, die das Damaszenerschwert emporhielten, bewahr ten ihre gestreckte Haltung ohne jedes Zittern, trotz seines bibli schen Alters und trotz des Gewichtes, das auf seinen Handflächen ruhte. Ihn fröstelte jedoch, obwohl hier an der Nordspitze der weiten Bucht von Haifa mittlerweile auch nachts schon wieder angenehm milde Temperaturen herrschten. Es war denn auch ei ne tiefe innere Müdigkeit, die ihn unter dem Umhang erschauern ließ. Ihn drückte die Last der Verantwortung, die er zu viele Jahre lang hatte tragen müssen. Dazu kamen die Einsamkeit seines ge heimen Amtes und der immer stärker gewordene Schmerz, die rasche Vergänglichkeit jener hinnehmen zu müssen, die sein Le ben für eine viel zu kurze Wegstrecke mit ihrer kostbaren Kame radschaft und Treue begleitet hatten. Seine innere Anspannung wuchs. Er spürte förmlich, wie die he raufsteigende Sonne im Osten hinter dem Tell el-Fukar schon die schwarze Hülle der Nacht kraftvoll durchstieß und mit ihrer un bezwingbaren Leuchtkraft aus der Tiefe emporstieg. Gleich würde . . . gleich musste es geschehen! Ohne das Gesicht zu wenden und ohne den Blick von dem am öst lichen Horizont fixierten Punkt zu nehmen, forderte er seine hin ter ihm stehenden Begleiter auf: »Bismillah! . . . Dschullab! . . . Sprecht die heiligen Worte!« Und sogleich zitierten die beiden blinden Schwertträger wie aus einem Mund feierlich und beschwörend die Worte aus dem Mat thäus-Evangelium: »Gleich nach der Drangsal jener Tage wird die Son ne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht mehr geben. Die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel erschüt tert werden. Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel er scheinen und wehklagen werden alle Stämme der
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