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Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon

Titel: Die Bruderschaft vom Heiligen Gral 01 - Der Fall von Akkon
Autoren: Rainer M. Schröder
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weiter flussab und legte dann völlig unbeachtet an einem der primitiven Bohlenstege an, die kleinen Cangias und den einheimischen Fischerbooten vorbe halten waren. Mit nackten Füßen sprang er an Land und rannte zu den Docks zurück, wo die brennende Calatrava vertäut lag und sich mittlerweile eine große Menschenmenge versammelt hatte. Einige Hafenarbeiter und Seeleute hatten eine Eimerkette gebil det und versuchten, dem Feuer mit Wasser zu Leibe zu rücken. Doch sie merkten schnell, dass die Flammen damit nicht zu löschen waren. Die Seile und das Tauwerk auf dem Vorschiff standen in Flammen, die ersten Planken fingen Feuer und Rauch stieg in dunklen Wolken auf. Es herrschte Chaos und wildes Geschrei, als Tarik sich nach vorn drängte. Keiner wusste, was genau zu tun war. »Kappt alle Taue und schafft sie auf den Fluss hinaus!«, brüllte jemand. Aber keiner wollte die Verantwortung dafür übernehmen und damit seinen Kopf riskieren, handelte es sich doch um die Beute von Emir el-Shawar Sabuni, der für seine Grausamkeit nur allzu bekannt und gefürchtet war. In diesem tumultartigen Durcheinander achtete niemand auf Tarik, als dieser sich einen Eimer Wasser schnappte, damit an Bord der Galeere sprang und so tat, als wollte er achtern beim Löschen helfen. Es hielt ihn auch niemand zurück, als er die Laterne unter dem Vordach vom Haken riss, dabei aufgeregt hervorstieß: »Ich glaube, da unten hat jemand um Hilfe gerufen!«, im Achterkastell verschwand und den Niedergang hinunterstürzte.
    Sein Herz raste wie verrückt, als er in den Kielraum gelangte. Rauch trieb ihm von vorn entgegen und ließ ihn husten. Als er die Laterne hob, fuhr ihm ein eisiger Schreck in die Glieder und ein Gefühl von Übelkeit überkam ihn. In einem Umkreis von mindestens drei, vier Schritten rund um den Mastfuß fand sich hier nicht mehr ein einziger Ballaststein. Die Arbeiter hatten sie weggeräumt, wohl weil sie schon am nächsten Morgen den neuen Mast einsetzen wollten! Sein Magen krampfte sich zusammen vor Angst, dass die Arbeiter dabei auch den Beutel mit dem Heiligen Gral im schwarzen Ebenholzwürfel gefunden und weggebracht hatten. »Gütiger Gott, lass es nicht wahr sein!«, stieß er verstört hervor. Hastig stellte er die Leuchte ab, kniete sich in den Dreck aus Sand und schweren Ballaststeinen und begann, hektisch zu suchen. Immer mehr Rauch sammelte sich nun auch unter Deck, trieb zu ihm und reizte seine Lungen und brannte ihm in den Augen. Auf der Suche nach dem Versteck wuchtete er Steine zur Seite, schaufelte mit den Händen Sand weg und wurde immer hektischer. Sehr viel länger konnte er nicht mehr hier unten bleiben. Das Feuer auf dem Vorschiff breitete sich offenbar rasend schnell aus und der Rauch unter Deck nahm immer mehr zu. Plötzlich bemerkte er einen dreckigen Zipfel Stoff, der zwischen zwei Ballaststeinen hervorschaute und nach einem Stück Segeltuch aussah. Und sowie er den ersten Stein angehoben und von sich gestoßen hatte, erfasste ihn eine Welle glückseliger Erlösung. Denn unter dem schweren Brocken kam der alte Beutel mit dem ledernen Tragegurt zum Vorschein. Deutlich zeichnete sich unter dem verschmutzten Segeltuch die Form des schwarzen Würfels ab, der den Heiligen Gral in seinem Innern verbarg. Tarik stieß ein stummes Dankgebet aus, schob noch einen zweiten Gesteinsbrocken zur Seite und zerrte hustend den Beutel aus der Höhlung. Ihm war, als könnte er über den Stimmenlärm hinweg schon das Prasseln der Flammen hören, die sich immer weiter mittschiffs fraßen. Immer dichter waberten die Rauchschwa den durch das Unterschiff. Es war allerhöchste Zeit, dass er vom Schiff kam, sonst würde die Calatrava für ihn noch zur unentrinn baren Todesfalle! In dem Moment, in dem er sich aufrichtete, herrschte ihn von hinten eine misstrauische Stimme an. »Was hast du hier unten zu suchen, Bursche? Und was ist das für ein Beutel, den du gerade an dich genommen hast?« Zu Tode erschrocken fuhr Tarik herum. Bei dem wüsten Geschrei, das vom Kai und vom Oberdeck der Galeere zu ihm herunterdrang, hatte er nicht gehört, dass jemand den Niedergang herabgestiegen und hinter ihn getreten war. Und es handelte sich ausgerechnet um einen jener Wärter, die in den Tagen ihrer Gefangenschaft an Bord vor der Segeltuchkammer Wache geschoben und ihn am Abend ihrer Ankunft in Cairo zusammen mit seinen Freunden vor den Emir geführt hatten. Und der Mamelucke, der mit blank gezogenem Dolch vor ihm stand, sah sofort, wen er
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