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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe
Autoren: David Farland
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Hunderte, sondern Tausende von Gaben der Anmut zu besitzen.
    Also führte Pashtuk sie stundenlang voran und bog
    schließlich von der Straße ab, sobald sie Raj Ahtens Truppen passierten, die in der Nähe der Festung bei Mutabayim vorbeimarschierten. Borenson schlief erneut im Sattel ein.
    Die fünf hatten die schwerbewachte Grenze des
    Hestgebirges erreicht, als Pashtuk endlich anhielt, um Borenson zum Abendessen zu wecken.
    Soeben brach die Nacht an. Pashtuk half Borenson vom
    Pferd. »Schlaft hier eine Stunde, ich werde derweil das Abendessen für Ihre Hoheit zubereiten.«
    Ohne weitere Umstände ließ sich Borenson auf die
    Fichtennadeln fallen und hätte tief und fest geschlafen, wäre da nicht Saffiras Parfüm gewesen.
    Als sie vorüberging, erwachte er. Er setzte sich auf und beobachtete ihre eleganten Bewegungen, was ihm ein finsteres, warnendes Stirnrunzeln von Ha’Pim einbrachte.
    Tauben gurrten in den nahen Fichten, und die trockene Bergluft trug die Frische eines nahen Baches heran. Borenson ließ den Blick nach Westen wandern.
    Nie zuvor hatte er einen Sonnenuntergang über der
    indhopalischen Salzwüste erlebt, und jetzt, nachdem er einmal Zeuge dieses Schauspiels geworden war, würde er es sein Lebtag nicht mehr vergessen. Im Westen hüllte sich die Wüste in ein sanftes Violett und erstreckte sich auf Hunderte Meilen vollkommen eben vor ihm, während der Abendwind den Staub über den Niederungen gerade so weit aufwirbelte, daß ein wenig roter Sand im fernen Dunstschleier zu treiben schien. Die Sonne wirkte übergroß, wie sie dort am Horizont versank – eine riesige, aufgequollene Perle von der Farbe einer Rose.
    Und dennoch verblaßte diese Schönheit im Vergleich mit Saffiras Lieblichkeit. Die Frau schlenderte den Hang hinunter in den Schutz des engen Tals und kniete neben einem Teich im Fels nieder, wo Honigbienen die neben dem Felsen wachsenden Nachtkerzen summend umschwärmten. Da sie
    nun ihren Schleier abnahm und dazu den Schal, der ihren Kopf und ihre Schultern bedeckte, empfand Borenson ihre Lieblichkeit als reine Qual. Sie peinigte den Körper und zerfraß den Verstand.
    Eine halbe Stunde lang blieb sie über den Tümpel gebeugt sitzen und betrachtete ihr Spiegelbild. Während der letzten Stunden hatten die Konkubinen Hunderte oder gar Tausende von Gaben der Anmut auf sie übertragen, während andere sie mit Gaben der Stimmgewalt versahen.
    Sie blickte über die Schulter und sah, daß Borenson wach war und sie anstarrte.
    »Sir Borenson«, sagte sie mit honigsüßer Stimme, »kommt und setzt Euch zu mir.«
    Borenson erhob sich und spürte, wie von der Anstrengung die Beine unter ihm nachgeben wollten. Er bewegte seine Gliedmaßen, als handelte es sich um klobige Baumstämme, bis er schließlich vor Saffira auf die Knie fiel. Freundlich lächelnd legte sie ihre Hand für einen kurzen Moment auf die seine.
    Ha’Pim trat näher und umfaßte mit der fleischigen Hand den Griff seines Dolchs. Er war ein riesenhafter Kerl, mit einem finsteren und mürrischen Gesichtsausdruck.
    »Werde ich ein würdiger Bote sein, Euer Bittgesuch um Frieden zu überbringen?« fragte Saffira.
    »Würdig«, war alles, was Borenson rauh hervorbrachte.
    »Über alle Maßen würdig.« Ihre Stimme klang in seinen Ohren wie Musik, seine eigene dagegen erschien ihm wie das Krächzen einer Krähe.
    »Verratet mir«, bat ihn Saffira, »habt Ihr eine Gemahlin?«
    Borenson mußte einen Augenblick nachdenken. Er blinzelte nervös. »So… ist es, meine Dame.«
    »Ist sie hübsch?«
    Was sollte er darauf antworten? Er hatte Myrrima sehr hübsch gefunden, doch verglichen mit Saffira wirkte sie fast wie ein Trampel. »Nein, meine Dame.«
    »Wie lange seid Ihr verheiratet?«
    Er versuchte sich zu erinnern, es wollte ihm jedoch nicht recht gelingen, die Tage zu zählen. »Einige Tage – mehr als zwei. Vielleicht drei.« Bestimmt höre ich mich wie ein Trottel an, dachte er.
    »Aber Ihr seid recht alt. Hattet Ihr vorher noch nie eine Gemahlin?«
    »Was?« fragte er. »Vier, glaube ich.«
    »Vier Gemahlinnen?« fragte Saffira und zog überrascht eine Braue hoch. »Das sind viele Frauen für einen Mann aus Rofehavan. Ich dachte, bei Euch erwählt man stets nur eine.«
    »Nein, ich meinte, es sind vier Tage seit meiner Hochzeit«, brachte Borenson hervor. »Ich bin ziemlich sicher. Vier Tage.«
    Er versuchte seinen Worten ein wenig Nachdruck zu
    verleihen.
    »Aber keine weiteren Gemahlinnen?«
    »Nein, meine Dame«, antwortete
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