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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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von Akkon in Stellung gebracht hatte, war an der Eckkante eines der Wehr-türme auf der äußeren Festungsmauer zerschellt. Dabei hatte der Feuertopf nicht nur die umlaufende hölzerne Turmgalerie auf der Westseite in Brand gesetzt, sondern einen gut Teil seines teufli schen Inhaltes über den darunter liegenden Wehrgang ver spritzt. Nicht jeder hatte sich dort schnell genug vor der zähen, brennenden Flüssigkeit in Deckung gebracht. »Fester! . . . Schlagt fester mit den Häuten zu!«, brüllte einer der kommandierenden Ritter vom Johanniterorden, die auf diesem Abschnitt der Wallanlage das Sagen hatten und wegen ihres schwarzen Umhangs mit weißem Kreuz auch die »schwarzen Rit ter« genannt wurden. »Und wo zum Teufel bleiben die Turkopo len* mit dem Sand?« »Gute Frage, Schwarzmantel!«, stieß Wilhelm der Narbige neben Gerolt grimmig hervor. »Ohne Sand kriegen wir das verfluchte griechische Feuer nicht in den Griff, und wenn mir der Schweiß auch noch so vom Gesicht rinnt! . . . Hölle und Pest über die un gläubigen Feuerspucker! Mögen ihnen die Drehseile reißen und die Wurfarme verfaulen!« Endlich kamen die dunkelhäutigen Turkopolen mit sandgefüllten Eimern die Rampe hochgerannt und die Ordensritter, die mit nas sen Häuten auf das widerspenstige Feuer eingeschlagen hatten, sprangen erleichtert zur Seite. Höchste Eile war geboten.
    * Arabische Hilfstruppen, die mit großer Tapferkeit für die Kreuzfahrer kämpften, teilweise waren sie vorher zum christlichen Glauben übergetre ten, teilweise hatten sie sich als muslimische Söldner verdungen. Sowohl in der Kavallerie als auch als Fußtruppe kamen sie zumeist nur leicht bewaff net zum Einsatz.

    Denn jeden Moment konnte ein neues Geschoss diesen Mauerab schnitt treffen. Einige der Riesenschleudern und Katapulte tru gen aus gutem Grund so vielsagende Namen wie »Der Wütende« oder »Die Siegreiche«. Diese Giganten unter den muslimischen Belagerungsmaschinen konnten eine Festung nicht nur mit dick bäuchigen, tönernen Feuertöpfen beschießen, sondern auch zentnerschwere Felsbrocken erschreckend zielgenau schleu dern. Aber auch die leichten Katapulte vermochten mit der Zeit sogar die dicksten Festungsmauern mürbe zu trommeln und schließlich eine genügend breite Bresche für den Sturmangriff der Fußtruppen zu schlagen. Der Beschuss von Akkon und seinen Befestigungsanlagen hatte in dieser Nacht einen neuen Höhepunkt erreicht. Der Angriff konzentrierte sich dabei auf den Mauerabschnitt der Johanniter, die wegen ihrer selbstlosen Krankenpflege auch Hospitaliter ge nannt wurden, sowie auf den Bereich rund um König Hugos Turm an der Nordostspitze des äußeren Verteidigungsrings. Inzwi schen hatten sich die muslimischen Ballisten prächtig auf ihre Ziele eingeschossen. »Gott gebe uns zweitausend Templer unter dem Kommando von Richard Löwenherz*!«, rief ein anderer Mitbruder zurück, der Wil helms Verwünschung trotz des lärmenden Durcheinanders auf dem Wehrgang mitbekommen hatte. »Und dann holen wir uns Je rusalem und all die anderen Festungen wieder und treiben den Sultan mit seiner verfluchten Mameluckenbande in die ägypti sche Wüste zurück, aus der er gekommen ist!« Gerolt lachte unwillkürlich auf. »Ja, mit Richard Löwenherz als Be fehlshaber und zweitausend gut gerüsteten Templern mehr in Akkons Mauern würde da drüben bei den Mameluken jetzt das große Heulen und Zähneklappern beginnen!« »Aber die Gebeine des alten Haudegens rotten schon seit fast hundert Jahren in ihrem Grab!«, erwiderte der Narbengesichtige trocken. »Außerdem hat Outremer* noch zu keiner Zeit mehr als tausend Tempelritter gesehen! Und vergiss nicht, dass Richard Löwenherz als Feldherr auch nicht immer eine glückliche Hand bewiesen hat.« »Ja, den Ruhm, Akkon vor der Schändung durch die Ungläubigen bewahrt zu haben, brauchen wir bestimmt nicht mit anderen zu teilen!«, mischte sich da ein vierter Templer ein. Er hatte die unver kennbare Aussprache eines Franzosen aus der Normandie und trug anstelle des üblichen, bis auf den Augenschlitz geschlossenen Topfhelms einen erheblich leichteren Helm mit breitem Rand, der bis auf den lang gezogenen Nasenschutz das Gesicht mit den auf fallend edlen Zügen und dem kurzen pechschwarzen Kinnbart frei ließ. Im Nacken hing als zusätzlicher Schutz eine kurze Brünne aus Eisengeflecht vom Helmrand bis auf die Schultern herab. Wilhelm der Narbige warf ihm ein spöttischen Blick zu. »Du sagst es, Maurice! Non nobis,
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