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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi
Autoren: Ulrich Hefner
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er selbst die Verwirrung. Ein verdammt schlauer Plan.«
    »Dann erst recht. Auf nach Masada, um unserer Wahrheit willen!«
     
     
    München, Bayrisches Landeskriminalamt, Dez. 63 …
     
    Bukowski ließ sich erschöpft auf seinen Schreibtischstuhl fallen, kramte eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie an. Aus einer Schublade zog er den kleinen Aschenbecher, den er darin versteckt hatte, nachdem er Lisa versprochen hatte, im Büro nicht mehr zu rauchen.
    Er war erledigt, der Tag hatte geschlaucht. Die Vernehmung der Frau im Klinikum und die richterlichen Vernehmungen von Thomas Stein und seinen Begleitern waren abgeschlossen. Ein Strafverfahren würde es in Deutschland nicht geben, da die französischen Behörden einen Auslieferungsantrag für Michelle Le Blanc und Thierry Gaumond gestellt hatten. Sicher war, dass Fabrizio Santini, genannt der Teufel, und Marcel Mardin, der Boxer, die Morde an den drei Kirchenmännern und an dem Mordopfer vom Watzmann, das mittlerweile aufgrund von DNA-Material tatsächlich als der vermisste Professor Chaim Raful identifiziert worden war, ausgeführt hatten. Der vierte im Bunde, Antonio di Salvo, ebenfalls ein in ganz Europa gesuchter Verbrecher, hatte bei dem SEK-Einsatz in der Amalienstraße den Tod gefunden. Ihm und Le Blanc konnten die Morde an Gina Andreotti und Professor Jonathan Hawke angelastet werden. Die Frau hatte ihre Beteiligung zugegeben. Und hinter allem stand Pierre Benoit, der reiche französische Geschäftsmann. Zielfahnder der Police national hatten ihn in Brasilien ausfindig gemacht. Seine Verhaftung war nur noch eine Frage der Zeit. Die Sonderkommission La Croix Valmer sollte in den nächsten Wochen ihre Arbeit aufnehmen und die restlichen Verbindungen aufklären.
    Ein Komplott reicher europäischer Geschäftsleute, die in einem Sumpf aus Mord und Korruption ihre Macht und ihren Reichtum vermehrten. Dieser Sumpf musste ausgetrocknet werden.
    Bukowski konnte zufrieden sein, auch wenn eine Menge Schreibarbeit auf ihn wartete. Der Fall war gelöst, und die Mörder würden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen.
    Er nahm den letzten Zug von seiner Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus. Anschließend erhob er sich und öffnete die Fenster. Lisa würde bald vom Frauenarzt zurückkehren. Sie hatte heute dort ihren ersten Termin.
    Bukowski hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass er Vater werden würde. Doch wie sollte es dann weitergehen? Lisa konnte nicht wieder zurück in diese Abteilung, in der er nach wie vor Chef sein würde. Deswegen hatte er vor, sich bei Maxime zu melden und seine Mitarbeit bei der Sonderkommission anzubieten. Er kannte dies aus früheren Zeiten. Solche Kommissionen konnten sich hinziehen und lange dauern. Und dann würde er die letzten beiden Jahre bis zu seiner Pensionierung auch noch irgendwie bewältigen. Vielleicht in der Aktenhaltung oder der Datenstation, oder vielleicht gab es bis dahin schon die Möglichkeit, Altersteilzeit in Anspruch zu nehmen.
    Mein Gott, Lisa war fünfundzwanzig Jahre jünger als er, warum hatte er sich nur auf diese Nacht in Paris eingelassen.
    Bukowski erschrak, als die Tür aufgestoßen wurde. Lisa betrat das Büro, sie lächelte.
    »Du hast wieder geraucht«, sagte sie.
    »Hab ich das?«
    »Ich kann es ganz deutlich riechen, auch wenn du das Fenster aufgemacht hast.«
    Bukowski hob entschuldigend die Hände. »Ich sollte mir angewöhnen, hinauszugehen, entschuldige.«
    Lisa fasste in ihre Handtasche und warf ihm drei papierene Fotoprints auf den Tisch. Bukowski setzte sich hinter seinen Schreibtisch und nahm sie zur Hand. Er betrachtete die Fotoprints, die aus unterschiedlichen, grauen Schattierungen bestanden. Er drehte sie hin und her, bis ihm Lisa über die Schulter griff und sie richtig ausrichtete.
    »Was ist das?«, fragte Bukowski.
    »Was glaubst du?«
    »So was wie eine Landkarte, würde ich sagen. Eine Satellitenaufnahme der Wüste oder eines Hochplateaus.«
    Lisa schüttelte den Kopf. Sie war fröhlich, fast freudiger Stimmung.
    »Das ist deine Tochter oder dein Sohn«, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. »Das in der Mitte.«
    »Der dunkle Fleck?«
    »Ja, genau«, bestätigte Lisa. »Der dunkle Fleck.«
    Eingehend betrachtete Bukowski das Bild.
    Lisa setzte sich hinter den Schreibtisch. »Du wirst dir das Rauchen abgewöhnen müssen. Oder willst du dich aus deiner Verantwortung stehlen, so wie ihr Kerle das normalerweise zu tun pflegt?«
    Bukowskis Mund stand weit offen.
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