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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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Stadt bekämpft werden mussten, zermürbten die Menschen. Im Hafen lag bereits eine Flotte von kleinen und großen Handelsschiffen, um diejenigen, die mit einem Sieg der Muslims rechneten, gegen gute Bezahlung nach Zypern, Konstantinopel, Italien oder Frankreich zu bringen. Und täglich stieg der Preis für eine Schiffspassage. Aber die Mehrheit harrte immer noch aus, weil für sie zu viel auf dem Spiel stand. Und weil sie ihre Hoffnung darauf setzte, dass König Heinrich II. schon bald mit frischen, kampferprobten Truppen aus Zypern eintreffen und das Oberkommando über die Verteidigung von Akkon übernehmen würde. Mit diesen Schiffen waren in den letzten Tagen aber auch eine Menge zwielichtiges Volk und skrupellose Geschäftemacher eingetroffen. Eine Stadt, die mit ihrer Eroberung durch den Feind rechnen musste, bot eine Vielzahl von Möglichkeiten, noch in den letzten Tagen des Widerstands einen schnellen Gewinn zu machen. Nicht jeder Kaufmann würde ausreichend Frachtraum ergattern können, um sein Warenlager zu retten. Dann schlug die goldene Stunde der gewissenlosen Aufkäufer. Auch würden Plündererbanden, die über ihre eigenen kleinen Boote verfügten, reichlich Gelegenheiten finden, im Chaos einer überstürzten Aufgabe ihrem schmutzigen Gewerbe nachzugehen. Gerolt verdrängte diese und andere trübe Gedanken. Noch sprach niemand von Übergabe. Und noch hielten die Mauern, die sich in einem hervorragenden Zustand befanden, dem Beschuss des Feindes stand. Die Turkopolen waren noch immer damit beschäftigt, das Feuer auf dem Wehrgang zu löschen. Indessen hatte Wilhelm mit seinem Helm Wasser aus einem nahen Löschtrog geschöpft und sich das kühle Nass über den verschwitzten Kopf gegossen. »Was für ein Genuss! Das ist fast so belebend, wie einen Feind mit der Klinge im Leib in den Staub sinken zu sehen!«, verkündete er und fuhr sich durch den nassen, zotteligen Bart, der nicht wenig Ähnlichkeit mit dem eines alten Ziegenbocks hatte. Das Haupthaar stets kurz zu halten, sich jedoch niemals den Bart zu schneiden, gehörte zu den strengen Regeln des Templerordens. Gerolt von Weißenfels war nun ebenfalls versucht, das Kinnband zu lösen und sich wenigstens für einige Minuten von Kappe und Helm zu befreien. Aber er ließ es dann doch bleiben. Er hatte nicht vergessen, was erfahrene Ritter ihm immer wieder eingeschärft hatten, nämlich im Kampf niemals die eiserne Waffendisziplin persönlicher Ehrsucht oder kurzzeitiger Bequemlichkeit zu opfern. Er war erst vor einem Dreivierteljahr an seinem achtzehnten Geburtstag zum Ritter geschlagen und in den Orden der »Armen Ritter Christi vom Tempel Salomons zu Jerusalem« aufgenommen worden. Zu dem Zeitpunkt hatte er sich jedoch schon drei Jahre im Heiligen Land aufgehalten, den erdrückenden Vormarsch muslimischer Truppen erlebt und sich in mehreren blutigen Schlachten als wagemutiger, draufgängerischer Knappe und Templerproband ausgezeichnet. Trotz seiner Jugend hatte er unter der heißen Sonne der Levante schon so manch erbitterten Kampf Mann gegen Mann ausgefochten und bewiesen, dass er Schwert und Lanze ausgezeichnet zu führen und die Nerven im blutigen Schlachtengetümmel zu bewahren verstand. In diesen Jahren hatte er mehr an Schönheit sowie an Grauen gesehen, als er jemals für möglich gehalten hätte, als er mit vierzehn seine Heimat nordwestlich von Trier verlassen hatte, seinem inneren Ruf gefolgt und ins Heilige Land gezogen war, um sich den Templern anzuschließen und Gott als Kriegermönch zu dienen. Aber nie hätte er gedacht, dass er als Templer einmal ausgerech net Seite an Seite mit den Johannitern gegen die Muslims kämpfen würde! Die einen hatten noch nie den anderen über den Weg getraut und es hatte seit Gründung der beiden Orden zwischen ihnen nicht wenige feindselige Zusammenstöße gegeben. Sogar hier in Akkon war es vor nicht langer Zeit zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Johannitern und den Templern gekommen. Päpstliche Vermittler hatten energisch eingreifen müssen, um den Frieden zwischen den beiden rivalisierenden Ritterorden wiederherzustellen. Jedoch genau das, was Gerolt nie für möglich gehalten hätte, nämlich eine wahre Waffenbrüderschaft mit den Schwarzmänteln, das widerfuhr ihm und seinen Kameraden vom Templerorden in dieser Aprilnacht. Und zu seiner großen Überraschung war es, als hätte es diese zweihundertjährige Rivalität zwischen den beiden Ritterorden nie gegeben. Eigentlich hatten er und
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